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Die Caritas und „ihr” Geld

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Am 7. November 1964 konnte der 21. Kindergarten von Linz, der Landeshauptstadt und Bischofstadt, eingeweiht werden. Es ist dies der Kindergarten St. Berthold der Pfarre St. Magdalena, der im Gebiet der am 1. Jänner 1963 neu errichteten Expositur Linz- Heiliger Geist im Gelände der kommenden Sozialhochschule errichtet wurde. In der Ansprache nach der Weihe konnte ich darauf hinweisen, daß dieser Kindergarten als sozial-pädagogische Einrichtung seine besondere Bedeutung neben der geplanten Sozialschule habe. Der Kindergarten ist in der Hin am St.-Elisabeth-Sonntag des Jahres 1963 in allen Kirchen der Diözese. In der Woche vorher konnte der Kindergarten Linz-Sankt Theresia aus sehr beengten Räumlichkeiten in den neu für diesen Zweck adaptierten alten Pfarrhof umziehen. In der Bannmeile von Linz erhielt die Bruder-Klaus-Pfarre in Doppl ein neues Kindergartengebäude. Seine idyllische Lage, die einen kleinen Wald in den Erholungsraum der Kinder einbezieht, hat ihm von Anfang an den Namen „Waldkindergarten” verschafft. Ebenfalls um diese Zeit fand die Gleichenfeier des Kindergartens sicht bedeutsam, weil er durch die Bundesgebäudeverwaltung in mustergültiger Weise in einen Wohnblock eingebaut wurde. Bei der Besichtigung der im Parterre gelegenen Räume waren die vielen Ehrengäste und Teilnehmer an der Feier, besonders aber die Eltern, voll des Lobes über die schöne und praktische Lösung, die hier gefunden wurde. Ich konnte in der Ansprache auch mitteilen, daß die Diözesancaritas zu den Kosten dieses Kindergartens den Betrag von rund 150.000 Schilling beigetragen habe. Diese 150.000 Schilling sind etwa 10 Prozent des Ergebnisses der traditionellen Kirchensammlung

St. Severin statt, und auch die Kindergärten in Sierning und Naarn gehen der Vollendung entgegen, ohne daß damit die Aufzählung vollständig wäre. Bei all diesen Kindergartenneubauten, Vergrößerungen und Adaptierungen stellte die Diözesancaritas beträchtliche Mittel zur Verfügung, die vielfach den Bau erst möglich machten. Das Geld hierfür kam und kommt vor allem aus den zwei Haupt- finanzquellen, die die Diözesancaritas Linz besitzt: der durch Tausende von eifrigen freiwilligen Helfern durchgeführten Haussammlung (1964 rund drei Millionen) und der erst erwähnten St.-Elisabeth-Kirchensammlung.

Es sei aber auch dankbar der Spenden und Mittelbeschaffung der Pfarren, der Eltern, der örtlichen Stellen gedacht, die für den eigenen Kindergarten so beträchtliche Summen zur Verfügung stellen.

Ein Kindergartenprojekt sei aber auch hier noch besonders erwähnt: der „Papst-Johannes-Kindergarten” in der Pfarre Linz, Sankt Peter am Spalierhof, wohin die alte Pfarre St. Peter, die auf dem jetzigen VÖESt.-Gelände stand, übertragen wurde. Dieser Kindergarten soll in der Diözese Linz für alle Zukunft das Andenken des so beliebten Papstes Johannes XXIII. in Erinnerung halten. Die Mittel hierfür sollen zum Teil durch die sogenannte „Restdevisenaktion” im ganzen Land aufgebracht werden. Urlauber und Pilger, die mit Resten von Auslandsdevisen heimkommen, werden gebeten, diese Devisen nicht in einer Schublade liegenzulassen, sondern für den Papst-Johannes-Kindergarten zu spenden. Begeistert und eifrig tun bei dieser Aktion natürlich auch die Kinder der 160 Caritas-Kindergärten in der Diözese mit.

Die skeptische Frage

Mit diesem Hinweis auf die Kindergartenarbeit der Caritas ist auch schon eine Teilantwort auf die Frage gegeben, die man als die der Caritas am meisten gestellte bezeichnen kann: Was tut die Caritas mit ihrem Geld? Diese Frage ist oft skeptisch, vorwurfsvoll, ja mißtrauisch gestellt, mit dem Unterton: es werden ja doch von der Cqritas immer wieder die Gewohnheitsbettler, die Arbeitsscheuen und die Trinker unterstützt. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Es sind Sozialeinrichtungen, die der Allgemeinheit zugutekommen, die die öffentliche Hand in einem dem Steuerzahler meist unbekannten Ausmaß entlasten, und es sind die echten persönlichen Notfälle, für die die Caritas „ihr” Geld verwendet.

Bei dieser Verwendung des Geldes ereignet sich nun etwas sehr Schönes, was man sogar die wunderbare Schillingvermehrung nennen könnte. Jeder der Caritas geschenkte Schilling hat die Eigenschaft, sich zu vervielfältigen, indem er andere Schillinge für das Gute aktiviert und mobilisiert. Diese Schillinge werden ja vielfach auch für Pionierarbeiten oder für einzig dastehende sozial-karitative Einrichtungen im Lande verwendet. Dieses Mobilisieren von Schillingen an vielen Orten und Enden gilt ganz besonders auch für die Subventionen, die die Caritas von der öffentlichen Hand, besonders vom Land Oberösterreich, dessen Aufgeschlossenheit hier dankbar anerkannt sei, erhält. Es sei dies im folgenden an drei Beispielen gezeigt: Die Caritas führt in Gallneukirchen das im Eigentum des Seraphischen Liebeswerkes stehende Heim St. Elisabeth. Rund 40 körperbehinderte Mädchen schaffen sich dort mühsam, tapfer und zukunftsgläubig eine Existenzgrundlage für ihr kommendes Leben durch die Ausbildung zur Strickerin und Damenkleidermacherin. Viele von diesen, die sich durch diese Ausbildung ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können, würden ohne diese Ausbildungsmöglichkeit ihr ganzes Leben lang der öffentlichen Fürsorge zur Last fallen. Bis zum Zeitpunkt, da dieser Artikel geschrieben wird, betrug der Gesamtaufwand für den ständig betriebenen Ausbau rund zweieinhalb Millionen. Die Subvention der oberösterreichischen Landesregierung, die entscheidend mithalf, betrug bis 1963 740.000 Schilling.

Die Sammelbüchsenaktion

Das Institut St. Pius für Schwerbehinderte Kinder — es ist das einzige dieser Art in Oberösterreich —, das derzeit 150 Schwerbehinderten Kindern Heimat und Schule ist, erhielt bis 1964 von der oberösterreichischen Landesregierung 2,4 Millionen Schilling. In der gleichen Zeit wurden durch die Diözesan-

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