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Notizen

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Der Bundespräsident hat den Privatdozenten Dr. Leo Gabriel zum a. • o. Professor für Philosophie an der Universität Wien ernannt. Mit dieser öffentlichen Anerkennung erfährt die Geistesarbeit des lebendigsten philosophischen Kopfes einer jüngeren Generation in Österreich die verdiente Würdigung. Prof. Gabriel habilitierte sich 1947 in Wien und wurde mit Lehraufträgen für Logik, Erkenntnistheorie und Geschichte der antiken und mittelalterlichen Philosophie betraut. Sein Studiengang öffnete dem Studenten der Scholastik, dem Schüler von Gomperz und Schlick jene innere Aufgeschlossenheit und geistige Spannweite, die ihn befähigte, zum Denker der großen Einheit, der Versöhnung, des schöpferischen Zusammenklanges aller echten Anliegen und Ansätze in der Weltgeschichte der Philosophie zu werden. Fernab von einem sterilen Traditionalismus, aber auch von einer gesuchten Modernität um jeden Preis geht es ihm in allen seinen Werken um eine echte Integration, um die Pflege der Philosophie als Liebe zur konkreten Weisheit, fußend auf dem personalen Einsatz der denkenden Persönlichkeit. Dieser echte Existentialismus, der von Sokrates und Augustin bis zu Kierkegaard und heute, in Frankreich zu Gabriel Märcel führt, hat In Leo Gabriel in Osterreich einen Repräsentanten gefunden, dessen weiterem Schaffen die gesamte geistig interessierte Öffentlichkeit mi1: Erwartung und Hoffnung entgegensieht.

Die Caritas der Diözese Linz hat den Nationalräten, den Bundesräten und den ober-österreichischen Landtagsabgeordneten eine Denkschrift überreicht, die Aufschluß über die bedrohte Lage der kirchlichen Krankenpflege und -für-sorge gibt und die die zur Sicherung der Caritasarbeit notwendigen Forderungen enthält: Die von den Krankenkassen geleisteten Verpflegskostengebühren sind ungenügend. Während jeder Steuerzahler für die Defizite der Krankenanstalten der öffentlichen Hand aufkommen muß, erhalten die konfessionellen Krankenhäuser, die denselben Dienst an kranken Menschen leisten, keinen Schilling aus öffentlichen Mitteln. Bei den in Arbeit befindlichen Durchführungsverordnungen zum Krankenpflegegesetz mögen die Forderungen der 6200 geistlichen Schwestern, die In der Krankenpflege tätig sind, berücksichtigt werden. Urglert wird das zweite Rückstellungsgesetz, das der Caritas ihre nach 1938 entzogenen Vermögenswerte zurückbringen würde. Besondere Sorge bereitet der Caritas das Vorgeben der Behörden, die das ehemalige NSV-Vermögen verwalten. Für die Benützung des von der NSV an Stelle der früheren caritaseigenen Einrichtungsgegenstände angeschafften Mobiliars in den Kindergärten wird eine Benutzungsgebühr beziehungsweise die Bezahlung des Kaufpreises in Höhe des derzeitigen Schätzungswertes einschließlich eines 15prozentigen Landeszuschlages verlangt. Dadurch sind die Kindergärten doppelt geschädigt, weil sie nicht nur Ihr ursprüngliches Vermögen verloren haben, sondern auch das jetzt vorhandene Mobiliar käuflich erwerben sollen. In der Steuergesetzgebung sind Steuerbegünstigungen für eine caritative Tätigkeit sehr beschränkt oder überhaupt nicht vorgesehen. Ungeret ist vor altem die Bestimmung, daß bei der Umsatzsteuerberechnung, rückwirkend vom 1. Jänner 1948, die Sachbezüge der geistlichen Schwestern In die Verrechnung einbezogen werden. Im Gegensatz zu der Praxis Österreichs hat die deutsche Bundesrepublik schon vor Jahren durch Erlässe weitgehende Erleichterungen für die caritativen Heime und Anstalten gewährt. Zur Vorbereitung und Ausarbeitung der Fürsorgegesetzgebung müßte auch die Caritas herangezogen werden, wie dies In Deutschland, In der Schweiz und in Holland selbstverständlich geschieht.

