"Feigheit" & "Fiasko"

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Die Zukunftskommission erteilte der gemeinsamen Schule aller mehr oder weniger Begabten vorerst eine Absage - und erntete dafür Kritik.

Günter Haider ist ein besonnener Mensch. Doch vergangenen Freitag platzte dem Vorsitzenden der Zukunftskommission und Leiter des österreichischen pisa-Zentrums in Salzburg der Kragen: "Wir können nicht ein geplantes pädagogisches Fiasko erzeugen", schnaubte Haider bei der Vollversammlung der Arbeiterkammer in Wien. Zwei Tage zuvor, am Mittwoch, hatten er und seine Kommissions-Kollegen Ferdinand Eder, Werner Specht, Christiane Spiel und Manfred Wimmer nach zweijähriger Tätigkeit ihren Abschlussbericht vorgelegt und darin eine Ablehnung der gemeinsamen Schule der Sechs- bis 14-Jährigen formuliert. Prompt wurden sie von der spö der "Feigheit" gegenüber ihrer Auftraggeberin, Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (vp), verdächtigt. Hintergrund: Die Experten verwiesen in ihrem Bericht zwar ausdrücklich auf die Chancen dieses Modells und ließen auch "gewisse Sympathien für das finnische Modell" der Gesamtschule erkennen. Es würden aber die kulturellen Voraussetzungen dafür in Österreich fehlen, weshalb "eine so weitgehende Umgestaltung derzeit ohne realistische Durchsetzungschance" erscheine. Ein "echter Fortschritt gegenüber dem alles in allem funktionierenden gegliedeten Schulsystem" sei gleichwohl nur mit einer "großen Lösung", also der "flächendeckenden Einrichtung von Gemeinschaftsschulen' als Regelschulen", möglich, heißt es im Bericht. Die Strukturen dafür auszuarbeiten ist nun Aufgabe einer "Stukturkommission".

Neben der Aussage zur Gesamtschule hat die Zukunftskommission folgende Vorschläge ausgearbeitet:

* Wiederholen von Schulstufen in der Pflichtschule nur auf Antrag der Erziehungsberechtigten.

* In der ahs-Oberstufe Kurs- statt Jahrgangssystem. Bei negativem Abschluss nur Wiederholung dieses Kurses.

* Verpflichtendes Vorschul- oder Kindergartenjahr.

* Stärker individualisierender Förderunterricht.

* Gemeinsame Grundausbildung aller Lehrer inklusive Studentenauswahl im Rahmen einer Einführungsphase mit Eignungstest.

* Lehrer-Evaluierung durch mehrere Klassen einmal im Schuljahr.

* Garantie für jahresbezogene Unterrichtszeit.

* Jährliche schriftliche Schulbilanz jeder Schule.

* Langfristig personelle und finanzielle Autonomie der Schulen. DH

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