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Eine jüngere Kollegin sagte mir, ihre einzige Erinnerung an die zwölf Jahre Volksschule und Mittelschule sei jene an lähmende Langeweile. (Inzwischen ist sie Universitätsprofessorin.)

In der Tat: Es gibt gar nicht so wenige Hochbegabte, die die gesamte Schulzeit hindurch in praktisch allen Gegenständen auf "sehr gut" stehen. Sie verschlingen die neuen Schulbücher gleich in den ersten Septembertagen und versitzen dann müßig das ganze Schuljahr; in manchen Fällen verlernen sie sogar das Lernen und tun sich anschließend auf der Universität nur deshalb schwerer, weil sie vorher nicht adäquat gefordert (und gefördert) worden sind.

Der vielfach gepriesene (und in Österreich nun auch zulässige) Ausweg, solche Kinder ein oder zwei Schulklassen überspringen zu lassen, ist psychologisch falsch. Diese Kinder, die ohnehin zur Isolation neigen, kommen in eine ihnen nicht entsprechende Altersgruppe und werden noch mehr zum Außenseiter; wie Erfahrungen in anderen Ländern gezeigt haben, sind sie vielfach später im Leben zum Aufbau normaler familiärer Bindungen nicht imstande, ja, in überdurchschnittlichem Maße selbstmordgefährdet.

Vor kurzem wurde - mit ziemlichem Aufwand - eine Karl-Popper-Schule für Hochbegabte gegründet. Zusätzlich dazu gäbe es einen viel einfacheren Weg, nämlich an Schulen, an denen mehrere Parallelklassen bestehen, eine davon vorzusehen, in der der normale Lehrstoff dieser Schulstufe rascher, das heißt in einer stark verkürzten Unterrichtszeit durchgenommen wird; die gewonnene Zeit könnte für ein breites Spektrum von Freifächern verwendet werden, z. B. für weitere Fremdsprachen, handwerkliche Ausbildung, Theaterspielen, Musik, zusätzliche Sportangebote, Filmen, karitative Aktionen.

Dieses Modell bietet maximale Flexibilität. Es bedarf keiner Änderung der Lehrpläne; es kann jederzeit für einzelne Schulstufen eingeführt (oder wieder aufgelassen) werden; und für den Schüler wäre ein Übertritt in das und aus dem Modell jederzeit möglich.

Die Hochbegabten wären glücklich; und Österreich kann es nicht schaden, seine Begabungsreserven besser auszuschöpfen.

Der Autor war Professor für Statistik an der Universität Wien.

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