Ende April hielt die Katholfsche Jugend Österreichs In Graz Ihre diesjährige Frühjahrstagung ab. Die Situationsberichte der Diözesen ergaben für alle beruflichen Gliederungen der Katholischen Jugend — Arbeiterjugend (KAJ), Landjugend (KLJ), Mittelschuljugend (KM.I) — ein sehr erfreuliches Bild des Breiten- und Tiefenwachstums. Am augenfälligsten sind die Erfolge der KAJ, die schon einen fühlbaren Einfluß in vielen Betrieben ausübt. Aus Vorarlberg zum Beispiel wurde gemeldet, daß In einem Betrieb vpn 1500 Arbeitern vier Aktivisten einen Einkehrtag mit einer 43prozen-tlgen Beteiligung der Belegschaft zustande brachten. Allgemein wurde festgestellt, daß sich die beruflich spezialisierte Arbeitsweise der Katholischen Jugend bewährt hat und daß bei aller Spezialisierung die Einheit der Katholischen Jugend erhalten blieb.

Die deutsche Shakespeare-Gesellschaft, eine der ältesten kulturellen Vereinigungen des deutschen Sprachgebietes, hielt am Todestag des Dichters, am 13. April, unter ihrem Präsidenten Dr. Saladin Schmitt zum zweitenmal ihre Jahreshauptversammlung in Bochum abj das Ehrenpräsidium hatte Kardinal Dr. Frings, Erzbisdiof von Köln, übernommen. Den Festvortrag hielt Professor Dr. Wolfgang C lernen (München), der über .Vorahnung und Vorausdeutung Im Sbakespeareschen Drama“ sprach. Aufführungen von .Maß für Maß“ und „Macbeth“ sowie ein einleitendes Festkonzert von durch Shakespeare inspirierter Musik gaben den künstlerischen Rahmen, wie die Gesellschaft überhiupt seit jeher eine enge Verbindung zwischen lebendigem Theater und wissenschaftlicher Forschung anstrebt. — Die Gesellschaft zählt über 2000 Mitglieder in Deutschland und im Ausland, unter diesen besondere wissenschaftliche Institute und Bibliotheken. Das Jahrbuch der Gesellschaft, dessen 84. Band im Sommer erscheinen wird, und ein Mitteilungsblatt verbindet sie. An der Zusammensetzung des Vorstandes wird auf Zusammenarbeit von Wissenschaft und Theater besonderer Wert gelegt, ebenso auf Vertretung des gesamten deutschen Sprachgebietes. So gehört ihm Professor Dr. H. L ü-decke (Basel) und nunmehr auch Professor Dr. Karl Brunner (Innsbruck) an.

Berlin wird vom 26. bis 30 Juni Schauplatz eines „Internationalen Kongresses für kulturelle Freiheit“ sein. Sinn dieser Tagung Ist nach den Worten von Edwin Redslob, des Rektors der „Freien Universität Berlin“, Mitglied des Berliner Kongreßkomitees, „ein Appell der geistigen Menschen an die politischen Menschen“. 70 Wissenschaftler und Schriftsteller aus den Vereinigten Staaten, England, Frankreich, Italien, Deutschland, Osterreich, Skandinavien werden nach einem Vortrag von Julian Huxley, dem ersten Präsidenten der UNESCO, über „Die kulturelle Freiheit in Gefahr“ folgende Themen diskutieren: „Wissenschaft und Freiheit“, „Humanismus und Kosmopolitismus“, „Frieden, Freiheit und Kultur“, „Die Vereinigung der kulturellen Freiheiten“. Die Schlußsitzung steht unter der Parole .Freie Kultur in einer freien Welt“. Dem internationalen Komitee des Kongresses gehören unter anderem Bertrand Russell, Francois Mauriac, Ignatio Silone, Karl Jaspers an.

