Mehr als nur ein Körberlgeld

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Die Universitäten könnten über 100 Millionen Schilling an Energiekosten sparen. Geld, das letztlich der Forschung fehlt.

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Die Universitäten könnten über 100 Millionen Schilling an Energiekosten sparen. Geld, das letztlich der Forschung fehlt.

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Jährlich werden an österreichischen Universitäten eine Vielzahl von Studien erstellt, die aufzeigen, wie die Umwelt und auch die Brieftasche geschont werden kann. Auf Anregung des Wissenschaftsministeriums wurde nun der Energieverbrauch der Universitäten selbst unter die Lupe genommen.

Eine Studie der Energieverwertungsagentur (E.V.A.) kommt dabei zu dem Schluß, daß das Einsparpotential an Energiekosten bei über 100 Millionen Schilling liegt: Geld, welches letztlich bei der Forschung fehlt.

1997 wurde der Energieverbrauch am Biozentrum der Universität Wien genau analysiert. In der Folge konnten nicht investive Maßnahmen gesetzt werden, die die Energiekosten um immerhin zehn Prozent - 800.000 Schilling - reduzierten. Auch an der TU Wien gab es Erfolge. Auf Anregung einer aktiven Studentengruppe wurde die Klimaanlage im Freihaus neu eingestellt. Während in allen Gebäuden der TU Wien der Stromverbrauch weiter stieg, sanken die Kosten in diesem Haus um immerhin 700.000 Schilling.

Eine Vorgangsweise ganz anderer Art gibt es bei der Veterinärmedizinischen Universität. Jeweils vor längeren Ferien (Sommer und Weihnachten) wird gezielt mit den Instituten Kontakt aufgenommen, um alle nicht benötigten Geräte abzuschalten beziehungsweise sogar den Stecker zu ziehen. Die Einsparungen lagen bei 20 Prozent (Sommer 1998 zu Sommer 1999) und bei 14 Prozent für die Weihnachtsferien.

Sorgloser Umgang Es ist deshalb gerade in der derzeitigen Budgetsituation überraschend, wie sorglos mit diesem Potential umgegangen wird. Die Frage "Herr Kollege, was habe ich davon, wenn mein Institut weniger Energie benötigt?", qualifiziert zwar sehr wohl den Frager, zeigt aber auch die derzeitige Unwissenheit hinsichtlich vieler Effizienzmaßnahmen im öffentlichen Bereich auf. Alle Energiekosteneinsparungen verbleiben an den Universitäten und stehen für andere Investitionen zur Verfügung. Die Entscheidung liegt bei der einzelnen Universität, ob mit diesen Einsparungen weitere Energiesparinvestitionen durchgeführt werden oder über ein Anreizsystem zum Beispiel Dienstreisen finanziert werden.

Stromsparen wird freilich derzeit noch durch die Ausstattung der Universitäten erschwert. Da bei Bundesbauten zum Beispiel bei der Anzahl der Stromzähler gespart wird, ist oft nicht klar, wo, wann und wieviel Strom benötigt wird. So gibt es einige Universitätsgebäude mit Stromkosten von zehn Millionen Schilling, die nur über einen einzigen Stromzähler verfügen. Mit so einer Informationsbasis ist es sogar dem motiviertesten Mitarbeiter nur beschränkt möglich, der Energieverschwendung auf die Spur zu kommen.

Das vom Wissenschaftsministerium angeregte Projekt "Energieeffiziente Universitäten" soll in diesem Umfeld Maßnahmen forcieren und unterstützen, die einen Beitrag zur Steigerung der Energieeffizienz bringen. Mit der Projektdurchführung wurde die E.V.A. beauftragt. Deren Aufgabe ist die Bündelung, Verstärkung und Vernetzung bereits vorhandener Aktivitäten wie auch deren Ergänzung durch neue Impulse, wobei vor allem das an den Universitäten vorhandene Know How genutzt werden soll.

Als erster Schritt im Projekt wurde ein Bericht erstellt, der den Status Quo mit all den verbunden Problemen dokumentiert. Es zeigte sich, daß es bereits eine Vielzahl von Effizienzmaßnahmen an den österreichischen Universitäten gibt und gab, deren Vielfalt überrascht. Leider mangelt es noch oft an der Kommunikation zwischen den Universitäten, so daß die positiven Erfahrungen nicht weitergegeben werden. Daß etwa die Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz führend bei der Einführung eines Umweltberichtsystems ist, hätte wohl keiner vermutet.

Im Rahmen des Projekts wurde auch eine Diplomarbeitsbörse eingerichtet, deren Ziel es ist, daß Studenten im Rahmen ihrer Diplomarbeit Themen aufgreifen, die den Universitäten auf dem Weg zur Energieeffizienz behilflich sind. Ganz bewußt sind nicht nur Techniker und Wirtschaftler zur Teilnahme aufgefordert, sondern durchaus auch Geisteswissenschafter.

Neue Elektrogeräte Derzeit wird im Rahmen des Projekts an einer Einkaufsliste für Bürogeräte gearbeitet, die Energieeffizienzkriterien für den Einkauf neuer Geräte empfiehlt. Es wird erwartet, daß alleine durch den Kauf energieeffizienter Computer der Stromverbrauch um zehn Gigawattstunden sinkt - deutsche Experten halten sogar 20 für möglich.

Ebenso wird an einer Broschüre gearbeitet, die vor allem Institutsverantwortliche über das Thema Energie an den Universitäten informieren und sie gleichzeitig motivieren soll, selber aktiv bei diesem Projekt beziehungsweise an Maßnahmen zur Energieeffizienz mitzuarbeiten.

Des weiteren sind Universitäten als Forschungs- und Ausbildungsinstitutionen gesellschaftspolitische Multiplikatoren. Es ist gerade deshalb sehr bedauerlich, daß es zum Beispiel an österreichischen Universitäten noch keine Solaranlagen oder vergleichbare Energieeinrichtungen gibt.

Der Schritt zur Forschung wäre dann kurz, und Solaranlagen würden in weiterer Folge vielleicht eine Selbstverständlichkeit bei den Bauten von morgen (Sponsoren für Solaranlagen sind deshalb herzlich willkommen).

Letztlich ist zu betonen, daß Maßnahmen an den Universitäten zur Steigerung der Energieeffizienz durch die Vorbildwirkung ein Vielfaches an Einsparungen außerhalb der Universitäten bringen kann. Dies gilt vor allem für den gesamten öffentlichen Sektor.

Der Autor betreut als Mitarbeiter der Energieverwertungsagentur (E.V.A.) das Projekt Energieeffiziente Universitäten.

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