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Kloster für Manager

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DIEFURCHE: Warum ist das Kloster Schlögl ein beliebter Tagungsort für Manager?

Abt Marin Felhofer: Ich glaube, daß gerade vielbeschäftigte Menschen Orte der Ruhe suchen. Durch andere Seminarzentren und Gespräche mit führenden Leitern von Retrieben sind wir auf die Idee gekommen, Räumlichkeiten in unserem Haus zur Weiterbildung und für Tagungen anzubieten. In einem Trakt aus dem 17. Jahrhundert errichteten wir ein Seminarzentrum, das Ästhetik und Tradition mit Komfort und Technik verbindet. Wir haben darüber einen ansprechenden Prospekt gestaltet, der an verschiedene Institutionen gesandt wird. Daneben bieten wir auch ein eigenes Programm an und laden alle Interessierten ein zu Exerzitien, Glaubenstagen, Ribel-abenden, Kreativkursen, Musikseminaren und Urlaub im Kloster. In einer Atmosphäre klösterlicher Stille und Gastlichkeit sollen sich unsere Gäste wohlfühlen.

DIEFURCHE: Wie war die Reaktion der Firmen auf Ihr Angebot?

Felhofer: Sehr positiv. Zahlreiche kirchliche Institutionen, Versicherungen, Banken, Firmen, Managementakademien, pädagogische Einrichtungen und Berufsgruppen - wie Politiker und Ärzte - machen davon Gebrauch. Ihre Ansprüche sind wie an einen modernen Hotelbetrieb. Dem wollen wir nachkommen. So erreichen wir mit unseren 25 Komfortzimmern eine gute Auslastung. Die Verpflegung geschieht zum Teil aus der Stiftsküche oder im Stiftskeller, wo sich dann die Gäste von der sehr guten Qualität des Schlägler Bieres (aus Österreichs einziger Stiftsbrauerei) überzeugen können.

DIEFURCHE: Haben Manager Sehnsucht nach Spiritualität' felhofer: Spiritualität bedeutet für mich „gläubiger Umgang mit der Wirklichkeit”. Ich habe den Eindruck, daß Manager im Berufsleben sehr gefordert werden und deshalb für die Fortbildung einen Ort der

Ruhe und Geborgenheit suchen, die wir durch die klösterliche Atmosphäre und persönliche Betreuung bieten möchten. Durch die Begegnung mit einem solchen Ort können sie etwas vom gläubigen Umgang mit der Wirklichkeit des Lebens erfahren. Einmal hat ein Physikprofessor zu mir gesagt: „Einfach durch das Hereingehen in so ein Gebäude und das Lernen erlebe ich etwas von Metaphysik.-”

Gestreßte Menschen haben eine große Sehnsucht nach körperlicher und geistiger Entspannung. Sie suchen geistige und geistliche Werte. Beides verbindet sich in Schlägl: auf der einen Seite der Geist des Gebetes, der Tradition und der geistigen Auseinandersetzung, auf der anderen Seite ist unser Stift mit seinen Betrieben ein modernes Wirtschaftsunternehmen.

DIEFURCHE: Werden damit Menschen angesprochen, die nicht mehr am kirchlichen Leben teilnehmen? felhofer: Jede Gruppe wird von einem Mitbruder oder einer Mitschwester begrüßt. Dabei machen wir die Teilnehmer auf die verschiedenen Gebetszeiten aufmerksam. Weitere Gesprächsbegegnungen sind meist spontan und führen oft zu intensiven Auseinandersetzungen. Das Angebot, unser Stift zu besichtigen und näher kennenzulernen, wird gerne aufgegriffen. Dabei haben wir eine gute Möglichkeit, die Botschaft unseres Glaubens näherzubringen. Insgesamt erlebe ich viele Fragen, aber auch eine große Dankbarkeit für die Offenheit der Begegnung. Natürlich kommen wir auch sehr oft in Kontakt mit Menschen, die nicht mehr so sehr am kirchlichen Leben teilnehmen. Da müssen wir uns viele kritische Fragen gefallen lassen, ob das nun die Kirchenpolitik, Glaubensaussagen und anderes betrifft. Gerade solche Diskussionen sind aber eine Möglichkeit, diesen Menschen neue Einsichten und Werte mit auf den Weg zu geben.

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