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Katholische Aktion Linz

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Die Funktionen der Katholischen Aktion (KA) sind natürlich in der Diözese Linz die gleichen wie in allen anderen Diözesen Österreichs. Die Arbeiten vollziehen sich auf allen Pastoralen Ebenen, in Pfarre, Dekanat und Diözese, und ganz gewaltig ist der hiefür geleistete Einsatz. Nun gibt es aber doch einige spezielle Aufgaben und Arbeitsbereiche, gewisse Akzente in Organisation und Arbeitsmethode, die sich im Wirken der KA in Oberösterreich allmählich aus den Erfordernissen heraus entwickelt haben, und von diesen mögen nun einige hier aufgezeigt werden.

Die KA der Diözese Linz ist bereits seit ihrem 20jährigen Bestehen bemüht, alle diese Aufgaben zu erfüllen, die ihr nunmehr vom II. Vatikanischen Konzil im Dekret über das Laienapostolat vorgezeichnet sind. Von Anfang an hat sie für ihre Arbeiten eine strafte Organisationsform angenommen — mit Beitrittserklärung und monatlichem Aktionsopfer für die Mitglieder. Zur Zeit gehören der KA rund 80.000 Erwachsene und 42.000 Jugendliche (Jugend und Jungschar) an. Diese Zahlen besagen jedoch nicht viel, der Einfluß- und Wirkungsbereich der KA erstreckt sich weit darüber hinaus.

Die KA hat als kirchliche Einrichtung das Mandat — und seit jeher auch die größtmögliche Unterstützung und Förderung — des Diözesanbischofs, ist aber in ihrem Wirken vollkommen selbständig. Den Laien sind die erwünschten Freiheitsräume in ihrer Arbeit, ihre freie Mitentscheidung und Mitverantwortung, vollends gewahrt. Eine besonders erfreuliche Tatsache ist der überaus gute Kontakt mit dem Bischöflichen Seelsorgeamt und eine vorbildliche harmonische Zusammenarbeit von Priestern und Laien.

Die KA Oberösterreichs ist, wie fast überall, organisatorisch aufgebaut nach Gliederungen und Werken. Es zeigt sich aber immer mehr, daß die Apostolatsarbeiten im allgemeinen viel besser von der Funktion her zu bewältigen sind als rein nach dem Prinzip der naturständischen Gliederung, so vor allem in Fragen der Erziehung, Ehe und Familie, Politik, Altenbetreuung, besonders aber auch in Bildungsangelegenheiten. Zur Koordinierung der Arbeiten auf gewissen Aufgabengebieten werden daher .Arbeitskreise“ eingerichtet, in welche die zuständigen Gliederungen und Werke ihre Vertreter entsenden, und wo gemeinsam die Arbeitsziele und -methoden erarbeitet werden. Dies führt auch zu einer ersprießlichen intensiven Zusammenarbeit der verschiedenen Gruppen. So gibt es „Arbeitskreise“ für Land, Industrie, Erziehung, Politik, mittelständische Unternehmer, für Filmfragen, für Fragen zum Schutze der Jugend ...

Eine große Bedeutung hat die KA der Diözese Linz schon immer einer umfassenden Bildung der Erwachsenen beigemessen. Neben den ständigen Bildungsbestrebungen aller Gliederungen ist hier das Katholische Bildungswerk besonders hervorzuheben. Es ist eine der mächtigsten Stützen auf dem Gebiete der Erwachsenenbildung von Oberösterreich überhaupt. Seine Diözesanstelle wird von sieben hauptamtlichen Kräften (darunter zwei Akademikern) betreut Zur Beratung und Koordinierung mit anderen Bildungsinstitutionen des Landes steht dem Katholischen Bildungswerk seit drei Monaten ein Beirat zur Seite, dem Personen aus allen Bevölke- rungs- und Bildungsschichten des Lande angehören. In 270 örtlichen Bildungswerken und weiteren 50 Einsatzorten, somit in mehr als zwei Drittel aller Pfarren, finden pro Jahr insgesamt etwa 4000 Veranstaltungen statt, die von 390.000 Personen besucht werden. Diese Zahl ist hoch, wenn man berücksichtigt, daß nicht nur Vorträge gehalten werden, sondern daß auch eine intensivere Schulungstätigkeit in Kursen und Bildungsseminaren stattfindet. Im Rahmen des Katholischen Bildungswerkes webden überdies in einem „Christlichen Theatesrring“ 1620 Abonnenten regelmäßig Theateraoifführungen und Konzerte geboten.

