Learning by doing in Osteuropa

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Die kommunistische Planwirtschaft hat tiefe Furchen in die Länder des ehemaligen Ostblocks gezogen. KulturKontakt Austria versucht, sie durch Bildungsprojekte zu schließen.

Osteuropa ist in Sichtweite. Wir zählen nicht mehr die Jahre seit dem Fall des Eisernen Vorhangs, sondern die bis zum Beitritt in die Europäische Union", sagt Kurt Wagner, Geschäftsführer von KulturKontakt Austria. Die Region Mittel-, Ost- und Südeuropa ist für den 1989 gegründeten Verein längst kein Neuland mehr: Seit über zehn Jahren sammelt man Erfahrung in der Kultur- und Bildungszusammenarbeit. Etwa 200 Bildungsprojekte werden pro Jahr in den Reformstaaten gemanagt. Monika Mott ist seit 1995 für die "Bildungskooperation" zuständig, drei Jahre hat sie in Albanien verbracht. "Ohne Partner vor Ort ist nichts durchsetzbar. Man muss die Bedürfnisse der Bildungsinstitutionen maßgeschneidert befriedigen, die Entstehung lokaler, wirtschaftlicher und demokratischer Strukturen fördern, damit sich eine Zivilgesellschaft aufbauen kann."

Das Schulbuch "Pogledi" leistet dazu in Bosnien-Herzegowina einen wesentlichen Beitrag. "Pogledi" bedeutet "Betrachtungsweise, Blickwinkel". Der Lernbehelf für 13- bis 15-Jährige ist in Bosnisch, Serbisch und Kroatisch abgefasst und soll dazu beitragen, den Blick auf die jeweils andere Volksgruppe zu verändern. Sowohl das kyrillische als auch das lateinische Alphabet kann damit unterrichtet werden. Themen aus dem Schüleralltag, projektbezogenes, fächerübergreifendes Lernen und Rollenspiele helfen, die tiefe Kluft zwischen den drei Ethnien zu überwinden. Im zwanzigköpfigen Kooperationsteam aus Lehrern, Direktoren, Trainern und NGO-Vertretern waren alle drei Ethnien vertreten. "Bildung ist die Kernaufgabe im interkulturellen Dialog. Ohne gut ausgebildete Arbeitskräfte ist die Öffnung zum freien Markt unmöglich," weiß Mott. Hier kann gerade das Tourismusland Österreich viel Know- how weitergeben. So ist der Fremdenverkehr etwa für Albanien ein Wirtschaftszweig mit Hoffnungspotenzial. In Zusammenarbeit mit der Tourismusschule HLF Krems wurde an der "Shkolle e Mesme Technologijike" in Tirana ein dreijähriger Lehrgang eingerichtet. Von schulischer Infrastruktur, neuen Unterrichtsmaterialien bis hin zur Lehrerfortbildung wurde alles umgekrempelt.

Auch in Bulgarien ist der Tourismus eine Hoffnungsbranche. Hier gibt es inzwischen in jeder Schule ein Übungsreisebüro, die praxisorientierte Ausbildung wurde auf Hotellerie und Gastronomie ausgedehnt. Von der Partnerschaft profitiert auch die HLF Krems: Im Jänner 2002 werden bulgarische Schüler gemeinsam mit den Kremsern österreichische Kur- und Wellnesshotels besuchen, analysieren und voneinander lernen.

Die Folgen der kommunistischen Planwirtschaft durchziehen die Lehrpläne genauso wie die Haltung der Menschen. Trotzdem müssen sich die Länder des Ostens rasch an die moderne Marktwirtschaft anpassen. Regionale Kooperationen, Netzwerke und starke, praxisorientierte Ausbildung spielen eine wesentliche Rolle, damit sich etwas ändert. Seit 1995 werden in Bulgarien an fünf Handelsakademien marktwirtschaftliche Grundsätze nach Vorbild der österreichischen Lehrpläne in zeitgemäßen Methoden vermittelt. Für viel Praxisnähe sorgen 90 Übungsfirmen nach österreichischem Vorbild. Finanz- und Sozialamt, Behörden und Banken: alles, womit zukünftige Wirtschaftstreibende zu tun haben, wird simuliert.

Von der Partnerschaft mit Osteuropa profitiert auch Österreich - wie etwa im Projekt "together": Bulgarische und österreichische Jugendliche gestalteten darin gemeinsam ihre Freizeit mit kulturellen Aktivitäten. Die Begeisterung war so groß, dass ein Verein zur Unterstützung grenzüberschreitender Aktionen gegründet wurde. Die Länder des Ostens rücken damit wieder ein bisschen näher.

Informationen unter www.kulturkontakt.or.at

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