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Digital In Arbeit

Mit Schnuppern fangt alles ein

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Aber für mein Kind muß es doch einen Job geben!” So endet nicht selten das erste Informati-onsgespräch zwischen nervösen Eltern, entnervten Sprößlingen und einem leidgeprüften Berufsberater.

Vor allem die 14-, 15jährigen wissen häufig nicht, was sie eigentlich werden sollen. Die meisten Vorstellungen gehen über ein nebuloses: „Ich habe gern mit Menschen zu tun”, oder „Ich will in einem Büro arbeiten” nicht hinaus. Das ist aber ebensowenig eine ideale Basis für eine gelungene Berufswahl wie blauäugige Fragen der Kitern nach dem Motto: „Mein Sohn will in die IITL! Welche Richtungen gibt's denn da überhaupt...?”

Mit 18,19 Jahren träumen die jungen Menschen meist von einem Beruf, der „Spaß macht”, „viel Geld” oder „Selbstverwirklichung” verspricht, oder möglichst prestigeträchtig klingt.

Bei diesen Phantasien bleibt es dann meist auch; der weitere Verlauf wird dann eher dem Schicksal überlassen. Selten wird Zeit geopfert, um sich mit der Bealisierung dieser Wünsche ernsthaft auseinanderzusetzen.

Kines raten Bildungsforscher trotz des angespannten Arbeitsmarktes und der unsicheren Zukunftsaussichten jedenfalls immer noch: Jeder soll prinzipiell auf jenen Beruf zugehen, zu dem er sich hingezogen und auch geeignet fühlt. Niemand ist allerdings davor gefeit, sich dabei über die Rea-lität hinwegzuschwindeln. Daher sollte man nicht darauf verzichten, möglichst früh seine Jobwünsche etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Das bewahrt einerseits vor herben Knttäuschungcn, es hilft aber auch, jene Klippen etwas schneller zu umschiffen, die der Bealisierung der Wünsche entgegenstehen.

Empfohlen werden folgende Überlegungen:

■ Was möchte ich? Viel zu selten folgen die jungen Menschen ihren eigenen Wünschen, sondern fügen sich den Erwartungen und gutgemeinten Batschlägen der Eltern (siehe Teil 1). Enttäuschungen sind vorprogrammiert.

Schon bei 14-, 15jährigen, so erklären Psychologen, haben sich jene Interessen, Begabungen und Neigungen herauskristallisiert, die relativ stabil bleiben und daher auch für das weitere Leben prägend sind: handwerkliches Geschick, bestimmte intellektuelle Fähigkeiten, sprachliche Talente, aber auch Introvertiertheit, der Hang zur Tüftelei ...

Wer zwei „linke” Hände hat, sollte sich nicht unbedingt eine Lehre zum Kunsttischler antun. Wer hingegen hoch hinaus will, für den gilt immer noch: Wer die Matura schafft,

kann (theoretisch) auch die meisten Studieninhalte bewältigen, sagen die Experten. (Ein Trost für Bildungsmüde: Der Drang zu höheren Leistungen ist an kein Alter gebunden. Wer in jungen Jahren beispielsweise partout keinen Löffel zum Lernen hatte, ist oft später motivierter Besucher einer Abendschule.) -r

Wer seine Eignungen, Talente, Stärken und Schwächen intensiver kennenlernen will, sollte eine der vielen Informationsstellen kontaktieren, die auch geeignete Tests anbieten (siehe gegenüberliegende Seite).

Der zweite Schritt in Richtung Traumberuf erfordert ein hohes Maß an Ehrlichkeit:

■ Sind die Wünsche überhaupt realistisch oder in bezug auf meine Qualitäten eher nur eine zufällige Idee? (Weil es die Freundin macht und ähnliches.) Sehr wichtig ist auch die Frage nach der Bereitschaft, für die Verwirklichung seiner Ziele auch einen „Preis” zu bezahlen. Wer sich beispielsweise von seiner gewohnten Umgebung nicht lösen will, muß Abstriche von seinen Wünschen machen können. Wer nur den Glanz eines „tollen” Studiums schätzt, wird letztlich auch nur unerfüllbaren Idealvorstellungen nachjagen ...

Wenn der Beruf im Kopf bereits Konturen annimmt, dann heißt der nächste Schritt:

■ Hineiiischnuppern in die Praxis. Möglichst viele Gespräche mit Bekannten, Freunden und bereits arbeitenden Verwandten führen. Das schafft erst jene Sensibilität für die Frage: Will ich mir das alles wirklich antun? I labe ich mir meinen Beruf so vorgestellt? Nur so lassen sich früh genug vorhandene oder fehlende Voraussetzungen erkennen. Berufsberater weisen auch immer wieder auf die lehrreiche Erfahrung hin, durch den

Kontakt mit der Praxis frustrierende Erkenntnisse auszuhalten. Unrealistische Vorstellungen über den jeweiligen Beruf werden auf diese Weise schnellstens ausgeräumt. Andererseits klammert man sich nicht mehr so an die fixe Vorstellung: Dieser Be ruf oder keiner!

Auchdic Praxis zeigt: bei der Job suche haben Neueinsteiger dann große Chancen, wenn sie von den Dienstgebern als ambitioniert, interessiert und motiviert eingeschätzt werden. Das sind meist auch jene, die sich sprachlich gut ausdrücken und argumentieren können, warum sie genau diesen Job oder diese Lhrstel-le haben möchten. Das heißt: es haben diejenigen die Nase vorn, die schon realistische Vorstellungen über die Arbeitswelt haben. Teil 3 vom 27. März 1997: Die krstk BkiujI'SKrfaiirim;: Von der Schule in die Lehre.

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