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Friedenserziehung ist Konfliktlösung

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Jugendliche aus vier Kontinenten suchten nach Lösungen für Konflikte im Schulalltag.

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Jugendliche aus vier Kontinenten suchten nach Lösungen für Konflikte im Schulalltag.

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Im Rahmen des Projekts „Peace Education and Conflict Resolution” erforschten etwa 1.000 Jugendliche aus Nord- und Südamerika, Afrika, Asien und Europa eineinhalb Jahre lang systematisch Probleme und Konflikte im Schulalltag und erarbeiteten Lösungsmethoden. Denn, so die Initiatoren - Unterrichtsministerium und Interkulturelles Zentrum in Wien -: „Friedenserziehung ist Konfliktlösung”. Toleranz, Verständnis und Respekt im täglichen Umgang miteinander, aber auch gegenüber anderen Völkern, Kulturen und Lebensweisen sind erlernbar. Am Evaluationsseminar in der Vorwoche in Salzburg nahmen fünfzig Schülerinnen und Schüler aus elf Ländern teil; zum Abschluß wurde auf der Donauinsel in Wien ein Friedenspfahl aufgestellt.

„Es war der erste Versuch einer weltweiten Zusammenarbeit Rahmen der Schulpartnerschaft”, so Josef Neumüller vom Unterrichtsministerium, „und es war ein Erfolg”. Um das Bewußtmachen von bisher verdrängten Konfliktsituationen, um konstruktive Kritik und Verstehen des „anderen” Standpunktes ging es daher in der ersten Projektphase, in der zweiten um die Lösungen.

Die „Erfolgsrezepte” sind höchst unterschiedlich. Am Queen's College in Lagos (Nigeria) treffen Schüler und Lehrer einander regelmäßig zu Diskussionen über alle anstehenden Probleme. Molly Fernandez, I^ehrerin an der St. John's High School in Bombay (Indien) und ihre über 50 Schüler schaffen es mit Hilfe von Yoga und meditativen Übungen, in ihrem viel zu kleinen Klassenraum, in dem es nicht einmal genug Sitzplätze für alle gibt, den Frieden zu wahren. Im Gymnasium in der Wiener Schopenhauerstraße setzt man auf die Vermittlung durch einen am Konflikt unbeteiligten Mediator.

Zu einem Ergebnis kamen alle: Kommunikationsmängel und fehlender Respekt voreinander sind die Hauptursachen von Konflikten und fördern die Gewaltbereitschaft. „Wer ernst genommen wird, hat die Flucht in eine negative Identität gar nicht nötig”, so Rüdiger Teutsch vom Interkulturellen Zentrum.

Per Brief, Fax, mittels Videokassetten und Internet tauschten die Projektgruppen Informationen und Erfahrungen aus - in englischer Sprache, ein wertvoller Nebeneffekt. „Aber erst jetzt, seit dem persönlichen Zusammentreffen, haben Argentinien, Indien, Nigeria für mich ein Gesicht”, meint Angie aus Wien. Das Gesicht des Mitschülers, der Mitschülerin. „Und erst jetzt weiß ich, daß zwischen uns und Nigeria keine Welten liegen. Daß eine Schülerin in Nigeria ganz ähnlich denkt, ähnliche Wünsche und Ziele hat wie ich.” . Die Projektgruppen wurden an ihren Schulen schon fast zur Institution, ihr Angebot - etwa das der Mediation bei Konflikten - wird in zunehmendem Maß angenommen. Ein großer Erfolg und eine Motivation zum Weitermachen. Josef Neumüller: „Bisher geschah der Großteil der Projektarbeit in der Freizeit. Das Engagement ist toll, ein stärkerer Einbau in das Unterrichtsgeschehen wäre aber zu wünschen.”

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