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Gesamtschule hat Zukunft
Kein Konsens der Bildungspolitiker, was die Schule der Zehn- bis Vierzehnjährigen betrifft - das zeigt diese Seite.
Kein Konsens der Bildungspolitiker, was die Schule der Zehn- bis Vierzehnjährigen betrifft - das zeigt diese Seite.
Die einzige wissenschaftlich begründbare und gesellschaftlich zukunftsträchtige Organisation des Mittelstufenbereichs des österreichischen Schulsystems stellt die integrierte (alle Schultypen zusammenfassende) und differenzierte (den verschiedenen Befähigungen und Interessen der Schüler flexibel didaktisch entsprechende) Gesamtschule dar. Diese
■ vermeidet fragwürdige Leistungsprognosen am Ende der Grundschule und entlastet diese vom Auslesestreß;
■ bietet regionale und soziale Chancengleichheit;
■ gewährt bessere Möglichkeiten zur Integration intellektuell, emotional, körperlich oder soziokulturell behinderter Kinder;
■ ermöglicht erfahrungsgestützte und interessengeleite- te, vom Heranwachsenden mitbestimmte Entscheidungen für die weiterführenden Schul- und Berufsbildungs-
laufbahnen (AHS-Oberstufe, BHS, BMS, Lehre mit Berufsschule).
Das System der parallelen Schultypen wurde mit Recht in den meisten demokratischen Industriestaaten überwunden, wobei zuzugeben ist, daß sozial-elitäres Denken und Bewußtsein auch in demokratisch verfaßten oder sich demokratisierenden Gesellschaften existiert und zur Entstehung von Privatschulen führt.
Die österreichische Hauptschule, die als komprehensive Schulform geschaffen wurde, bewährt sich heute noch dort, wo sie, wie in ländlichen Regionen, ihren Gesamtschulcharakter (rund 90 Prozent der Schülerpopulation besuchen sie) erhalten hat. In der
Konkurrenzsituation mit der höher im Ansehen stehenden AHS-Unterstufe verliert sie an diese überall die Schülermehrheit. Die AHS-Unterstu- fe wird - unvorbereitet und unausgerüstet - zur neuen Gesamtschule des Systems, die „Haupt“-Schule wird zur „Minderheiten“-Schule (in mehrfachem Verständnis des Wortes).
Der Schluß: Die gemeinsame, umfassende Schule für die 10- bis 14jährigen entspricht einer irreversiblen Gesellschaftsentwicklung, eine dauerhafte und endgültige Lösung ihrer Binnenstruktur (Klassenzüge? Leistungsgruppen? Innere Differenzierung?) zeichnet sich hingegen nicht so deutlich ab und sollte angesichts sich verändernder Curricula und wachsender Lehrerkompetenz nicht festgeschrieben werden. Hier ist Schulautonomie angebracht.
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