Ein Lord gegen das Gleichmachen

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Sein voller Name lautet William Arthur Waldegrave, Baron Waldegrave of North Hill, of Chewton Mendip in the County of Somerset. Seit den Siebzigerjahren mischt der Vorstand der elitären Internatsschule Eton College in der Politik mit. Zuerst war der Konservative im Unterhaus des britischen Parlaments, hatte unter Premier John Major mehrere Ministerämter inne und ist inzwischen, von der Queen geadelt, als Lord im Oberhaus vertreten. Seine Reputation gilt - abgesehen von seiner dubiosen Rolle als Minister im Zuge der "Waffen-an-den-Irak-Affäre" - auf gut britisch als einfach"splendid". So weit, so gut.

Nun hat der Lord eine unfeine Drohung ausgesprochen: Er will aus der Conservative Party austreten, sollte dort tatsächlich der Plan umgesetzt werden, künftig bei der Stellenbesetzung die Gleichbehandlung von Absolventen privater und öffentlicher Schulen gegenüber Firmen zu forcieren. Diese Maßnahme ist nämlich Teil der "Life Chances"-Agenda der Tories, für die David Cameron gerade eifrig die Werbetrommel rührt. Damit wolle man mehr soziale Mobilität im traditions-und klassenbewussten Königreich ermöglichen. Ausgerechnet sein Kompagnon Cameron, der wie Waldegrave selbst Eton-Abgänger und Alumnus der Oxford University ist, hat die Maßnahme vorgeschlagen, "damit Arbeitgeber potenzielle Talente erkennen, und nicht nur die auf Hochglanz polierten Lebensläufe." Waldegrave aber erkennt in dem Vorhaben eine Diskriminierung der Privatschüler: "Ich halte es für falsch, Kinder für die Entscheidungen ihrer Eltern zu bestrafen und das Risiko einzugehen, dass wichtige Jobs im öffentlichen Sektor nicht aufgrund von Leistung vergeben werden könnten, sondern aufgrund sozialer Arrangements." Ob Waldegraves Sorge um benachteiligte "Etonians" berechtigt ist? Schon lange wird in Großbritannien kritisiert, dass zu viele einflussreiche Positionen von jenen sieben Prozent besetzt werden, die eine Privatschule besucht haben - wobei die Kosten nicht mit jenen österreichischer Privatschulen vergleichbar sind. Die Schulgebühren von Eton, wo neben den Prinzen William und Harry auch 19 britische Premiers die Schulbank drückten, belaufen sich auf rund 49.000 Euro pro Jahr. Auch die "durchschnittliche" britische Privatschule kostet rund 40.000 Euro. Die nun diskutierten Maßnahmen sollen Firmen übrigens nur als freiwillige Option nahegelegt werden -ohne Sanktionsmöglichkeit. Das meinte Shakespeare wohl mit "viel Lärm um nichts".

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