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Hoffnung auf breite Diskussion

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11.000 Salzburger Katholik(inn)en stehen hinter 1.486 schriftlichen Eingaben an das von Erz-bischof Georg Eder initiierte „Diözesanforum”.

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11.000 Salzburger Katholik(inn)en stehen hinter 1.486 schriftlichen Eingaben an das von Erz-bischof Georg Eder initiierte „Diözesanforum”.

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In Salzburg ist ein komplexer „Ideenfindungsprozeß” im Gange. Aus der Flut der Eingaben, die 160.000 thematische Nennungen und Anregungen enthalten, filterten die Mitglieder der Hauptkommission des Diözesanforums sechs Themenschwerpunkte heraus: Kirche in der Mediengesellschaft, Kirche im Dienst an den Menschen, Ehe und Familie, Pfarrgemeinden -Ämter und Dienste, Sakramente (Schwerpunkt: Initiation), Verkündigung und Inkulturation.

Für jedes dieser Schwerpunktthemen soll nun bis Ende Februar eine Expertenkommission mit maximal je 20 Mitgliedern eingerichtet werden. Diese Teilkommissionen sollen bis Juni „Positionspapiere” erstellen, die ab September 1995 wieder an der „Basis” besprochen werden. Die Positionspapiere dienen als Grundlage für die Formulierung von Stellungnahmen und Anträgen.

„Wo immer sich Frauen und Männer zu einer Gruppe zusammenfinden, zu einem der sechs Schwerpunktthemen diskutieren und bis Mai 1996 schriftliche Stellungnahmen und/oder Anträge an die Teilkommissionen richten, sind sie als ,Basisgruppe' am Diözesanforum beteiligt”, heißt es in einem Schreiben des Pressereferates der Erzdiözese. (Träger des Diözesanforums ist der Pastoralrat.) Die Basisgruppen können Delegierte in die Teilkommissionen entsenden. Gemeinsam soll die „Vorlage” für den Diözesantag erarbeitet werden.

Was soll bei alle dem herauskommen? Nichts Geringeres als „verbindliche Bichtlinien für die pasto-rale Praxis in der Erzdiözese Salzburg”. Diese sollen am Diözesantag zu Buperti 1996 präsentiert werden. „Für diözesan verbindliche Regelungen ist die Zustimmung des Erzbi-schofs notwendig”, betont Luitgard Derschmidt, vom Pastoralrat gewähltes Mitglied der Hauptkommission. „Es kommt sicher nicht bei allen Themen zu einem Konsens.” Punkte, bei denen kein Konsens erzielt werden konnte, würden zumindest ebenfalls schriftlich festgehalten werden.

Kanonikus Balthasar Sieberer ist zufrieden mit der Beteiligung der Salzburgerinnen und Salzburger: „Wir haben keine Fragebögen und frankierten Antwortkuverts verschickt. Wir haben die Menschen aufgerufen, uns einfach zu schreiben. Für diese anspruchsvollere freie Antwortmöglichkeit ist die Bücklaufquote nicht schlecht.” 11.100 Menschen sind zwei bis drei Prozent der Katholiken in der Erzdiözese. „Mit diesem Ergebnis liegen wir ganz im Trend”, erklärt Sieberer. Die Diözese Regensburg habe aus ähnlichem Anlaß 600.000 Fragebögen verschickt und 12.000 Rückläufe bekommen. „Alle Beteiligten bekommen von uns eine Antwort und werden darüber informiert, wie es weitergehen wird.”

Dem Schwerpunkt „Kirche in der Gesellschaft” wurden Themen wie „behinderten-gerechte kirchliche Gebäude”, „Sozialarbeit” oder „Entwicklungshilfe” zugeordnet. 5.000 Nennungen hatte der Problembereich „wiederverheiratete Geschiedene”. „Bewahrung der Schöpfung” und „Friede” beschäftigen besonders Kinder und Jugendliche. Ihre Anliegen sollen im „Kinder” und im. „Jugendforum” Platz finden. „Die Themenvorschläge spiegeln sehr stark die Themen in den Medien wider”, berichtete Generalvikar Johann Paarhammer: „Der Krieg in Bosnien, Ausländer und Verfolgte, aber auch wiederverheiratete Geschiedene sind vielen ein Anliegen.”

Die Salzburger Kirchenzeitung „Ru-pertusblatt” ist ein Thema, mit dem sich Pastoralrat und Diözesanforum noch auseinandersetzen werden, bei dem ein „Konsens” aber nicht mehr zu erwarten ist. Seit 1981 werden je acht Seiten der Kirchenzeitungen der Diözesen Feldkirch, Innsbruck und Linz sowie der Erzdiözese Salzburg von einer „Kooperationsredaktion”, mit Sitz in Salzburg, gestaltet. Im Dezember vergangenen Jahres hat Erzbischof Georg Eder als Herausgeber des „Bupertusblattes” die Kooperation aufgekündigt. Enge Zusammenarbeit mit Wien und Eisenstadt soll angestrebt werden. Der Blick sei auf eine „gesamtösterreichische Zeitung” gerichtet, „in der jede Diözese freilich ihre teilweise Selbständigkeit (Lokalteil) behält”, schrieb Erzbischof Georg Eder im „Rupertusblatt” vom 1. Jänner 1995.

„Rupertusblatt”-Chefredakteur Bernhard Strobl zur Kündigung der Kooperation: „Erst im vergangenen Jahr wurden die Lokal- und Kooperations-Redaktion mit einem hochmodernen Computer-System ausgestattet. Jetzt sollen die Kabel, die sozusagen auf Auftrag des Erzbi-schofs vernetzt wurden, wieder durchgeschnitten werden.”

„Wir wären”, so Bernhard Strobl, „mit großer Zuversicht in das Jubiläumsjahr ,50 Jahre Rupertusblatt' gegangen: Wir sind beeindruckt vom Ergebnis der Leserumfrage des ,Dr.-Edwin-Berndt-Institutes für Markt- und Meinungsforschung', bei der 87 Prozent der Befragten dem Blatt die Noten 1 oder 2 gaben.” Auch von Fachleuten werde dem Blatt ein gutes Image bescheinigt. „Verschiedene Werbeaktionen, unter anderem die große Jubiläums-Leser-Reise nach Rom, wurden bereits geplant”, erzählt Strobl. „Doch jetzt ist der Schwung weg: Man weiß ja nicht, wie die Zeitung, die ich jetzt bewerbe, im Jänner 1996 aussehen wird.”

„Die Kündigung der Kooperation wurde nicht mit mir besprochen”, berichtet Bernhard Strobl. Auch in Pläne für den Aufbau einer neuen Kooperations-Redaktion werde er nicht mit einbezogen. „Natürlich akzeptiere ich das Becht des Herausgebers”, betont der Chefredakteur. „Aber ich bedaure es, daß es keine Möglichkeit gab, im Hinblick auf eine positive Zukunft des Blattes, im internen Kreis auch nur die technischen und praktischen Probleme, die sich aus diesem Schritt ergeben, zu besprechen.”

„Ob das ,Rupertusblatt' Thema im Diözesanforum werden wird, ist noch nicht zu sagen”, erklärte Kanonikus Sieberer. „Dieses Thema ist erst ausgebrochen' nachdem die Eingabefrist für das Diözesanforum vorbei war.”

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