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Laßt die Mütter ihren Kindern...!

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Wie alljährlich veranstaltet auch heuer das Familienwerk der ErzdiSzeie Wien und der Katholische Familienverband Oesterreichs unter dem Titel „Kana - Tag 1958“ am Sonntag, dem 19. Jänner, einen Schulungstag, der diesmal unter dem brennend aktuellen Motto „Die berufstätige Mutter“ steht. Im nachstehenden behandelt der Generalsekretär des Familienverbandes aus dem riesigen Fragenkomplex das Teilproblem der nicht sozial bedingten, sondern freiwillig und grundsätzlich gewählten Berufstätigkeit der Frau und Mutter. „Die Furche“

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Wie alljährlich veranstaltet auch heuer das Familienwerk der ErzdiSzeie Wien und der Katholische Familienverband Oesterreichs unter dem Titel „Kana - Tag 1958“ am Sonntag, dem 19. Jänner, einen Schulungstag, der diesmal unter dem brennend aktuellen Motto „Die berufstätige Mutter“ steht. Im nachstehenden behandelt der Generalsekretär des Familienverbandes aus dem riesigen Fragenkomplex das Teilproblem der nicht sozial bedingten, sondern freiwillig und grundsätzlich gewählten Berufstätigkeit der Frau und Mutter. „Die Furche“

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Geht man von einem naturgetreuen Familienbild aus, so besteht die wichtigste familienpolitische Forderung heute darin, der Frau und Mutter zu ermöglichen, wieder zum tatsächlichen Mittelpunkt des Familienlebens zu werden. Dies bedeutet, daß sie aus dem außerhäuslichen Erwerbsleben herauszulösen und der Familie

zurückzugeben ist. Die Verwirklichung dieser Forderung beruht allerdings auf zwei Voraussetzungen:

1. Die fortschreitende Rationalisierung und Automation müssen die Wirtschaft in die Lage versetzen, auf die Arbeit der verheirateten Frau verzichten zu können.

2. Der Familienlastenausgleich ist so auszubauen, daß keine Mutter aus finanziellen Gründen zu außerhäuslicher Erwerbstätigkeit gezwungen ist (Erhöhung der Kinderbeihilfe und Kinder-Steuerermäßigung; Einführung einer Mütter-beihilfe für die nur im Haushalt tätige Mutter). Wirtschafts- und Familienpolitik haben durch entsprechende Maßnahmen auf die Verwirklichung dieses Zieles tatkräftig hinzuwirken.

Neben volkswirtschaftlichen und familienpolitischen Erwägungen hat die Frage des Doppelberufes aber auch noch eine grundsätzliche Seite, welche die einzelnen Familien selbst betrifft und die seit einiger Zeit im Mittelpunkt lebhafter Diskussionen steht. Es finden sich nämlich noch immer Stimmen, welche die Notwendigkeit einer hauptberuflichen Zentrierung der Gattin und Mutter in der Familie überhaupt bestreiten und grundsätzlich für die außerfamiliäre Berufsarbeit der Frau eintreten. Dieser mehr aus theoretisch-ideologischen Hintergründen herrührende Standpunkt führt uns 2ur Frage: Ist der freiwillige Doppelberuf der Frau in Einklang zu bringen mit ihren Pflichten als Gattin und Mutter?

Die Problematik des Doppelberufes liegt in erster Linie darin, daß damit im Normalfall eine Ueberlastung der Frau (physisch und psychisch) eintritt. Im Doppelberuf zeigen sich nämlich die im Lebenslauf der Frau liegenden biologischen Spannungen besonders deutlich. Die Frauen-und Nervenärzte wissen davon ein Lied zu singen und die Alltagserfahrung zeigt uns die Auswirkungen auf Schritt und Tritt: früh alternde und oft kranke Frauen — überlastet, nervös, hin und her gerissen im dauernden Pflichtenstreit zwischen Beruf und Familie, schlecht er-

zogene bis verwahrloste Kinder, unzufriedene Ehemänner, Jugend ohne Familiensinn, Geburtenschwund usw.

