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Notizen

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Das Katholische Sozialwerk für Österreich veranstaltet vom 18. bis 22. Oktober 1950 die .Erste Wiener Soziale Woche. Unter dem Leitwort .Freiheit und soziale Sicherheit“ werden zunächst fünf von ausgesuchten Fachleuten geleitete Arbeitskreise folgende Themen behandeln: Probleme der Sozialversicherung, Das Recht auf Arbeit und die Politik der Vollbeschäftigung, Preis und Lohn, Die Genossenschaft als ein Weg zur Sozialreform, Fragen der industriellen und landwirtschaftlichen Arbeitersiedlung. Die Arbeitskrelse werden von ihren Leitern einberufen und beginnen ihre Arbeit bereits vor der Tagung. Der Ort ihrer Arbeit während der Tagung wird noch bekanntgegeben. Vorgesehen sind die Räume der Katholischen Akademie. — Die Vorträge eröffnet der Präsident des Katholischen Sozialwerkes für Österreich, Univ.-Prof. Dr. F. A. Westphalen, am 18. Oktober mit einem Referat über .Wege sozialer Aktivität“. In den folgenden Tagen sollen Dr. J. David (Zürich), P. Kopf O. P. (Paris), Univ.-Prof. Alois Dempf (München) und Univ.-Prof. Dr. Putz (Innsbruck) zu Worte kommen. Mit der Veranstaltung von Sozialen Wochen in Österreich übernimmt das Katholische Sozialwerk eine in Frankreich und Italien bewährte Einrichtung. Ihr Ziel ist die Verbindung des ideellen Impulses mit der konkreten fachlichen Leistung.

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Etwa 25 bis 30 Prozent der Bevölkerung der westdeutschen Bundesrepublik Im Alter von 10 bis 25 Jahren gehören einer Jugendorganisation an. Davon entfallen 33 Prozent auf die Sportvereine, 27 Prozent auf die katholischen Jugendverbände, 14 Prozent auf die Gewerkschaftsjugend, 14 Prozent auf die protestantische Jugendbewegung, 3 Prozent auf die sozialdemokratischen Falken, 3 Prozent auf die Naturfreunde, 0,7 Prozent auf Wandergruppen und 0,9 Prozent auf die Pfadfinder.

Der berühmte „Mainzer Psalter, der sich bei Kriegsende im Besitz der Sächsischen Landesbibliothek in Dresden befand und später nach den USA verbracht wurde, wurde nun der Stadt Mainz zu treuen Händen übergeben. Das bedeutsame Kulturdokument wird vorläufig im Gutenberg-Museum ausgestellt, bis über seinen endgültigen Verbleib entschieden ist.

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Mit einer etwas ungewöhnlichen Art der Kundenwerbung für den Büchermarkt begann der .Deutsche Buchring Jn München. Ein „Fliegender Bücherwagen“ fährt hinaus aufs Land, hauptsächlich in die entlegensten Ortschaften, in denen es keine Buchhandlungen gibt. Der .Fliegende Bücher-wagen“ führt etwa 700 Bände mit sich. Die Auswahl ist sehr reichhaltig: Belletristik, historische Romane, Musikerbiographien, Klassiker und aktuelle politische Bücher. Audi einige Schweizer Verlage sind vertreten.

Das Historische Institut der Gär-res-Gesellschaft in Rom hat nach mehrjähriger Unterbrechung seine wissenschaftliche Tätigkeit wieder aufgenommen. Die Arbeit des Instituts wird sich zunächst auf regelmäßige Vorträge seiner Mitglieder und Freunde über die Ergebnisse ihres Forschungsgebietes beschränken. Die in Deutschland neuerstandene Görres-Gesellschaft ist bemüht, die Arbeit ihres römischen Instituts wieder auf den Vorkriegsstand zu bringen.

