Mehr als 400 Jahre lang war der Rektorenstuhl der Karl-Franzens-Universität Graz vom Männern besetzt. Mit Semesterbeginn steht erstmals eine Frau der zweitältesten Universität des Landes vor: Die Neuropsychologin Christa Neuper.
Als Uni-Chefin ist die Grazerin zwar eine Rarität aber kein Einzelfall: Auch die Technische Universität Wien wird seit 1. Oktober von einer Frau geleitet. Sabine Seidler ist damit die erste Frau in Österreich, die einer technischen Hochschule vorsteht. Angelobung feiert zu Semesterstart auch Eva Blimlinger als neue Rektorin der Akademie für Bildende Künste in Wien. Sie hat mit zwei Vizerektorinnen ein gänzlich weibliches Team hinter sich. Und an der Veterinärmedizinischen Universität Wien ist Sonja Hammerschmid bereits seit einem Jahr Rektorin.
Mit den vier Frauen an der Spitze von österreichischen Universitäten ist die Rektorinnenquote innerhalb von einem Jahr von null auf 21 Prozent gestiegen. 15 österreichischen Hochschulen stehen Männer vor. Die Rektorenposten an der Uni Innsbruck und der Kunstuniversität Graz sind noch nicht nachbesetzt.
Von null auf 21 Prozent
Den Angelobungen von Neuper, Seidler und Blimlinger zum Trotz bleibt der Wissenschaftsbetrieb in Österreich aber männlich dominiert: Obwohl der Frauenanteil unter Studierenden bei 53 Prozent liegt, sind nur 20 Prozent aller Professuren weiblich besetzt.
Sowohl Neuper als auch Hammerschmied sprachen sich jüngst für Zugangsregelungen bei Massenfächern aus. Dem koalitionären Streitthema Studiengebühren stehen die neuen Rektorinnen aber skeptisch bis ablehnend gegenüber: Seidler erinnert daran, dass bei der Einführung der Studiengebühren 2001 das Uni-Budget um den entsprechenden Betrag gekürzt wurde. Und die Grazer Neo-Rektorin Neuper sagt: "Wichtig ist ein Gesamtpaket, das die Universitätenfinanzierung sicherstellt. Allein mit dem Thema Studiengebühren kann man das Problem nicht lösen.“ (dol)