Für die überaus reiche Tätigkeit der einzelnen Gliederungen bietet das „Bildungs- hekn Puchiberg“ Initiativen und wertvollste Unterstützungen. Mehr als 11.000 Besucher, aufgeteilt auf 23.000 Besuchstage, weist dieses Heim jährlich auf. Zu den ständigen Einrichtungen, die sich eines sehr regen Zuspruchs erfreuen, gehören die Bildungstage für Bauern und Bäuerinnen, sowie die kommunalpolitischen Tagungen für Bürgermeister und Abgeordnete. Die Ergebnisse dieser Tagungen werden in Sachbehelfen zusammengefaßt und weitgehend fruchtbringend in der Öffentlichkeit verwertet. So entstand beispielsweise der Slogan „Keine Hofübernahme ohne Fachschulbildung“ auf solchen Puchberger Tagungen. ' i.

Es ist eine erfreuliche Tatsache, daß bereits viele Bürgermeister und Gemeinderäte, mehrere Abgeordnete, Betriebs- und Personalvertreter und Vertreter in Klammern aus den Reihen der KA (Jugend und Männer) hervorgegangen sind.

Eine beachtliche Tätigkeit wird von der KA auch auf dem Gebiete der Ehe und Familie entfaltet. Hiezu bieten das Katholische Familienwerk der Diözese und der Katholische Familienverband viele Anregungen und wertvolle Hilfen. Kurse zur Ehevorbereitung und für junge — aber auch noch für „silberne“ — Eheleute, Tagungen für Väter, Mütter und Großmütter, aber auch Erziehungseminare stehen' auf dem reichhaltigen Veranstaltungsprogramm.

Für den Bereich von Linz und Umgebung hält die Katholische Frauenbewegung im „Haus der Frau“ ständig Kurse zur Weiterbildung der Frauen ab.

Vor 15 Jahren wurde der Fonds „Familien-, hilfe“ gegründet, der jungen Eheleuten zinsenfreie Darlehen zur Beschaffung von Wohnungen und Wohnungseinrichtungen gewährt. Bisher wurden mehr als 11 Millionen Schilling an Darlehen vergeben. Die Mittel hiefür wurden durch Kirchensammlungen und Opfer bei Bezirkskatholikentagen aufgebracht. Kinderreichen Familien werden durch das Familienwerk alljährlich verbilligte Ferienwochen vermittelt. Einen wesentlichen Anteil hat der Katholische Familienverband an der Gründung der Eltemvereine an den Pflichtschiulen des Landes, sowie am Zustandekommen und am Wirken des Familienbeirates beim Amte der oberösterreichischen Landesregierung. Es erweist sich als durchaus günstig, daß in den Führungen des Katholischen Familienwerkes und des Katholischen Familienverbandes Personalunion besteht. Die Mitglieder der Erwachsenengliederungen der KA gehören dem Katholischen Familienverband korporativ an.

Eine ganz spezifische Apostolatsarbeit wird in den Industriegemeinden geleistet, von denen bisher 72 erfaßt sind. In acht Groß- und Mittelbetrieben sind „Katholische Werksgemeinschaften“ eingerichtet, um die dort tätigen Katholiken im Betriebsapostolat zu unterstützen. Diese Gemeinschaften nehmen sich im besonderen Maße auch der vielen Pendler an.

Der Katholischen Jugend und der Jungschar, die eine sehr rege Tätigkeit entfalten, stehen in den verschiedenen Landesgebieten elf Häuser zur Verfügung (Burg Altpernstein, Christophorushütte am Feuerkogel...). Die Heranbildung der Führungskräfte der Katholischen Jugend erfolgt in ein- bzw. dreimonatigen Seminaren, in denen die Teilnehmer eine christliche Grundausbildung empfangen und in Glaubenskunde, christlicher Soziallehre, Jugendpsychologie und Apostolatskunde besonders unterwiesen werden.

Die vielfachen sportlichen Interessen der Jugend werden von einem Sportreferenten im Rahmen der „Diözesansportgemeinschaft“ wahrgenommen.

Um aber der Jugend in ihrer Arbeit auch auf kulturellem Gebiet, insbesondere der musischen Bildung (Lied — Musik, Tanz, Spiel — Theater, Fest — Feier...), besser helfen zu können, wurde zu Beginn dieses Jahres ein Kulturreferat geschaffen, dem maßgebliche Personen aus dem kulturellen Leben des Landes beratend zur Seite stehen.

