Non gaudeamus igitur

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Derzeit verhandeln die 21 öffentlichen Universitäten mit dem Wissenschaftsministerium ihre jeweiligen Budgets für die Jahre 2013 bis 2015. Die Gespräche haben zwar nicht die medienwirksame Härte von Lohnverhandlungen zwischen Arbeitgebern und Metallergewerkschaft. Unmut ist dennoch im Spiel. Die Rektoren beklagen ungezügelten Regulierungswillen seitens des Ministeriums bis ins Detail. Dieses wiederum will die Peinlichkeit einer erneuten Klage vermeiden. WU-Rektor Christoph Badelt hatte ja 2011 das Ministerium auf mehr Geld geklagt und in der Sache - nicht jedoch in der geforderten Summe - Recht bekommen.

Einigung in letzter Minute?

Die Rektoren fordern vor allem die Möglichkeit, sich des Ansturms an Studierenden in den Massenfächern zu erwehren. Ergo: Zugangsbeschränkungen. Das will auch Karlheinz Töchterle, der dazu bereits ein fertiges Modell in der Schublade hat. Zugleich wird Töchterle nicht müde zu betonen, dass er in der Sache machtlos ist, solange sich die SPÖ nicht bewegt. Dem ist zu entgegnen, dass es nun einmal zum Koalitionsalltag gehört, Kompromisse zu finden. Es fehlt Karlheinz Töchterle weder an Intellekt, noch an Profil, um einer der erfolgreicheren Wissenschaftsminister der zweiten Republik zu werden. Vielleicht aber an Fantasie und Flexibilität. Und ganz sicher an Rückhalt in der eigenen Partei.

Heinrich Schmidinger hat der Regierung in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Universitätenkonferenz bereits die Rute ins Fenster gestellt. Er drohte, dass die Unis akkordiert ihre Unterschrift unter den Leistungsvereinbarungen verweigern könnten. Soweit wird es sicher nicht kommen. Realistisch ist eine Einigung in letzter Minute, mit der jeder ein wenig, aber niemand richtig zufrieden ist.

Angesichts der verhärteten Fronten trägt die Debatte seit Langem Züge, die das Wesen ihres Themas bis zur Unkenntlichkeit verzerren. Natürlich ist eine ausreichende Finanzierung conditio sine qua non für die Qualität der Unis. Natürlich geht es auch um parteipolitische Eitelkeiten und weltanschauliche Grabenkämpfe zwischen Bürgertum und Sozialdemokratie.

Kampfplatz der Koalition

Worum es jedoch primär geht, ist die Zukunft der österreichischen Universität als Bildungsinstitution. Als Stätte von Forschung und Lehre. Als Einrichtung, an der Vernunft eingesetzt wird, um Wahrheit zu suchen. Und ja, auch als Lebensgemeinschaft der Lehrenden und Lernenden (universitas magistrorum et scholarium).

Gefragt ist eine politisch zu entscheidende, langfristige Weichenstellung über die alpenrepublikanische Ausprägung dieser universitas. Das ist unbequem, weil nicht innerhalb einer Legislaturperiode als Vorteil für die nächsten Wahlen verbuchbar. Weil diese Kernfrage von einigen Beteiligten nicht, von anderen nur ungenügend kommuniziert wird, erscheint gegenwärtige Universitätspolitik als ein großkoalitionärer Kampfplatz von vielen. Diese Trivialisierung ist unerträglich.

Dass die Regierung nicht ausreichend Geld für den tertiären Bildungssektor zur Verfügung stellt, wird als quasi naturgesetzliches Faktum akzeptiert. Ein ehernes Axiom, aus dem alle weiteren Vorgehensweisen abzuleiten sind. Gestritten wird um die konkrete Umsetzung, mit zu wenig Geld möglichst schmerzfrei zu lehren, zu lernen und zu forschen. Unvermeidbar hat jeder der bekannten Vorschläge eine Beschränkung der Universität zur Folge. Hinsichtlich der Qualität von Lehre und Wissenschaft, hinsichtlich der Anzahl an Studierenden oder hinsichtlich des Angebotes an Studienfächern.

Nichts davon ist akzeptabel für ein Land, das sich rühmt, eine Wissensgesellschaft zu sein und gleichzeitig allzu gerne in den erlesenen Kreis der europäischen "Innovationsführer“ aufsteigen möchte.

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