7122524-1996_42_22.jpg
Digital In Arbeit

Haus für Kirche und Mensch

19451960198020002020

Gerade rechtzeitig zum 20-Jah-re-Jubiläum des Salzburger Bildungshauses St. Virgil wurde der Erweiterungsbau von Wilhelm Holzbauer fertig. Erzbi-schof Georg Eder segnete das mittlerweile europareife „Haus der Kirche”.

19451960198020002020

Gerade rechtzeitig zum 20-Jah-re-Jubiläum des Salzburger Bildungshauses St. Virgil wurde der Erweiterungsbau von Wilhelm Holzbauer fertig. Erzbi-schof Georg Eder segnete das mittlerweile europareife „Haus der Kirche”.

Werbung
Werbung
Werbung

Die Gefahr, daß Theorie und Praxis zwei verschiedene Paar Schuhe werden, besteht bei unserem Angebot nicht: Erziehungsprobleme, die etwa in einer unserer Eltern-Kind-Gruppen auftauchen, kommen möglicherweise bei der nächsten pädagogischen Studientagung zur Sprache. Und die Ergebnisse der wissenschaftlichen Auseinandersetzung können zurückwirken auf die praktische Begleitung von Eltern und Erziehern.” - Diese gegenseitige Befruchtung von Theorie und Praxis ist für Peter Braun, den Direktor des Salzburger Bildungshauses St. Virgil, das besondere Kennzeichen seines Hauses: „Einen Tag lang ist das Haus voller Familien und Kinder, am nächsten Tag findet eine wissenschaftliche Tagung zu Fragen oder Problemen in der Familie oder in der Familienpolitik statt. Unser Angebot richtet sich an alle Menschen, nicht nur an ein wissenschaftliches oder kirchlich-intellektuelles Publikum.”

Seit zwanzig Jahren steht das Bildungshaus St. Virgil - ein Gebäude von Wilhelm Holzbauer, das zu den markanten Beispielen österreichischer Gegenwartsarchitektur gehört - mitten im Grünland des Stadtteils Salzburg-Aigen. Mit der Erweiterung des Ensembles - die Pläne stammen ebenfalls von Holzbauer - nimmt das Salzburger Bildungshaus St. Virgil einen der vordersten Plätze auf der Liste der kirchlichen Erwachsenenbildungseinrichtungen im deutschsprachigen Baum ein.

Wilhelm Holzbauer, für den St. Virgil vor zwanzig Jahren sein „erster großer Bau” war, erweiterte das Haus um einen Konferenzsaal für 440 Teilnehmer (beziehungsweise für zirka 280 Teilnehmer an Konferenztischen). Dieser Saal, der mit der modernsten Konferenztechnik ausgerüstet ist, kann in drei schalldichte voneinander getrennte Seminarräume unterteilt werden. Nach dem 70 Millionen Schilling teuren Ausbau verfügt St. Virgil also über 19 Seminarräume, einen Meditationsraum, eine Kapelle, ein Atelier, ein Cafe mit Gartenterrasse, einen Salon, mehrere Räume zum Spielen oder Sportbetreiben sowie über 85 Komfortzimmer erzählt Hans-Walter Vavrovsky, der Rektor des Bildungshauses.

50.000 Menschen haben in den letzten zwanzig Jahren Kurse, Vorträge oder Tagungen in St. Virgil besucht. „Mit 40.000 Teilnehmertagen pro Jahr gehören wir zu den Bildungshäusern mit der größten Aktivität”, berichtet Direktor Braun. (Anm. d. Red.: „Teilnehmertag” wird in der Statistik der Aufenthalt einer Person an einem Tag genannt.) Durch den modernen großen Saal soll, so Peter Braun, St. Virgil zu einer attraktiven Adresse für Kongresse im mittleren Größenbereich werden. „Der Standort Salzburg ist dabei natürlich ein zusätzlicher Pluspunkt.” Schwerpunktmäßig will St. Virgil mit insgesamt 150 Betten. Der erweiterte Speisesaal mit Blick ins Grünland läßt Mahlzeiten im Gang - eine Notlösung in Stoßzeiten - der Vergangenheit angehören.

Das Haus wurde ursprünglich für jeweils zwei Parallelveranstaltungen konzipiert. In den letzten Jahren aber fanden gelegentlich bis zu 14 Veranstaltungen pro Tag statt. „Wir standen vor der Entscheidung, unser eigenes Kursangebot zu reduzieren, das Gastkurs-Wesen einzuschränken oder aber durch einen Ausbau den neuen Erfordernissen zu begegnen”, aber ein Haus der Kirche Salzburgs, der Kirche Österreich und der Kirche Europas sein. „Gerade in Zeiten, in denen kirchliche Institutionen wie Orden aus finanziellen Gründen im Bereich der Erwachsenenbildung immer weniger mithalten können, ist es wichtig, als kirchlicher AVeiterbil-dungsanbieter präsent zu sein”, betont Peter Braun. „Mit dem neuen Raumangebot sind wir europareif”, ergänzt Rektor Vavrovsky, „wir wollen unser Haus auch der Kirche Europas als Tagungshaus anbieten.” Gerade die Nachfrage nach Weiterbildungsangeboten für den sozialen, pastoralen und pädagogischen Bereich nehme ständig zu. Auch Veranstaltungen, die Örientierungsprobleme der Menschen ansprechen oder Kursangebote in den Bereichen Ehe, Familie, Erziehung fänden einen großen Interessentenkreis. Aufgrund des insgesamt angewachsenen Marktes müsse aber auch St. Virgil, was Marketing-Strategien betrifft, mit der Zeit gehen: „Auf sich aufmerksam machen ist heute wichtiger als vor zehn Jahren.” Das neue Design der Programmzeitung „St. Virgil aktuell” und der Plakate oder die Video-Präsentation „Willkommen zu Hause” - nicht zuletzt das gediegen-luxuriöse Ambiente des Erweiterungsbaues - tragen diesem neuen Geist Rechnung.

Kirchliche Körperschaften, Universitäten und wissenschaftliche Institutionen oder die Schulungsabteilungen von Firmen mit über 100 Mitarbeitern werden in künftigen Marketing-Offensiven auf den Konferenz- und Tagungsstandort St. Virgil aufmerksam gemacht werden. Dennoch liegt der Einkommens-Schwerpunkt auf hauseigenen Veranstaltungen: „Wir haben insgesamt rund 1.000 Termine pro Jahr”, erklärt Direktor Braun. Das bedeute, daß pro Jahr zwischen 30.000 und 35.000 Besucher nach St. Virgil strömten: „15.000 Personen, also gut die Hälfte, kommen davon zu rund 450 Veranstaltungen, die wir selber anbieten.” Ein Viertel der Besucher käme zu kirch-lich-diözesanen oder zu kirchlich-österreichischen Tagungen, das letzte Viertel zu Gast-Veranstaltungen von Verbänden, Institutionen oder Organisationen.

Die Autonomie in der Programmgestaltung, die aktuelle Schwerpunkte wie „interreligiöser Dialog” oder „betrifft frau” ermöglicht, Themen wie Umweltschutz, Gentechnik oder elektronische Medien und das vielfältige Angebot im lebensbegleitenden und kreativen Bereich, scheinen dem Bildungshaus St. Virgil auch in den nächsten zwanzig Jahren eine aktive Zukunft als „Haus der Menschen und der Kirche” zu sichern.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung