Gendern, aber richtig!

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Klischees sind äußerst praktisch - vor allem, wenn sie scheinbar bestätigt werden: 34 Prozent der Mädchen haben etwa die jüngste Mathematik-Probeschularbeit zur Vorbereitung auf die Zentralmatura "Nicht genügend“ absolviert, bei den Burschen waren es nur 24 Prozent. Da hilft es auch nichts, wenn das Unterrichtsministerium betont, dass diese Ergebnisse nicht repräsentativ seien. Das Klischee vom Mädchen als kalkulatorische Problembärin pickt.

Auch bei Eltern, die selbst nicht selten wahrnehmen, dass Buben und Mädchen schon im Säuglingsalter unterschiedlich ticken. Ob von Natur aus oder als Folge unterschiedlicher Behandlung von Geburt an, bleibt ewig ein Rätsel. Tatsache ist, dass einschlägige Rollenbilder und klischeegetränkte Spielzeuge die Interessenlagen weiter einzementieren: Es ist ein junger Herr? Dann Bausteine oder Autos. Eine kleine Dame? Dann Puppen und Reiterhöfe! Nicht die besten Voraussetzungen für Mädchen, um später in Mathematik zu reüssieren. Laut PISA 2012 gibt es hier punkto Motivation und positiver Selbstwahrnehmung zwar in allen Vergleichsländern einen Gender-Gap, in Österreich ist diese Differenz aber besonders groß.

Umso wichtiger wäre es, die spezifischen Interessen von Buben und Mädchen bei der Wahl der Themen und Aufgaben im Unterricht stärker zu berücksichtigen. Diese Gendersensibilität wäre übrigens auch bei der Lektürewahl in Deutsch fein, bei der oft Buben das Gähnen kommt. Eine "ausgeglichene Notengebung“, wie sie Bundesschulsprecher Lukas Faymann in Folge der Probeschularbeit verlangt, ist hingegen absurd.

Noch absurder ist es, Kindern im Namen der Gendergerechtigkeit das Lesen auszutreiben. Sätze wie "Je öfter ein/eine Angler/-in von seinem/ihrem Fang erzählt, desto größer wird der Fisch“ in einem Schulbuch sind kontraproduktiv, wie der Bundeselternverband zu Recht kritisiert. Das heißt aber nicht, dass sich Frauen heute noch mit "Arzt“ oder "Frau Doktor“ anreden lassen müssen, wie es Vizepräsidentin Susanne Schmid bei der Pressekonferenz bereitwillig tat. Man sollte es nicht glauben, aber Gendersensibilität muss nicht zwingend wehtun! Sie kann auch klug und mit Augenmaß passieren.

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