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Erziehung und Schule in dieser Zeit

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ERZIEHUNG IN DIESER ZEIT. Von Professor Gerhard Möbus. Verlag Die Heimstatt, Köln. 84 Seiten. Preis 3.80 DM.

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ERZIEHUNG IN DIESER ZEIT. Von Professor Gerhard Möbus. Verlag Die Heimstatt, Köln. 84 Seiten. Preis 3.80 DM.

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Die neue Schrift des Berliner Psychologen und Pädagogen Gerhard Möbus bringt die seit langem fällige Auseinandersetzung der Pädagogik mit einer ihre Grenzen überschreitenden Soziologie. In einer erregend aktuellen Darstellung deckt Möbus die geistige Grenzüberschreitung auf, die etwa ein Soziologe wie H. Schelsky, Verfasser des Werkes über die „Skeptische Generation", in der Polemik und in der Erhebung der Soziologie und Statistik in eine normative Rolle begeht. Demgegenüber arbeitet Möbus das Wesen der Erziehung heraus und gibt einen wichtigen Beitrag zur Grundlegung einer personalen Pädagogik. Der Humanismus einer personalen Pädagogik bedarf der Verankerung in einer normativen Transzendenz. Der Christ als Erzieher sieht den Rang des Menschen als des göttlichen Geschöpfes, das gefallen, aber erlöst ist, vollendet dargestellt in der Freiheit der Kinder Gottes, die sich liebend zuwendet Gott und den Menschen.

Das Werk ist eines der bedeutendsten Beiträge zum Problem Erziehung in dieser Zeit.

SCHULE UND ERZIEHUNG IN DER INDUSTRIELLEN GESELLSCHAFT. Von Helmut Schelsky. Werkbund-Verlag, Würzburg. 82 Seiten. Preis 3.60 DM.

Felix Messerschmied, der Mitherausgeber der Schriftenreihe „Weltbild und Erzieher“ meint: Die Erwägungen, welche nötig sind, damit die Schule ihre Aufgabe in einer Zeit besser erfüllen könne, in welcher sich epochale Wandlungen in allen Bereichen vollziehen, sind an einen Punkt gekommen, wo sie der Hilfe auch der Soziologie nicht entbehren können. Das idealistische Denken von Bildungszielen wird zwangsweise stark von Vorstellungen der Vergangenheit bestimmt und neigt dazu, Prinzipien zu verkündigen, wo konkrete Imperative not tun. Dieser Gefahr kann nur begegnet werden, indem genau erkundet wird, wie denn die Gesellschaft aussieht, der das Bildungswesen zu dienen hat. Hochschulprofessor Schelsky unternimmt es nun, das Wesen, die Strukturen und die Funktionen der industriellen Gesellschaft darzustellen und leitet aus den gewonnenen Erkenntnissen neue Erziehungsziele ab. Als für die Erziehung und das Erziehungswesen wichtigste , Veränderungen unserer Gesellschaftsverfassung bezeichnet er: Veränderung des sozialen Statussystems unserer Gesellschaft; Wandlungen der sozialen Rolle und der inneren Struktur der Familie; Wandlungen der Produktionsstruktur und die damit zusammenhängenden Veränderungen der Arbeitsund Berufswelt; Wandlungen der Konsumstruktur der Gesellschaft und die damit zusammenhängende Freizeitgestaltung. In der Schlußformel: Berufs-, Freizeit- und Sozialerziehung als Voraussetzung einer Persönlichkeit und höheren Menschenbildung versöhnt er die (Pädagogen, .seine schärfsten Kritiker.

GESCHLECHTSGEHEIMNIS UND ERZIEHUNG. Von Leopold Prohaska. Verlag Herder, Wien. 260 Seiten. Preis 92 S.

Der Autor ist Dozent für Pädagogik an der Theologischen Fakultät in Salzburg, zugleich Leiter des dortigen Instituts für vergleichende Erziehungswissenschaft. Durch die Zusammenarbeit in der Forschung, durch Werkwochen und Schulungskurse für junge Pädagogen ist er im ganzen deutschen Sprachraum bekannt. Das Werk bietet eine umfassende Darstellung der Biologie, Psychologie, Metaphysik, Theologie und Pädagogik der Geschlechter. Die beiden ersten Teile behandeln natur- und geisteswissenschaftliche Aspekte der Sexualität, der dritte Teil die Probleme der geschlechtlichen Erziehung in Kindheit, Reifung und Reife innerhalb der christlichen Existenz. Dieser sexualpädagogische Teil erstreckt sich von Fragen, die das Säuglingsalter betreffen, bis zu jenen des Ehestandes und der Elternschaft. Das Buch gibt den Eltern, allen Pädagogen und Seelsorgern aus den großen Zusammenhängen der menschlichen Existenz jene wichtigen Einblicke, von denen eine gute Sexualpädagogik ausgehen muß. Der Verfasser weicht keinem der wesentlichen Probleme der geschlechtlichen Erziehung aus, beweist aber in ihrer Erörterung bei aller Realität ein solches Zartgefühl, daß irgendeine Verletzung auch des feinfühligen Lesers vermieden wird.

