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Mit der Schülerflut kommt die Budgetebbe

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Kinder aus dem Ausland und ohne Kenntnisse der deutschen Sprache werden in Wien seltener.

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Kinder aus dem Ausland und ohne Kenntnisse der deutschen Sprache werden in Wien seltener.

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Der Titel einer neuen Broschüre, „Die Wiener Pflichtschulen - Stätte kultureller Begegnung” läßt gelungene Ausländerintegration, multikulturelles Lernen und die große, weite Welt mit schwingen. Der Alltag an einer Wiener Pflichtschule mag mit solchen Assoziationen nicht ganz mithalten, aber das Ziel scheint klar und zumindest die Mühe, die sich Wiens Bildungsverantwortliche allem Anschein nach geben, bemerkenswert.

Buntheit und Vielfalt kennzeichnen nicht nur die Bildungsangebote, sondern auch die Herkunft der Schülerinnen und Schüler, betont Kurt Scholz, amtsführender Wiener Stadt-schulratspräsid&it, im Vorwort. Er freut sich, daß dank der Wiener Lehrerinnen und Lehrer alle 2.400 bosnischen Flüchtlingskinder in den vergangenen zwei Jahren voll ins Schulgeschehen integriert werden konnten.

An Wiens öffentlichen allgemeinbildenden Pflichtschulen (ÄPS) ist die Schülerzahl neuerlich, und zwar um 1233, gestiegen. Dabei stagniert der Anteil der Kinder mit nichtösterreichischer Staatsbürgerschaft, ja im Schuljahr 1994/95 hat er sogar leicht abgenommen, von 36,04 auf 35,81 Prozent. Noch deutlicher ist die Zahl von Ausländerkindern gesunken, die nicht oder kaum Deutsch können -um 13,8 Prozent. Insgesamt werden 98.203 Kinder unterrichtet, davon sind 31.541 Ausländer, davon wieder haben 8.478 Sprachprobleme und bedürfen deshalb einer besonderen Förderung. In der Volksschule ist der Anteil dieser Kinder mit „Seiteneinsteigerproblematik” (12,5 Prozent)

deutlich höher als in der Hauptschule (6,3 Prozent).

In integrativ geführten Klassen haben ausländische Kinder doppelt so hohe Deutschkenntnisse erworben wie in den (während der Schuljahre 92/93 und 93/94 geführten) rein ausländischen Flüchtlingsklassen, obwohl in diesen Klassen sehr intensiv Deutsch unterrichtet wurde. Mitgetragen haben die Integrationsbemühungen auch die - vorwiegend katholischen - Privatschulen, wo der Anteil der ausländischen Kinder deutlich gestiegen ist und nun 11,7 Prozent, etwa ein Drittel des Anteils an öffentlichen Schulen, beträgt.

Sparkurs schafft Probleme

Die Bezirke mit dem höchsten Anteil ausländischer Schüler(innen) sind Margareten (64,7 Prozent), Otta-kring (59 Prozent), Brigittenau (53,4 Prozent), Budolfsheim-Fünfhaus (53 Prozent) und Hernais (50,2 Prozent), am wenigsten Ausländerkinder gehen in die Schulen in Donaustadt (10,9 Prozent), Liesing (11,4 Prozent), Floridsdorf (12,3 Prozent) und Hietzing (12,6 Prozent).

Die Lehrer-Schüler-Belation im Wiener Schulwesen ist in den letzten Jahren durch den massiven Einsatz von Integrationslehrern, Begleitlehrern, Psychagogen, native Speakers, Lehrern für den muttersprachlichen Zusatzunterricht und Lehrkräften in der Nachmittagsbetreuung auf 1:11,2 gesenkt worden. Der nun einsetzende Sparkurs droht diese Relation wieder zu erhöhen und zu deutlichen Einschränkungen bei der Betreuung zu führen.

Verschärfen wird sich die Situation ohnehin durch die Geburtenentwicklung und die daraus schon absehbare steigende Zahl von Schuleintritten in den nächsten Jahren. Gemessen am Schuljahr 1993/94 erwartet man im Wiener Stadtschulrat eine Kapazitätsausweitung um 12,9 Prozent bei den Schulneulingen.

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