7081834-1994_02_11.jpg
Digital In Arbeit

Die Einheitsschule ist ein antiquiertes Modell

Werbung
Werbung
Werbung

Die Hauptschule stellt im österreichischen Schulsystem eine tragende Säule dar. 70 Prozent aller zehn- bis 14jährigen Schüler wählen österreichweit diesen Ausbildungsweg. Die gute Akzeptanz bei der Bevölkerung liegt wohl darin, daß in der Hauptschule der Bil- dungs- und Erziehungsauftrag bestens erfüllt wird. Allerdings muß man die Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Bereichen anerkennen. Das Problem in den bevölkerungsmäßigen Ballungsräumen liegt darin, daß ein hoher Prozentsatz der Schüler nach der Volksschule in die Langform einer AHS Übertritt. Grundsätzlich ist dieser Wettbewerb der Schularten positiv zu sehen.

Die Österreichische Volkspartei hat sich seit langem bemüht und auch Schulversuche initiiert, die in Richtung Schwerpunktbildung an Hauptschulen gingen.

In der 14. Novelle zum Schulorganisationsgesetz wurde die Möglichkeit der Schwerpunktsetzung in die schulautonome Entscheidung übertragen. So kann man besser auf die regionalen Bedürfnisse eingehen und der Schulgemeinschaftsausschuß kann verstärkt bei der Eigenprofilbildung der Hauptschule mit- wirken.

Es gibt musische, sportliche Hauptschulen, aber auch solche mit dem Schwerpunkt Fremdenverkehr. Diese Maßnahmen haben einen großen Motivationsschub aller Beteiligten bewirkt und auch die Akzeptanz der Hauptschule erhöht. Dies trifft auch auf die bevölkerungsmäßigen Ballungsräume zu, wie dies am Beispiel der Stadt Salzburg bewiesen wird.

„JEDEM DAS SEINE“

Während Österreich weit die Schülerströme mit 70 Prozent Hauptschule, 27 Prozent Langform der AHS und etwa drei Prozent Sonderschüler verteilt sind, gehen in der Stadt Salzburg 75 Prozent der Zehn- bis 14jährigen in die Hauptschulen, der Anteil ist steigend. Im Schuljahr 1992/93 waren es 3.117 Schüler, heuer sind es 3.246. Damit ist bewiesen, daß eine positive Imagesteigerung auch eine beachtliche Steigerungsrate bei der Schülerakzeptanz bringt.

Dieser Trend liegt im Gegensatz zu anderen Ballungsräumen, wo man, ideologisch motiviert, bewußt die Hauptschule mies macht und sie damit zur Restschule abstempeln will.

Betrachtet man die internationale Entwicklung etwa in den europäischen Oststaaten, in Portugal und Frankreich so

ist festzustellen, daß die antiquierte Ideologie der zwanziger Jahre im Sinne der Einheitsschule heute kein Modell ist, das den Anforderungen der Gesellschaft gerecht werden kann.

Für die Zukunft ist aus der Sicht der ÖVP in der Hauptschule das Bildungsziel der Berufsorientierung noch besser herauszuarbeiten. Bereits ab der ersten Klasse sollen die Schüler über die Schullaufbahn beziehungsweise über die Berufswahlmöglichkeiten individuell und umfassend informiert werden. Nur dann wird der Übertritt in die Arbeitswelt zufriedenstellend gelingen. Handelt es sich doch dabei um einen wichtigen Schritt für jeden jungen Menschen.

Die ÖVP wird daher nach wie vor vehement für die Vielfalt im Schulsystem ein- treten, um entsprechend den Begabungen, Talenten und Neigungen die Antriebskräfte der Kinder im Sinne einer individuellen Förderung bestmöglich mobilisieren zu können.

Für eine zukunftsorientierte Bildungspolitik muß das Motto lauten: „Nicht jedem das Gleiche, sondern jedem das Seine!“

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung