Lehrplan - ©  iStock/AntonioSolan

Neue Lehrpläne als Höllenfahrt?

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Die reformierten Lehrpläne für die Sekundarstufe haben ­einen Aufschrei nach sich gezogen. Zu Recht, meint Stefan Hopmann. Ein Gastkommentar über die „Lehrplanhölle“.

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Die reformierten Lehrpläne für die Sekundarstufe haben ­einen Aufschrei nach sich gezogen. Zu Recht, meint Stefan Hopmann. Ein Gastkommentar über die „Lehrplanhölle“.

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Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. Lehrpläne können ein Beispiel dafür sein. Es gibt immer sehr viel mehr zwischen Himmel und Erde, was man aus guten Gründen lehren und lernen könnte, als in irgendeine Schulweisheit hineinpasst. Wird das nicht beherzigt und weitaus mehr verlangt, als Unterricht bei bestem Willen erreichen kann, dann beschädigt die chronische „Überbürdung“ die Lernfähigkeit und die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler, wie der sächsische Medizinalrat Lorinser schon 1836 warnte, als Lehrpläne kaum ein Viertel ihrer heutigen Nachfolger umfassten.


Das lässt sich mit den jüngsten Plänen des österreichischen Unterrichtsministeriums für die Mittelschulen und die AHS mit ihren rund 450 engbeschriebenen Seiten illustrieren. Es beginnt noch recht harmlos mit einem knappen Überblick über gesetzliche Vorgaben sowie „Leitvorstellungen“, die sich auf eine Variante der zurzeit populären 21st Century Skills, das sogenannte 4K-Modell (Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken), beziehen. Bis dahin handelt es sich um eine nicht unübliche Versammlung von dehnbaren „Plastikwörtern“ (Pörksen) mit dem nicht gerade bescheidenen Ziel garniert, Schulen sollten „Modelle für eine zukunftsfähige Lebensgestaltung“ (Seite 2) werden.

Kompetenzen ohne Maß

Es folgt eine Einführung in die künftig verbindliche „Kompetenzorientierung“. Dazu werden überfachliche, fächerübergreifende sowie fachliche Kompetenzen unterschieden. Die Aufzählung der „überfachlichen“ Kompetenzen ist ebenso kurz und beliebig wie das vorausgegangene 4K-Modell: „Motivation, Selbstwahrnehmung und Vertrauen in die eigene Person, soziale Kompetenzen und lernmethodische Kompetenzen“ (Seite 3). Präziser werden dagegen in alphabetischer Reihenfolge dreizehn fächerübergreifende „Themen“ von „Bildungs-, Berufs- und Lebensorientierung“ bis hin zu „Wirtschafts-, Finanz- und Verbraucher/innenbildung“ bestimmt (ab Seite 3).

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