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Koordination für die Familie

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Die Sorge um die Familie beziehungsweise um den stärkeren Einbau der Familie in die Gesamt-pastoral der Kirche, die Dozent Dr. Haupt in seinem Artikel zum Ausdruck brachte, ist berechtigt. Tatsächlich sollen alle, die an der Familie interessiert sind, mitdenken, wie die Familie und ihre Anliegen noch besser bei den Unternehmungen der Kirche und der Katholischen Aktion berücksichtigt werden können. Die Diskussion — so sie fruchtbringend sein soll — muß aber ohne Ressentiments und Prestigedenken geführt werden.

Daher zunächst einige Klarstellungen:

• Entgegen anderslautenden Aussagen steht auch für die Gliederungen der Katholischen Aktion außer Diskussion, daß der Familie in der Seelsorge und im , Laienapostolat außerordentliche Bedeutung zu-' kommt. Die Gliederungen der Katholischen Aktion können auch im Bereich „Familie“ einige Leistun-, gen aufweisen. Demonstrativ seien einige Beispiele dazu angeführt: Viele ausführliche Behelfe über Familienarbeit in der Katholischen Jugend, der Katholischen Frauenbewegung, der Katholischen Männerbewegung und Katholischen Arbeiterbewegung; die Jahresthemen der Katholischen Aktion, die die Familie immer auch berücksichtigen, verschiedene Briefaktionen an die Ehern; Versammlungsreihen; Seminare der Katholischen Bildungswerke; Ehevorbereitungs-kurse; Sozialeinrichtungen; Beratungsstellen und vieles andere. Darüber hinaus wurden Studientagungen zu den Themen „Bildung der Frau“, „Partnerschaft“, „Verantwortete Elternschaft“ veranstaltet. Diese Tätigkeiten sollten anerkannt werden. Negiert man sie, besteht die Gefahr, daß Fronten entstehen und sich versteifen. Sicherlich waren viele dieser Aktivitäten nicht mit der ausdrücklichen Etikette „Familienapostolat“ versehen.

• Wie sehr jedoch die Katholische Aktion an der Familie interessiert ist, beweist auch, daß sie an der Gründung des Katholischen Familienverbandes maßgeblich beteiligt war. In einigen Diözesen sind dann auch die Mitglieder der Katholischen Aktion .geschlossen dem Familienverband beigetreten.

Daß der Katholische Familien-verband keine Gliederung der Katholischen Aktion oder in der Katholischen Aktion nicht verankert ist, stellt keine „Groteske“ dar, sondern war von vornherein von den Initiatoren so gewollt. Warum? Die Katholische Aktion hat sich gerade deshalb für die Gründung des Familienverbandes eingesetzt, weil es der Katholischen Aktion auf Grund ihrer.engen Bindung an die Kirche auf die Dauer nicht möglich war, die vielfältigen Interessen der Familie den Parteien und dem Senat gegenüber im tagespolitischen Kampf wahrzunehmen. Der Katholische Familienverband hat seine Funktion im öffentlichen Leben bisher sehr gut erfüllt und kann mit außerordentlichen und anerkennenswerten Erfolgen aufwarten.

• Innerhalb der Katholischen Aktion besteht in den meisten Diözesen das Katholische Familienwerk. Das | Katholische Familienwerk hat die Aufgabe, die Anliegen der Familie im Rahmen der Katholischen Aktion zu vertreten, eine diesen Anliegen entsprechende „öffentliche Meinung“ zu bilden und entsprechende Dienste den Gliederungen und sonstigen Einrichtungen der Katholischen Aktion anzubieten. Vielfach besteht zwischen den Führungsgremien des Katholischen Familienwerkes und des Katholischen Familienverbandes Personalunion. Diese Tatsache bringt es teilweise mit sich, daß das Katholische Familienwerk sehr im Schatten des Katholischen Familienverbandes steht. In manchen Diözesen tritt faktisch das FamMienwerk kaum in Erscheinung. Das hat zur Folge, daß viele Aufgaben in der Katholischen Aktion tatsachlich nicht in entsprechender Weise wahrgenommen werden. Dort ist also eine Lücke vorhanden.

Obwohl die vprhandene Situation einer Konzeption entspricht, die vor mehr als einem Jahrzehnt entworfen wurde, kann man feststellen, daß das Giundkonzept auch heute noch aktuell ist. Das soll aber nicht heißen, daß' keine Korrekturen und Weiterentwicklungen notwendig wären. Dazu einige konkrete Überlegungen:

• Jede Einseitigkeit ist falsch und führt zu keinem Ziel. Damit soll gesagt werden, daß es ' nicht richtig ist, sich das Heil allein vom Familienapostolat oder allein vom Apostolat der Gliederungen der Katholischen Aktion zu erwarten. Beides ist wichtig und notwendig. Beide Teile stellen konstitutive Elemente der Kirche dar.

Jeder Mensch hat heute in seinem täglichen Leben verschiedene „Rollen“ zu erfüllen. Er ist beispielsweise Vater, übt einen bestimmten Beruf aus, ist Mitglied eines Vereins, betätigt sich politisch usw. Für jede dieser Rollen bedarf er anderer Hilfen. In Zukunft sollen die Menschen daher in der Kirche mehr in ihren verschiedenen Rollen angesprochen werden. Also nicht nurÄ als Eheleute, Väter oder Mütter, sondern auch als Frauen und Männer, in den vielen Rollen, die sie im Berufs- und Gesellschaftsbereich zu erfüllen haben.

• Der Erforschung und' Entwicklung von Methoden für ein gutes Apostolat in der Familie sind kaum Grenzen gesetzt. Nicht jede Methode aber muß eine neue Organisation, einen neuen Apparat bedingen. Es scheint, daß in Österreich schon genügend Organisationen im kirchlichen Raum vorhanden sind, die sehr viele Kräfte binden. Neue Organisationen und Einrichtungen würden auch wieder sehr viel Verwirrung stiften und in vielen Pfarren als Störung empfunden werden. In diesem Zusammenhang darf auf das Laiendekret (4. Kapitel, 19) verwiesen werden: „Doch ist dabei eine Zersplitterung der Kräfte zu vermeiden. Diese tritt dann ein, wenn man ohne ausreichenden Grund neue Vereinigungen und Werke fördert oder an veralteten Vereinigungen und Methoden festhält, die keinen Nutzen mehr bringen. Es ist auch nicht immer zweckmäßig, Formen, die in einer Nation eingerichtet sind, unterschiedslos auf andere zu übertragen.“

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