Jene Frauen, die freiwillig und grundsätzlich ihre Lebensmitte verlassen, um im außerhäuslichen Erwerbsleben eine tiefere Sinnerfüüung ihres Lebens zu suchen, zeigen, daß sie die Aufgabe als Gattin und Mutter nicht mehr richtig begreifen. „Muttersein ist kein Beruf, sondern eine biologische Aufgabe“ — so umriß kürzlich eine solche Frau ihre Einstellung und zeigte damit, daß sie den Mutterberuf auf die biologische Gebärfunktion reduziert. In Wirklichkeit ist doch die Aufgabe der Mutter mit der Geburt des Kindes nicht beendet, sondern sie fängt damit erst richtig an( Die frühen Lebensjahre verbringt das Kind im „sozialen Mutterschoß“, aber auch der dauernde und gleichmäßige Einfluß der mütterlichen Erziehung auf das Schulkind ist unersetzbar. Entwicklungspsychologie und Pädagogik erweisen diese Forderung in seltener Einmütigkeit.

Die affektbetonte Leidenschaft, mit der oft „die grundsätzliche Berechtigung und Notwendigkeit“ eines außerfamiliären Berufes auch der verheirateten Frauen gefordert und vertreten wird, verrät nicht nur eine Blindheit gegenüber den Tatsachen und Erfordernissen des Lebens (Instinktverlust), sondern auch den engen Zusammenhang mit dem Problem der Gleichberechtigung. Am Beispiel der Berufstätigkeit der Frau soll ja so oft die Richtigkeit dieser im letzten auf Gleichartigkeit hinauslaufenden Gleichberechtigung demonstriert werden, so daß ihren Verfechtern die grundsätzliche Forderung nach einem „Beruf“ der Frau zur dogmatischen Pflicht geworden ist. Da kann es nun in der Familie drunter und drüber gehen, die Erziehung der Kinder und die Betreuung des Ehemannes vernachlässigt werden, da kann die Notwendigkeit der Kein- oder Einkindfamilie daraus erwachsen, da kann die in der Familie grundgelegte Kultur des Volkes bergabgehen, da mag die Frau selbst unter der Belastung des Doppelberufes körperlich und seelisch leiden: all dies muß übersehen werden bzw. subsidiäre Maßnahmen und Notlösungen, so vor allem Kindergärten und Internate, müssen als taugliche Mittel und echte Lösungen anerkannt werden, nur um den Doppelberuf zu rechtfertigen.

Wir sehen, daß die programmatischen Befürworter und Verteidiger des Doppelberufes der Frau die damit verbundenen Gefahren und Schäden an Familie, Volk und Kultur tendenziös übersehen oder verharmlosen, um die Geschlossenheit einer doktrinären Auffassung zu wahren. Die daraus resultierende Protesthaltung mit ein: seitiger Betonung männlicher Wertgesichtspunkte führt dann zu einer solchen Einstellung, die dem erstrebten Gesundungsprozeß der Familie diametral entgegenwirkt; denn was wir zuerst für die Heilung der Familie brauchen, ist die mütterliche Frau, die sich nur voll entfalten kann in hauptberuflicher Zentrierung in ihrem naturgebundenen Wirkungsfeld.

Die ganze Familienpolitik wird nur Stückwerk bleiben, wenn es uns nicht gelingt, das Gesamtproblem an dieser Wurzel zu fassen. Den Emanzipierten sei dabei gesagt, daß die Moderne sich wieder zusehends auf die mütterliche Frau zu besinnen beginnt und die Auswüchse der Emanzipation bald zu reaktionären Ueberbleibseln erklärt sein werden. In einer gesunden Gesellschaft steht die mütterliche Frau weit höher im Kurs als die emanzipierte Arbeitskollegin. Helfen wir mit, die öffentliche Meinung so zu gestalten, daß die Frauen wieder allgemein mit Stolz von ihrem „Beruf“ als Gattin und Mutter sprechen dürfen, daß es wieder modern wirkt, von Beruf Familienmutter zu sein.

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