VERSTEHE ICH MEINEN JUNGEN, UND ERZIEHE ICH IHN RICHTIG? Von Father Flanagan. Verlag Herder. Preis 12.60 S.

Der geniale amerikanische Jugenderzieher kommt in dem 32. Bändchen der Herderbücherei zu Wort. Auf die konkret aufgeworfene Frage des Titels gibt das Taschenbuch konkret Antwort. Flanagan greift nämlich auf die Vorfälle und Beobachtungen in seiner Jugendstadt zurück, die er zur Bekämpfung der Jugendverwahrlosung gründete. Dort leben tausend Kinder aller Konfessionen und Rassen in völliger Selbstverwaltung und werden zu den verschiedensten Berufen ausgebildet. Etwa 6000 Jugendliche haben bisher „Boys Town" verlassen und sich im Leben hervorragend bewährt. Allein dieser Erfolg spricht schon für die pädagogischen Grundsätze dieses weltbekannten Jugenderziehers. Sie werden vielen Eltern helfen, auf ihre Kinder auch in schwierigen Situationen richtig einzugehen und vielleicht manchen schwerwiegenden Erziehungsfehler zu vermeiden.

ENTWICKLUNG DER KATHOLISCHEN SCHULE IN ÖSTERREICH. Von Johann Schmidt SP. Verlag Herder, Wien. 217 Seiten. P.'is 48 S.

Der Verfasser des Buches ist Provinzial des Schulordens der Piaristen in Wien und Leiter der pädagogischen Abteilung des Erzbischöflichen Amtes für Erziehung und Unterricht. Bis heute gibt es keine Geschichte der „Katholischen Schule“ in Oesterreich. Aus dieser Erwägung heraus und angeregt durch das genannte Amt, machte sich der Verfasser zur Aufgabe, die Lehr- und Erziehungstätigkeit der katholischen Kirche in Oesterreich in kontinuierlicher Folge von ihren ersten Anfängen über ihre Verquickung mit den öffentlichen Schulen bis zur Entwicklung der letzten Jahrzehnte darzustellen. In elf Hauptkapiteln wird das Werden der Schule überhaupt sowie speziell der katholischen Schule im Zusammenhang der geschichtlichen Gegebenheiten in aller Deutlichkeit gezeigt. Will man die Veränderung des Begriffes „Katholische Schule" in rein sozialpolitischem Sinne auf ein Schema bringen, so ergeben sich ganz deutlich drei voneinander stark abweichende Perioden, je nachdem ob die „Katholische Schule“ ein ausschließlich' kirchliches Institut ist, das vollständig unbeeinflußt in sich ruht, oder ob sie ein Objekt ist, dem die kirchliche und zivile Obrigkeit aus gleicher religiöser Einstellung heraus ihr Augenmerk zuwendet, oder ob sie ein Dasein führt, das vom Staat geduldet und überwacht, eher in keiner Hinsicht gefördert wird. Richtig zieht der Verfasser, dessen realistische und illusionsfreie Arbeit anerkennenswert ist, den Schluß: Die „Katholische Schule“ führt dieses Ghettodasein nur gezwungenerweise. Wenn auch die Zeiten nicht mehr zurückkommen werden, da Staatsschule und konfessionelle Schule eine geschlossene Einheit bilden, so ist es durchaus möglich und gerecht, daß die konfessionelle Schule nicht als benachteiligte Privatschule unter den staatlichen Anstalten, sondern mit denselben Rechten neben ihnen steht. Dies wird das vierte Stadium in der Entwicklung der „Katholischen Schule“ in Oesterreich sein, und die Forderungen darnach dürfen nicht verstummen, bis diese Pflicht der Gerechtigkeit von Seiten des Staates vor dem Forum der Geschichte erfüllt ist. Das Werk empfehle ich jedem Schulmanne.

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