Die Gewerkschaft der Studiosi

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Jeder braucht sie, keiner liebt sie. Die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) als gesetzliche Interessenvertretung der 250.000 Studentinnen und Studenten teilt das Schicksal mancher Berufsvereinigungen und Standesvertretungen. In vier Wochen, vom 26. bis 28. Mai, werden die Vertreter aller Studierenden an den Universitäten, Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen gewählt. Das politische Sorgenkind Nummer eins ist dabei die geringe Beteiligung an der ÖH-Wahl.

Bei der letzten ÖH-Wahl im Mai 2007 lag die Wahlbeteiligung bei "katastrophalen 28,3 Prozent", schreibt etwa Public Opinion in einer Kurzanalyse. Das sei, so heißt es weiter, für die Legitimation dieser Körperschaft "nicht sehr positiv". Die letzte Wahl brachte deutliche Stimmenverluste für die zuvor agierende links-grüne Mehrheit und Gewinne für die Aktionsgemeinschaft (AG), die wieder zur stärksten Fraktion wurde.

Die AG unter ihrem Spitzenkandidaten und Bundesvorsitzenden Samir Al-Mobayyed (Bild) verteidigt einen Stimmenanteil von 31,3 Prozent und damit 20 Mandate. Auf Platz zwei folgen Grüne und alternative Studenten (GRAS), die mit knapp 22 Prozent der Stimmen 15 Mandate erreichten. Den dritten Platz nach Mandaten belegten mit 13 von 66 in der Bundesvertretung die Fachschaftslisten (FLO), die heuer von 15 Prozent Stimmenanteil ausgehend stärkste Fraktion werden wollen. Der Verband Sozialistischer Studenten (VSStÖ) erreichte 2007 mit 17 Prozent Stimmenanteil (er verlor mit minus 4 Prozent am stärksten zugunsten der AG, die 6,5 Prozentpunkte zulegte) elf Mandate. Eher abgeschlagen liegen die freiheitlichen, die liberalen und die kommunistischen Studenten, die Stimmenanteile von jeweils etwas über zwei Prozent erreichten.

Kritik an Umsetzung von Bologna

Mit Kritik an der ihrer Ansicht nach schleppenden Umsetzung der neuen Studienarchitektur nach dem Bologna-Prozess meldeten sich diese Woche alle Fraktionen der Hochschülerschaft zu Wort. Immerhin tagten zeitgleich die 46 der am Bologna-Prozess beteiligten Bildungsminister in der belgischen Ortschaft Leuven, und die sollten vom Katalog der Klagen etwas erfahren.

Die schwerstwiegenden Mängel sehen die Studiosi bei der Anrechenbarkeit von Leistungen, den überfüllten Studienplänen und der unterschiedlichen Umsetzung europaweit gleichlautender Richtlinien. Zudem verlaufe die Umsetzung in Österreich völlig unkoordiniert, einzelne Universitäten hätten miteinander nicht kompatible Systeme.

Ob die Formulierung studentischen Ärgers die Wahlbeteiligung hebt, ist ungewiss. Das erstmalige E-Voting ist vielleicht ein Weg dorthin. (c.r.)

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