Die Zukunft ist interdisziplinär

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Ein neuer Präsident, neue Ziele: Die Donau-Universität Krems sucht die Gleichstellung mit den anderen österreichischen Universitäten.

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Ein neuer Präsident, neue Ziele: Die Donau-Universität Krems sucht die Gleichstellung mit den anderen österreichischen Universitäten.

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Sie sei unnötig, habe zuwenig Studenten, verschlinge zu viel Geld, habe einen aufgeblähten Verwaltungsapparat, und überhaupt sei der Standort Krems, 80 Kilometer westlich von Wien, schlecht gewählt, meinen die Kritiker der neuen und einzigen Universität in Nieder-österreich. Der neue Präsident der Donau-Universität Krems (DU) Werner Fröhlich, seit 1. Jänner dieses Jahres im Amt, ist da anderer Ansicht. "Die Uni ist besser als ihr Image", sagt er, und dieses will er nun aufpolieren.

Werner Fröhlich, zuvor Leiter des Institutes für Managementwissenschaften an der Universität Flensburg, will die Kritiker der Kremser Uni eines Besseren belehren. Bis zum Ende seiner vierjährigen Amtszeit im Jahr 2002 sollen in Krems über 3.000 Studierende inskripiert sein. 800 sind es derzeit, über 1.000 werden es voraussichtlich im Jahr 2000 sein.

Auch den Vollausbau zur Campus-Universität nach angelsächsischem Muster will er vorantreiben. In den kommenden drei Jahren sollen in Gebäude-Renovierung und Infrastruktur 160 Millionen Schilling investiert werden.

Ebenso will Werner Fröhlich eine Gleichstellung der Kremser Uni mit anderen österreichischen Universitäten im Universitäts-Organisations-Gesetz (UOG) erreichen. Dies würde bedeuten, daß die Studenten in Krems künftig mit dem Doktortitel abschließen können. Bisher ist dies nicht möglich, denn die Kremser Uni, die aufgrund eines eigenen Bundesverfassungsgesetzes gegründet wurde, gilt lediglich als Universitätszentrum für postgraduale Aus- und Weiterbildung. Die Absolventen der Lehrgänge erhalten entweder den Titel "Master of ..." oder "akademisch geprüfter ...".

Geht es nach den Vorstellungen des neuen Uni-Chefs, wird es einen dreistufigen Graduierungsmodus geben: Bachelor, Master und Doktorant. Wobei der Bachelor die Grundstufe ist, die Besten eines Bachelor-Lehrganges einen Master-Lehrgang besuchen und danach auch noch ein Doktorantenstudium anhängen können. "Auch wenn es den Bachelor geben wird, werden wir uns strategisch dauerhaft auf die postgraduale Aus- und Weiterbildung konzentrieren", gibt Präsident Fröhlich der DU seinen Weg in die Zukunft vor.

Auch in der Administration hat sich einiges geändert. Der neue Präsident wird nicht wie bisher von zwei Vizepräsidenten unterstützt. Er agiert alleine, in enger Zusammenarbeit mit dem Vorsitzenden des Kollegiums Dieter Falkenhagen, Leiter der Abteilung Umwelt- und medizinische Wissenschaften an der DU Krems, der ebenfalls - allerdings schon vor einigen Jahren - von Deutschland an die Donau übersiedelt ist.

Den Kern der niederösterreichischen Uni bilden auch unter der Ägide des neuen Präsidenten die fünf Abteilungen: Telekommunikation, Information und Medien; Europäische Integration; Kulturwissenschaften; Umwelt- und medizinische Wissenschaften Wirtschafts- und Managementwissenschaften. Sie auszubauen und mit nachfrage- und marktorientierten Lehrgängen auszustatten, ist das Bestreben der neuen Universitäts-Führung.

Auch am Prinzip der Lehre des interdisziplinären Denkens - "vernetzt" ist das Lieblingswort so mancher Mitglieder des Kremser Kollegiums - soll festgehalten werden. "Gerade darin liegt eine der großen Stärken der DU", konstatiert Falkenhagen. Die Kremser Uni hat keinen fixen Lehrkörper, kauft die Dozenten sozusagen zu und ist, nach Meinung Falkenhagens, gegenüber anderen Universitäten flexibler. So ist es möglich, daß neben den verschiedensten Theoretikern auch ein großer Teil der Lehre von Praktikern vermittelt wird.

Sorgenkind der Donau-Universität ist die Forschung, der die Uni neben Lehre und wissenschaftlicher Dienstleistung verpflichtet ist. Denn abgesehen von der Abteilung für Biomedizin, die das Aushängeschild ist und tatsächlich international anerkannt und erfolgreich arbeitet, tut sich im Forschungsbereich wenig. Fröhlich: "Da müssen wir in einigen Abteilungen zulegen." Dieter Falkenhagen ortet das Forschungsmanko auch im Umstand, daß "gerade die Donau-Universität von Kritikern und Medien ständig an der Zahl ihrer Studenten gemessen wird. Also galt gezwungenermaßen das primäre Bestreben der meisten Abteilungen dem Aufbau der Lehrgänge. Die Lehre klappt jetzt perfekt, hier haben wir uns konsolidiert. Jetzt werden auch die anderen Abteilungen mehr Platz für die Forschung haben".

Die großen Kosten - 1999 sind vom Bund 52 Millionen Schilling im Budget vorgesehen, dazu kommen Landes- und Drittmittel über Sponsoren, Firmen und öffentliche Forschungsprojekte, und die Studiengebühren die die Studenten berappen müssen - sieht Falkenhagen relativ, da die Kremser Uni neu ist, Geld braucht, um eine entsprechende Infrastruktur aufzubauen und auch für die Renovierung des Gebäudes einiges an Budgetmitteln aufgeht. Die Studiengebühren dienen, so Falkenhagen, dem laufenden Lehrbetrieb und sichern seine hohe Qualität.

Eine andere Kritik kommt hauptsächlich von Wiener Universitätprofessoren. Sie meinen, daß postgraduale Aus- und Weiterbildung an den bestehenden Universitäten effizienter bewerkstelligt werden könne, weil die Infrastruktur besser und auch das entsprechende Lehrpersonal vorhanden ist. "Im Gegenteil", sagt das Kremser Führungsduo, "eben weil wir nicht in den herkömmlichen universitären Strukturen verhaftet sind, haben wir bessere Möglichkeiten. Wir schaffen völlig neue, interdisziplinäre Lehrgänge, die wir dem Markt anbieten. Das Risiko, daß ein Lehrgang nicht so angenommen wird, wie man sich das ursprünglich vorgestellt hat und daß dabei auch Geld verloren geht, müssen wir in Kauf nehmen."

Trotz aller Kritik und Kinderkrankheiten sehen Fröhlich und Falkenhagen der Zukunft der Uni an der Donau gelassen bis hoffnungsfroh entgegen. Fröhlich: "Die Aufbauarbeit meiner Vorgänger war gut, die Qualität der Uni und ihres Angebotes ist hochwertig, das Image werden wir durch gezielte und effiziente Vermarktung aufpolieren."

Der Autor ist freier Journalist und Absolvent der Europäischen Journalismus Akademie an der Donau Universität Krems Nächste Woche lesen Sie im Dossier: Primat der Politik versus Primat der Ökonomie * Hellmut Butterweck: Pro Primat der Politik * Karl-Peter Schwarz: Pro Primat der Ökonomie * Interview mit dem Publizisten Warnfried Dettling

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