Mit Eröffnung der Linzer Hochschule hat die Katholische Hochschuljugend ein neues Aufgabenfeld erhalten. Mit großzügiger Förderung der Diözese wird in unmittelbarer Nähe der Hochschule ein Studentenhaus mit dem Ziel, ein Haus der offenen Tür zu bieten, erbaut. Wertvolle Impulse für eine ökumenische Verständigung und Arbeit gehen seit einigen Jahren vom Katholischen Akademikerverband der Diözese aus (ökumenische Gottesdienste und Veranstaltungen).

Einem sehr dringenden Bedürfnis Rechnung tragend, hat die KA vor neun Jahren in Linz einen „Sozialen Beratungsdienst“ eingerichtet, an den sich alle Mitmenschen in vielen Anliegen um Rat und Hilfe wenden können. Die Tätigkeit dieser Beratungsstelle reicht von der Auskunftserteilung in ärbeitsrechtMchen, sozialrechtlichen und ASVG-Fragen über die praktische Hilfe bei Ansuchen und Eingaben bei Ämtern und Behörden und die Beratung von Arbeitsplatz- und Arbeitskräftesuchenden bis zur Vermittlung von Unterkünften. Rund 12.000 Fälle wurden bisher von diesem Dienst bearbeitet.

In enger Zusammenarbeit mit dem Bischöflichen Seelsorgeamt ist die KA bestrebt, durch Glaubensinformationen das Glaubensgut der Katholiken zu vertiefen (Kurse, Briefe) und breiten Kreisen die kirchliche Soziallehre zugänglich zu machen.

Groß ist der Anteil der Diözese Linz an der Entwicklungshilfe: Für „Brüder in Not“ konnten seit Beginn der Aktion im Jahre 1961: 10,8 Millionen Schilling (1967: 1,8 Millionen Schilling) aufgebracht werden, für den „Familienfasttag“ seit 1958: 19,6 Millionen Schilling (1967: 2,7 Millionen Schilling)', für die „Sternsingeraktion“ seit 1960: 21 Millionen Schilling (1968: 3,0 Millionen Schilling).

Als Entwicklungshelfer sind aus Oberösterreich bisher 27 Burschen und 14 Mädchen in die Missionen gegangen.

Schon vor vielen Jahren wurde eine geeignete Form der Zusammenarbeit mit den anderen apostolischen Vereinigungen der Diözese gesucht, im Frühjahr 1964 hatte dieses Bemühen einen befriedigenden Erfolg durch die Gründung des „Diözesanen Forums für das Laienapostolat“. Das „Forum“, in dem alle Organisationen mit gleichen Rechten und Pflichten vertreten sind, trifft sich zu seinen Beratungen etwa drei- bis viermal im Jahr. Es kommen die Anliegen aller Verbände zur

Sprache, und gemeinsame Aktionen weiden geplant. Eine Frucht dieses Forums ist unter anderem eine gemeinsame Begabtenförderung und die Errichtung eines. „Unterstützungsfonds“ der Diözese zur Ermöglichung des Studiums mittelloser begabter Schüler an höheren Lehranstalten. Dieser Fonds soll in dringenden Fällen vor allem dann helfen, wenn keine anderen Unterstützungsmöglichkeiten für den Beginn und zur Sicherstellung des Studiums eines Schülers vorhanden sind (Start- und Überbrückungshilfe!). Bisher wurden rund 200.000 Schilling an Unterstützungen ausgegeben. Auch die sehr beliebte Einrichtung eines „Klosters auf Zeit“ für die Laien in der Karwoche lm Stifte Kremsmünster ist einer Anregung des „Forums“ zu verdanken.

„Der Bau eines neuen geistigen Domes soll in unserer Diözese in Angriff genommen werden“, verkündete der Rechtsanwalt Dr. Alois Bruneder bei der feierlichen Proklamation der KA im Jahre 1950. Doktor Bruneder, erster und langjähriger Präsident der KA, der geistliche Assistent Universitäts- Professor Dr. Ferdinand Klostermann und der Leiter des Bischöflichen Seelsorgeamtes in Linz, Kanonikus Prälat Franz Vleböck, der der KA seit Anbeginn stets mit Rat und Tat zur Seite steht, waren die Baumeister dieses geistigen Domes; sie haben mit dem Einsatz ihrer ganzen Persönlichkeit da Fundament gelegt, auf dem in zielbewußter, harter und unermüdlicher Arbeit das Werk aufgebaut wurde. Gewiß, an diesem Dome wind immer weitergearbeitet werden müssen, und jede Generation wird ihren Anteil dažu beizutragen haben. Die Strukturen und Methoden der KA werden stets den gesellschaftlichen Gegebenheiten anzupassen sein, so wie dies auch im innerkirchlichen Raum notwendig ist.. įj

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