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Ein Grand zum Feiern!

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Friedrich Funders Buch „Vom Gestern ins Heute” hat diese Jubiläumsbeilage inspiriert. Sein FüRCHE-Auftrag endet nicht mit dem Heute.

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Friedrich Funders Buch „Vom Gestern ins Heute” hat diese Jubiläumsbeilage inspiriert. Sein FüRCHE-Auftrag endet nicht mit dem Heute.

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Daß die FURCHE eine reiche Vergangenheit hat, macht ihr nun 50jähriges Bestehen bewußt - hat sie aber auch eine Zukunft? Und inwieweit werden, können, müssen ihre Vergangenheit und ihre Zukunft zusammengehören? Ist der Geist, den Friedrich Funder 1945 dieser Zeitung auf den Weg gab, auch heute gefragt, paßt er womöglich sogar noch ins dritte Jahrtausend?

Wäre das heutige FURCHE-Team nicht überzeugt von der ursprünglichen Idee dieser Zeitung und nicht zuversichtlich, sie auch in den nächsten Jahren zeitgemäß umsetzen und bewahren zu können, müßte man ernsthaft zögern, 50 Jahre FlJRCHE besonders zu feiern. Wir feiern - also bekennen wir uns zur Tradition. Wir feiern - also blicken wir hoffnungsvoll in die Zukunft.

Optimistisch sind wir, weil die FURCHE gerade wieder eine schwere Krise in ihrer nicht gerade problemlosen Geschichte überwunden hat. Zuversicht gibt uns, daß offenbar viele Neuabonnenten das neue Blattkonzept schätzen, das wir seit Mai dieses Jahres zu verwirklichen und zu verfeinern versuchen. Daß wir den ärgsten Klippen ausweichen konnten, ist noch lange kein Grund zu Euphorie oder zum Zurücklehnen. Das FlJRCHE-Team ist weiter mit aufgekrempelten Ärmeln am Werk, das Niveau der Zeitung zu verbessern.

Denn als die älteste und letzte klassische Wochenzeitung des Landes will die Furche ihr Bestehen im harten Konkurrenzkampf von heute und morgen anerkannter Qualität und nicht Almosen oder Anpassungen an den Zeitgeist verdanken. Und die FURCHE will noch viel älter als 50 Jahre werden!

Wer alte Ausgaben der FURCHE durchblättert, erkennt das ständige Bemühen, im Sinne Friedrich Funders „ein hohes geistiges Forum zu sein”, und das als „ein katholisches Blatt für die Weltleute und nicht ein religiöses Blatt im Sinne eines Kirchenblattes”, ausgestattet mit der „Fähigkeit, unbehindert durch Parteischranken der Gerechtigkeit und der christlichen Liebe zu dienen”.

Trautl Brandstaller zitierte 1969 in ihrem Buch „Die zugepflügte Furche”, was Friedrich Funder im September 1945 über die damals von ihm geplante Zeitung schrieb: „Zeitaufgeschlossen, auf das aktuelle Geschehen gerichtet, parteimäßig nicht gebunden, eine gesunde Demokratie bejahend, durch katholische Grundsätze bestimmt, will sie durch den zu bestellenden Grund ihre Furche ziehen ... In voller Achtung vor der redlichen Überzeugung Andersgesinnter wird unsere Wochenschrift zum Gedankenaustausch jedem offenstehen, der mit uns denselben Zielen zustrebt...”

Layout und Bessortbezeichnun-gen, Namen mögen sich ändern - die Leitlinien der FURCHE werden ihre

Redaktionelle Gestaltung: Elfi Thiemer

Gültigkeit nicht verlieren. Das derzeitige Programm der FURCHE, das sich völlig an Funders Erbe orientiert, lautet kurz gefaßt:

1. Die FURCHE befaßt sich mit Themen, die zu existentiellen Fragen des Menschen gehören: Was ist Ausgang, Sinn und Ziel meines Lebens? Was sind meine Lebensgrundlagen? Welches „Kapital” gibt meinem Leben Sicherheit? Mit wem trete ich in Beziehung? Worin besteht meine Mitverantwortung für Heimat und Welt? Wofür nütze ich meine (freie) Zeit?

2. Die FURCHE ist eine katholische Zeitung, aber kein Kirchenblatt. Be-ligiöse Themen und der religiöse Blickwinkel sollen daher nicht dominieren, aber wie in einer katholischen Schule oder in -einem katholischen Spital soll man sich darauf verlassen können, daß besonders gewissenhaft gearbeitet wird und die Leute etwas von ihrem Fach (Bildung, Medizin oder eben Journalismus) verstehen. Natürlich kommen auch in der FURCHE Fehler vor. Es kann auch Kritik manchmal sehr pointiert oder polemisch ausfallen und dadurch verletzend wirken. Wichtig ist, daß in der FURCHE solche Dinge höchstens „passieren” und nicht zu einem Konzept gehören, das auf Sensationen setzt und Inkompetenz der Mitarbeiter in Kauf nimmt.

3. Die FURCHE steht seit jeher für Toleranz (aber nicht gegenüber der Intoleranz und totalitären Ideologien) und Dialog, für das Austragen von Konflikten auf hohem Niveau. Wir sind bemüht, verschiedenen Stimmen Raum zu geben.

4. Die FURCHE konzentriert sich bei der nötigen Auswahl aus anfallenden Themen auf „mainstreams”, handelt also lieber weniger Themen ausführlich als viele Themen kurz und zwangsläufig zu wenig gründlich ab.

5. ßieFURCHE ist bemüht um Aktualität, aber nicht um den Preis von Oberflächlichkeit. Ehe ein Thema unseriös behandelt wird, kommt es gar nicht oder eine Woche später vor.

Wir feiern einen Geburtstag, und ein solcher beruht nicht auf eigener Leistung. Ein Ehepaar kann bei der Goldenen Hochzeit auf 50 Jahre Zusammenhalten verweisen. Wenn eine Zeitung fünf Jahrzehnte übersteht, haben zahllose Menschen dazu beigetragen: Redakteure, Angestellte im Verlag, in der Druckerei, Autoren und Leser, Inserenten und Sponsoren. Ihnen allen ist dafür zu danken, daß die heutige Redaktion dieses Jubiläum feiern kann.

Und im Fall der FURCHE wollen wir dankbar glauben und hoffen, daß auch der Segen Gottes diese Zeitung schützend begleitet.

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