Ein neuer Typ von Wissenschaftsmanagerin

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Für Helmut Pechlaner, Vorsitzender des Universitätsrates der Veterinärmedizinischen Universität Wien und stets ein Mann der Tat, war die Sache sehr rasch klar: „Bei uns spielt die Politik in diesem Fall keine Rolle. Ich habe mich für sie in die Bresche geworfen und sie wurde bestellt.“ Sie, das ist Sonja Hammerschmid, eine Molekularbiologin, die mit 42 Jahren zur Rektorin der Vetmeduni Vienna bestellt wurde. Sie ist die zweite Frau in Österreich, die es auf einen Rektorsposten schaffte. Sie ist derzeit die einzige amtierende, denn im Vorjahr warf Ingela Bruner nach zweijähriger Tätigkeit als Rektorin an der Universität für Bodenkultur entnervt das Handtuch.

Die Politik hätte der verheirateten und kinderlosen Hammerschmid beinahe einen Strich durch die Rechnung akademischer Laufbahn gemacht, denn im Wirtschaftsministerium erfreute sie sich großer Wertschätzung, vor allem bei Ressortchef Reinhold Mitterlehner. Die Oberösterreicherin und promovierte Naturwissenschafterin (Dissertation: cDNA Klonierung und Charakterisierung des humanen ApoB mRNA Editingenzyms) hatte nach und neben mehrjähriger internationaler Tätigkeit in einem Pharmaunternehmen vor zehn Jahren einen Kurs „BWL für Manager“ und dann einen „BWL Crash Kurs“ belegt. 1999 startete sie ihre Laufbahn als Managerin in der Innovationsagentur GmbH, leitete das Impulsprogramm Biotechnologie. Vier Jahre später, ab 2003, war sie Gesamtprokuristin der Förderbank Austria Wirtschaftsservice (aws), einer Spezialbank nach dem Bankwesengesetz, in welche sie zudem den Bereich Technologie leitete. In ihrer sechsjährigen Tätigkeit als Geschäftsführerin war sie personal- und budgetverantwortlich, zuständig zudem für Transfers von Technologie und Entwicklung von Strategien.

Viele Ziele für die „Vetmed“

Diese berufliche Laufbahn gab den Ausschlag für das Votum Pechlaners und des Universitätsrates. Pechlaner: „Hammerschmid stellt einen neuen Typ von Wissenschaftsmanagerin dar. Sie vereint wissenschaftliche Expertise mit wirtschaftlicher Kompetenz.“ Und genau das sei, so Pechlaner, „vor dem Hintergrund sich verändernder Anforderungen an die Universität stark nachgefragt“. Deswegen – und nicht zuletzt wegen ihrer Vernetzung in Politik und Verwaltung – war Hammerschmid bereits im März 2008 in den Universitätsrat der Vetmeduni Vienna berufen worden, dessen stellvertretende Vorsitzende sie war. Die Erfahrungen in dieser Funktion hätten sie darin bestärkt, sich um das Rektorat zu bewerben, denn sie wolle „die Geschicke der Universität selbst aktiv gestalten“, wie sie in ihrer Motivation erläuterte.

An der „Vetmed“, wie die einzige Veterinärmedizinische Universität genannt wird, will Hammerschmid in der Qualität der Ausbildung exzellenten Standards entsprechen, neue Berufsbilder entwickeln, die Nähe und den Kontakt zur Praxis intensiver gestalten, die Forschung auf Zukunftsthemen fokussieren, Forschungsergebnisse verwerten, Kooperationen entwickeln und Drittmittel erschließen. Die „Vetmed“ sei eine Gesundheitsuniversität mit öffentlichen Aufgaben für Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit, sagt die neue Rektorin.

Als Frau fühle sie sich in dieser Position schon „ein wenig als Vorreiterin“, aber ein Problem sei das nicht: „Ich bin es gewohnt, zwischen Männern zu agieren.“ (red)

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