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Neue SoWi-Fakultät

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Für General Fenner, durch seinen Vormarsch gegen die Bayern am Beginn des 19. Jahrhunderts berühmt geworden, wurde von 1844-49 eine Kaserne inmitten Innsbrucks errichtet.Von diesem Bau, der im Juni 1992 der Spitzhacke zum Opfer fiel, blieb eine Fläche zurück, die derzeit als Großparkplatz Verwendung findet, den Grundstücksmaklern den Puls beschleunigt, jedoch der Errichtung einer Sozialwissenschaftlichen Fakultät harrt.

Über das Für und Wider ist viel gestritten und diskutiert worden. In der Zwischenzeit haben sich die Gemüter einigermaßen beruhigt, und das Grundstück wartet auf die entscheidende Einigung zwischen Fjnanz-und Wissehschaftsministeriuin.

Mit der Errichtung, darüber gibt es seitens Minister Rudolf Schölten gemäß einem Brief an den Bürgermeister der Landeshauptstadt vom Juni dieses Jahres, gar keinen Zweifel, soll der Versuch einer „offenen Universität” unternommen werden. In der alles das, was die Universität eigentlich seit ihrer Gründung im Jahre 1669 praktizieren sollte, jetzt praktiziert wird: Offenheit, Praxisnähe, Wettbewerbsfähigkeit und Internationalität. Das Konzept dieses Baus unterteilt sich in Ausbildung, Fortbildung und Beratung. Das bedeutet einerseits eine administrative und ökonomische Liaison mit dem zum Teil privaten Trägerverein (Raiffeisen-Zentralkasse, Land Tirol, Stadt Innsbruck) und andererseits die Einbeziehung von erfahrenen Praktikern aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Technik in Lehre und Forschung.

Bemerkenswert sind entsprechend einem Erläuterungspapier des Beauftragten der SoWi-Fakultät Manfried Gantner neben dem Begriff Management - sei es strategisch oder auf dem Sektor Umwelt, Qualität, Innovation und Information - die volkswirtschaftlichen Aspekte. (Ob nach Otto Grünmandls „Inspektoren-inspekto-rat” auch ein „Management-manage-ment” sich in absehbarer Zeit als unumgänglich erweist, stelyt noch aus.)

Ein Bauverzicht würde neben dem Verlust von 50 Millionen Schilling für Planungsaufwendungen der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) auch tausende Planungsstunden als völlig sinnlos erscheinen lassen. Viel schwererwiegend jedoch erschiene die Tatsache, daß es zu einer erheblichen Ausdünnung eines motivierten und qualifizierten Lehrkörpers käme, mit allen Folgen für Lehre, Forschung und Privatleben der Betroffenen. Darüber hinaus wäre mit weiteren Arbeitslosen zu rechnen. Wird wie vorgesehen mit dem Bau im Frühjahr 96 begonnen, werden Aufträge in Höhe über 550 Millionen Schilling innerhalb der kommenden zwei Jahre einkommens-und umsatzsteuerwirksam. Davon sollen rund 420 Millionen Schilling in das öffentliche Budget zurückfließen.

Es ist lobenswert, wenn über Ausbildung, Lehr- und Forschungsmöglichkeiten in die Zukunft eines Staates investiert wird. Dies stiftet Sinn, Verantwortung und sozialen Frieden. Aber auch bei steigender Zahl der Hörer der sozialwissenschaftlichen Fächer (seit 1976 hat sie sich versechsfacht) sollte nicht' übersehen werden, daß es außer der Wirtschaft noch Werte gibt, deren Nutzen und Sinn nicht unmittelbar zu erkennen und zu bewerten sind, ohne die aber die Wirtschaft, weil sie durch Menschen funktioniert, nicht existieren könnte. Bildungspolitik allein unter (privat)wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist zu wenig.

Vielleicht werden im Wintersemester 98/99 die ersten Studierenden wirklich Zeugen der Geburt einer „offenen Universitäten Innsbruck.

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