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Eltern-Bildung über Mutter-Kind-Paß

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Familienministerin Maria Rauch-Kallat will jungen Eltern vorbeugende Beratung anstatt Krisenintervention bei der Kindererziehung anbieten.

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Familienministerin Maria Rauch-Kallat will jungen Eltern vorbeugende Beratung anstatt Krisenintervention bei der Kindererziehung anbieten.

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Ich denke daran, ein verpflichtendes Beratungsgespräch für Eltern von dreijährigen Kindern anzubieten, möglicherweise verknüpft mit dem Mutter-Kind-Paß“, erklärt Familienministerin Maria Rauch-Kallat im FUR- CHE-Gespräch. Dies hänge aber von den Ergebnissen eines Modellversuches ab, der vom Grazer „Institut für Familienerziehung“ initiiert wurde und den das Familien- ministerium wohlwollend finanziell unterstützt.

FRÜHERKENNUNG

Im Hintergrund dieses Modellversuches stehen die sich häufenden Klagen von Kindergärtnerinnen über die zunehmende Verhaltensauffälligkeit von sehr kleinen Kindern. Dabei handle es sich „teils um versteckte Behinderungen, teils um zu spät erkannte motorische Beeinträchtigungen des Kleinkindes“, erklärt die Familienministerin. Rauch- Kallats Plan zielt auf zwei wesentliche Punkte: „Einerseits kann eine Psychologin oder Therapeutin im Gespräch mit den Eltern und dem

Kind mögliche V erhaltensauffälligkeiten oder Entwicklungsrückstände frühzeitig erkennen und den Eltern einen Rat für professionelle Hilfe geben“.

Auch wenn sich das Kind ohnhin normal entwickelt, also gemäß seines Alters und seiner Entwicklungsstufe, dann ist es umso besser, daß die Eltern die Familienberatungsstelle einmal aufgesucht haben, damit sie sie „nicht nur ausschließlich als Kriseninterventionszentrum“, betrachten, betont Rauch-Kallat.

„Andererseits haben wir das Problem, daß unsere Familienberatungsstellen aus schließlich mit Kriseninterventionen ausgelastet sind.“ Viele Eltern würden einfach zu spät kommen, meist erst dann, wenn die Krise so manifest ist, daß eine Reparatur sehr schwer möglich sei.

Um mögliche Entwicklungsschäden bei Kindern zu vermeiden, müßten die Eltern verstärkt auf die Möglichkeit einer Beratung aufmerksam gemacht werden. Es sei „in •sterreich noch immer eine Schande, professionelle Hilfe bei der Kindererziehung in Anspruch zu nehmen“, klagt Rauch-Kallat, weil „jeder glaubt, daß man das ja ohnehin kann“.

Wenn Eltern mit ihren Kindern in eine Familienberatungsstelle gehen, dann ist dies „für viele oft wie ein Eingestehen eigenen Versagens“. Daher müsse man von dieser falschen Einstellung weg, fordert Rauch-Kallat.

Denn für beinahe alles gebe es eine Ausbildung, den Führerschein für das Autofahren etwa, aber bei der Erziehung eines Kindes, der wichtigsten Aufgabe, werden Eltern alleingelassen. „Es ist keine Schande, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.“ Dabei muß es „nicht gleich immer um große weltbewegende Probleme gehen“, bestätigt Andrea Sutter vom F amilienministerium.

Das Familienministerium will den jungen Eltern klarmachen, daß es Schwierigkeiten mit Kindern geben kann: „Wenn etwa das Kind im dritten Lebensjahr eine Trotzphase durchmacht, so haben nicht die Eltern versagt, sondern das Kind durchläuft eine ganz normale Entwicklungsphase“, erläutert Sutter. Eltern wüßten künftig, wohin sie sich wenden können. Rauch-Kallat will „keine verpflichtende Elternberatung über den Mutter-Kind-Paß, sondern ein verpflichtendes Beratungsgespräch zwischen einer entsprechend geschulten Person mit dem Kind und den Eltern im dritten Lebensjahr des Kindes.“

ELTERNBILDUNG INKLUSIVE

Diese verpflichtende Eltem- beratung soll, ebenso wie die Augen- und Ohren-Untersu- chung, eventuell an die Leistung des Mutter-Kind-Passes geknüpft werden. Denn „dem Staat ist nicht nur die physische, sondern auch die psychosoziale Gesundheit des Kindes einiges wert“, betont Sutter, dies sei auch volkswirtschaftlich bedeutsam.

Weiters könnte man überlegen, inwieweit auch noch Elternbildung, also Information über die Erziehung angeboten werden kann. Laut Sutter ist der „Besuch einer Beratungsstelle bereits ein Teil dieser Elternbildung, da jede Information, die eingeholt wird, mit Bildung zu tun“ hat. Dies könne aber eine Broschüre sein oder auch ein Video, betont Rauch-Kaliat, „Wir arbeiten an verschiedenen Modellen“.

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