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Digital In Arbeit

Lernen, auf eigenen Beinen zu stehen

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Auslandserfahrung und gute Sprachkenntnisse sind das bewährte Rezept für bessere Chancen beim Start ins Berufsleben. Ein Bestzeit-Studium mit „Römischen Einsern" allein genügt nicht mehr. Immer mehr Wert wird auf Zusatzqualifikationen wie Flexibilität, Teamfähigkeit, Leistungsstreben und analytisches Denken, Sprachkenntnisse, Selbständigkeit und Durchhaltevermögen gelegt.

Diese Qualifikationen zu fördern und zu verstärken, ist inzwischen bereits ein Anliegen der Universitäten geworden. Im Rahmen ihres Bildungsauftrages verfolgt beispielsweise die Universität Wien das Ziel, ihren (künftigen) Absolventen die Erfahrung mit anderen Bildungssystemen sowie anderen Sprach- und Kulturgemeinschaften zu ermöglichen. Dadurch soll ihre Fähigkeit zu Toleranz sowie zu selbständigem Denken und Handeln gestärkt, ihr europäisches Bewußtsein vertieft, und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessert werden.

Im Durchschnitt nimmt jeder vierte Absolvent der Universität Wien während seines Studiums die Chance eines geförderten Auslandsaufenthaltes wahr. Neben dem sprachlichen ist der persönlichkeitsbildende Aspekt das stärkste Argument dafür, einen Teil der Studienzeit im Ausland zu verbringen. Erfahrungsberichte unterstreichen diese Einschätzung:

Den Gesamterfolg beurteilten in einer Umfrage 41 Prozent mit dem Prädikat „sehr lohnenswert", 32 Prozent urteilten mit „lohnenswert" und 22 Prozent der Stipendiaten meinten, daß es „in Ordnung" war. Die Bewertung für die Persönlichkeitsentwicklung fiel noch besser aus: Knapp neunzig Prozent gaben „sehr lohnenswert" und neun Prozent „lohnenswert" an.

Profitiert haben die Studenten vor allem von den neu geknüpften Freundschaften, dem Kulturangebot, der unterschiedlichen universitären Situation, dem Kennenlernen neuer didaktischer Methoden und natürlich der Verbesserung der Sprach-kenntnisse. Durchhaltevermögen ist oft bei Schwierigkeiten im administrativen Bereich erforderlich, Ehrgeiz und Mut bei anfänglichen Sprachschwierigkeiten, und Flexibilität bei den finanziellen Möglichkeiten sowie den Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche vor Ort.

Die beliebtesten europäischen 1 .ander sind Großbritannien, gefolgt von Frankreich, Spanien, Italien und Deutschland. Dort studieren die jun gen Österreicher zwischen vier und sechs Monaten. Programme für osteuropäische Länder (CEEPUS, TEMPUS) werden zwar in Anspruch genommen, aber bei weitem nicht so genützt (siehe S. 4). Für „exotische" Ziele wie Japan, Afrika, Asien finden sich nur vereinzelt Interessenten, die Mehrheit strebt nach Westeuropa und in die USA. Beisefreudig zeigen sich besonders Studenten der Betriebswirtschaft (20%), Sprachstudenten (17%) und Juristen (13%).

Wer sich nun für ein Studiensemester oder einen Postgraduate-Lehrgang fern der Heimat interessiert, sollte sich rechtzeitig (mindestens ein Jahr vorher) informieren.

Ziele definieren

Es geht zunächst darum, einen Plan mit genau gesetzten Zielen zu erstellen, Alternativen zu überlegen und einen Finanzierungs- und Zeitplan zu erstellen.

An erster Stelle stehen Überlegungen wie: Was will ich erreichen? Welche Vorstellungen habe ich und welche Chancen habe ich, diese zu realisieren? Wie soll ich das angehen? Wohin will ich fahren und warum? Wie lange will ich bleiben? Kann ich die Sprache gut genug oder muß ich einen Auffrischungskurs besuchen? Brauche ich Studienerfolgsnachweise, Prüfungen wie TOEFL (S. 4)? Welche Termine und Fristen gilt es zu beachten?

Erste Anlaufstellen sind die Aus-laridsbüros der Universitäten. Dort liegen Broschüren über Studienbestimmungen und Stipendienangebote, Adressen und Vorlesungsverzeichnisse der Universitäten auf, Studienberater stehen für Fragen gerne'zur Verfügung. Für Studierende, die in einem EU-Land Erfahrung sammeln möchten, gibt es das von der Europäischen Kommission herausgegebene Informationsprogramm „Daheim in Europa", das über studienrechtliche und soziale Gegebenheiten informiert (einzusehen in der Bibliothek des Österreichischen Dokumentationszentrums für Auslandsstudien - ÖDO-ZA - im Club International Universitaire).

Besonders wichtig ist auch die sprachliche Vorbereitung. Darauf weisen die Berater der Auslandsbüros nachdrücklich hin. Schließlich soll man fähig sein, Vorlesungen zu besuchen und Prüfungen in der Fremdsprache abzulegen.

Stipendien

Die Auswahlkriterien für ein Auslandsstipendium sind meist folgende:

■ Begründung der Notwendigkeit des Auslandsaufenthaltes im Rahmen der Ausbildung;

■ sprachliche und wissenschaftliche Qualifikation;

■ Art und Inhalt des Vorhabens;

■ Durchführbarkeit und bereits geleistete Vorarbeiten;

■ bisheriger Studienverlauf;

■ Ausdrucksfähigkeit und allgemeiner Eindruck während eines persönlichen Interviews durch eine Kommission;

■ Bedeutung für die weitere berufliche Entwicklung;

■ Zusatzqualifikationen.

Von diesen relativ hohen Anfor derungen sollte sich niemand ab schrecken lassen. Durchhalten und Nerven bewahren heißt die Devise. Wer hier den längeren Atem beweist, hat einen Großteil der I Iürden schon hinter sich.

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