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Langfristige Verträge von Wirtschaft und Kunst als Ziel

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Der Eindruck der Kulturorganisatoren trügt: Unbeantworteten Ansuchen um finanzielle Unterstützung, ratlosen Gesichtern bei Sponsoringansuchen für neue Musik, firmeninterner Ablehnung steht ein steigender finanzieller Aufwand für Kunstsponsoring gegenüber: von 20 Millionen Schilling im Jahr 1989 auf 450 Millionen 1995. Heuer hätten die Verleiher des „Maecenas-Preises” zwar - angesichts schlechter Wirtschaftslage - den Einreichungen entgegengezittert, aber deren Zahl lag nur geringfügig unter jener von 1994.

Die Firmenvertreterin der Videofirma Juracka, die einen Anerkennungspreis für die Unterstützung des zeitgenössischen Wiener Operntheaters errungen hatte, überreicht den Maecenas-Juroren, die eine gläserne Maecenas-Figur verleihen, einen Wollaffen, einen kleinen King Kong

- vor Vorwerbung ihrer nächsten Oper. Ein Affe für ein Glasstück - Das war einer der seltenen sympathischen Augenblicke der Maecenas-Gala im Vorzelt des Cirque du Soleil am Wiener Praterstern. Vor dem Diktat der Fernsehkameras, die unerbittlich die Wiederholung der Begrüßung und das starre Lächeln der Moderatorin forderten, vergab Jury-Vorsitzender Martin Schwarz Preise in den Kategorien „Einsteiger”, „Projekt Klein-und Mittelbetriebe” und „Bestes Kunstsponsoring- Konzept”.

Jeweils ein Preisträger und zwei Anerkennungs-Empfänger teilten sich die Bühne mit den bemüht lustigen Clowns-des Cirque du Soleil. In den Pausen zwischen den Preisvergaben gab es Athletik und Akrobatik, statt von Zirkusstille von Musik begleitet. Statt um die „Nationalbibliothek” ging es um die „Nationalbank”

- eher fanden die geläufigeren Worte der Wirtschaft Eingang in den Mund des Maecenas-Erfinders Martin Schwarz.

So wie der von der Firma Swarovski gestiftete Preis, die Glasstatuette, die erst im Lichte bunt leuchtet, braucht der Maecenas das Licht der Öffentlichkeit - und wer böte sie ihm besser als der ORF? Die Kameras rückten ins Bild: den Autographen-Fonds von Kraft-Jacobs-Suchards, der Mozarts Handschriften und sein Wohnhaus zu erhalten hilft, die Faksimilierung der Wenzelsbibel und anderer wertvoller Handschriften durch die Akademische Druck- und Verlagsanstalt und die Plakataktion der Austrian Airlines, ein Museum in Progress, das auf 3.000 Plakaten Kunstobjekte präsentiert: zum Beispiel Barockstühle unter dem Titel „Marie Antoinette”.

Eine der Anerkennungen erlangte - endlich - die Austria Tabak und ihr Casablanca-Konzept. Bei der Auswahl hatte eine Jury - unter anderem Matthias Rüegg, Hans Gratzer, Wilhelm Holzbauer, Rudolf Bretschneider, Kathrin Zechner - mitbestimmt.

Ob die für den Maecena Verleih zuständigen „Initiativen Wirtschaft für Kunst” alle Bemühungen zur Veränderung der steuerlichen Bedingungen haben fahren lassen? Ganz und gar nicht, meint Martin Schwarz, aber die steuerlichen Bedingungen seien hierzulande „fast so gut in Amerika”. Es ginge darum, die Instrumente und Techniken der Benützbarkeit zu verbreiten. Was ein eben im Signum-Verlag erschienenes Buch „Runstsponsoring” Brigitte Kössners zu dokumentieren und erläutern sucht. Die Autorm, Geschäftsführerin der „Initiativen Wirtschaft für Kunst”, träumt trotzdem von Amerika: von den „Challenge-Grants” - den langfristigen Sponsorverträgen zwischen Wirtschaft und Kunst.

Sponsoring sei nur mit Gewinnbeteiligung möglich, plädierte der Vertreter der Firma Kirner und Erker an die Medienvertreter, sie sollten für eine Bewußtseinsänderung eintreten. Ungelöst und für die österreichische Kulturberichterstattung unlösbar stellt sich das langjährige Problem der Nennung der Sponsoren bei redaktionellen Artikeln dar. Wenn schon, dann sollte das Thema des Sponsoring eines auf der Wirtschaftsseite sein, meinten Medienvertreter. Weil die Nennung des Sponsors den Verdacht einer bezahlten Sendung erwecken könnte und dem Sponsor mehr schade als nütze, vermeidet Seitenblicke-Redakteurin Ulrike Mes-ser-Krol die Namensnennung der Sponsoren.

Seltsam jungfräuliche Zurückhaltung der Kunst - es gab Zeiten, wie jene der Renaissance-Oper, als der Mäzen in der Rolle des Gottes Apoll auftreten durfte!

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