Das raguianfsche Staatsarchiv, die reichste Quellensammlung für mittelalterlich Balkangeschichte und ein Fundort kostbarer Sdiätze aus der allgemeinen Geschichtsforschung, steht heute Im Mittelpunkt eines regen wissenschaftlichen und publizistischen Interesses der jugoslawischen Geisteswelt. Das Urkundenmsterial erlebte in den letzten 50 Jahren zum Teil ein weohselvolles Geschick: während des ersten Weltkrieges wurde ein bedeutender Teil der Urkunden nach Wien gebracht, nach Beendigung des Krieges dem jugoslawischen Staate übergeben, wo es, in Kisten verpackt, in den Räumen der Serbischen Akademie in Belgrad ein mehr oder weniger unauffälliges Dasein tührte. Im zweiten Weltkrieg kam diese Sammlung während der deutschen Besetzung erneut nach Wien und wurde schließlich nach Kriegsende nach Ragusa in den Rektorenpalast wieder zurückgestellt, wo sie auch vorher zusammen mit den dort verbliebenen Teilen, mit Ausnahme der wichtigsten Dokumente, die in der Kathedrale gehütet wurden, als Archiv der ehemaligen Republik Ragusa Aufstellung gefunden hatte. Dieses kostbare Archiv erlebt zur Zeit eine breitangelegte Reorganisation und Erweiterung. Man plant, das erweiterte Archiv in das dafür adaptierte Palais Sponza, den ehemaligen Sitz der Zollbehörden, des Miinz-prägamtes und der Gelehrtenakademie der Republik Ragusa, zu verlegen. Die kulturelle und politische Geschichte des mittelalterlichen Ragusa, das um 1450 einer der reichsten Stadtstaaten Europas und nach dem Wiener Kongreß für ein Jahrhundert österreichisch war, ist die reife Frucht einer tausendjährigen, fast ungetrübten, kulturell, schöpferisch und bravourös geführten politischen Entwicklung und schenkte uns in seiner Literatur und Kunst eine der reizendsten slawischen kulturellen Höchstleistungen So findet begreiflicherweise die Ragusa-Renaissance in Jugoslawien — le steigert sich im Theaterleben T.u cineT wahren Mode — auch in der wissenschaftlichen Literatur des Landes den entsprechenden Niederschlag. 1948 erschien der erste Teil eines grundlegenden Werkes „Ragusaner Porträts“ von Tadic mit Biographien berühmter Ragusaner des Mittelalters, ein zweiter Band Ist In Vorbereitung. Große Verdienste um die neueste Erforschung der ragusanischen und dalmatinischen Kunstgeschichte — ein bisher weniger beachtetes Gebiet — erwirbt sich Fis-kovi5 mit seinen Veröffentlichungen der Dokumente über die Baumelster und Bildhauer des 15, und 16. Jahrhunderts in Ragusa. In Vorbereitung befinden sich: ein Werk über die Barock- und Renaissancemalerei in Ragusa, ein Buch über die ragusanischen Maler des 17. und 18. Jahrhunderts und Veröffentlichungen des kulturgeschichtlichen Materials durch die serbische Akademie. Eine demnächst erlolgende Gründung eines historischen Instituts der jugoslawischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Ragüsa selbst soll die Bedeutung des Ragusaner Staatsarchivs durch Systematische Forschungsarbeit noch stärker zur Geltung bringen-.

Eine hebräische Enzyklopädie wird in Jerusalem unter der Leitung von Professor Klausner und einem Mttarbelterstab von rund 500 Gelehrten bearbeitet. Der erste Band Ist erschienen.

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