Vom 1. bis 5. September findet in Rom der I. Internationale Kongreß katholischer Künstler statt, der in den Rahmen der großen Feierlichkeiten des Heiligen Jahres gestellt ist. Die Veranstaltung liegt in den Händen der .Katholischen Vereinigung italienischer Künstler“ und sieht eine umfassende Aussprache über die Problemstellungen des katholischen Kunstfachaffenden vor. Der Diskussion über gemeinsame grundlegende Themen wird in drei besonderen Gruppierungen (Architektur, Bildende Künste, Musik) die Behandlung von je drei speziellen Stoffen folgen. Anmeldung wie auch mitgestaltende Vorschläge von Künstlern und Verbänden, die an der Tagung teilnehmen wollen, sind an die Anschrift: U. C. A. I., Rom, Via della Conciliazione 1, zu richten.

Auch die Schweiz hat sich seit Jahren der Überschwemmung mit Schmutzliteratur zü erwehren. Man hat dort in freier Initiative den Kampf auch von der positiven Seite her aufgenommen, um die schlechte Literatur durch gute Jugendschriften zu verdrängen. In der .Neuen Züricher Zeitung“ finden sich Angaben über den Erfolg dieser Bemühungen. Die 1931 gegründete .Arbeitsgemeinschaft zum Schutze der Jugend“ hat bis Ende 1949 im Zusammenwirken mit anderen Verbänden nahezu acht Millionen Heftchen zu 50 Rappen abgesetzt, davon sechseinhalb Millionen in deutscher Sprache, eine Million in französischer Sprache, das übrige in den beiden anderen Landessprachen. Die Redaktionskommission ist aus anerkannten Erziehern zusammengesetzt. Erstaunlich ist, daß den größten Absatz nicht etwa Indianergeschichten oder Erzählungen aus .Tropenglut und Urwald' fanden, sondern Darstellungen der Geschichte, Lebensbilder großer Erfinder, Entdecker und ähnliches.

Der Schweizer Kanton B a s e 11 a n d hat das Verbot erlassen, Reklametafeln welcher Art Jmmer, längs der Straßen aufzustellen. Bereits bestehende Tafeln müssen im Interesse des Landschaftsbildes, in dem sie oft störend und brutal wirken, bis 1952 entfernt werden.

Sefton Delmer, ein Korrespondent des .Daily Express“, hat als erster Journalist zu dem deutschen Gefängnis Werl Zutritt erhalten, in dem die früheren Feldmarschälle von Kesselring und von M a n s t e 1 n sowie viele andere hohe Militärs Kriegsverbrecherstrafen verbüßen. Das Gefängnis steht unter der Obhut eines englischen Offiziers, Oberst Vickers. Obwohl es offiziell unter den Gefangenen keine Rangbezeichnungen gibt, gilt, so berichtet Delmer, praktisch unter den Insassen das alte Zeremoniell. Feldmarschall von Kesselring als der Rangälteste ist Nr. 1 und von Manstein Nr. 2. Die Generäle wissen die Privilegien zu würdigen, die man ihnen im Gefängnis eingeräumt hat. Jeder von ihnen hat ein Stückdien Garten, in dem er pflanzen kann, was er will, meistens Gemüse. Nach halb 6 Uhr abends, wenn die anderen Gefangenen in ihre Zellen geführt werden, dürfen die Generäle in einem dafür bestimmten Zimmer zusammenkommen, sich unterhalten, lesen oder Radio hören. Wenn es ein besonders interessantes Ereignis, ein gutes Konzert, ein Hörspiel oder auch die Übertragung eines Boxkampfes gibt, dürfen sie aufbleiben, bis die Darbietung beendet ist. Das Zimmer ist angenehm eingerichtet. Die Generäle sitzen in bequemen Stühlen, und wenn sie nichts anderes tun, schreiben sie unter Kesselrings Leitung für das amerikanische Kriegsministerium eine Geschichte ihrer Feldzüge. Ein Durchschlag geht an die Engländer. Ab und zu dürfen sie in Freiheit befindliche Offiziere der einstigen Wehrmacht empfangen, wenn sie ihr Gedächtnis auffrischen wollen. Ihre Unterhaltung dreht sich hauptsächlich um zwei Themen: die Finanznöte ihrer Familien Und .die ihnen angetane Ungerechtigkeit“.

Im Moskauer staatlichen A.-S.-Puschkin-Museum wird, wie wir der .Iswestija“ entnehmen, das bekannte Panorama .Die Schlacht bei Borodino restauriert, das vom russischen Maler F. A. Rubo im Jahre 1912 gemalt wurde. Die Leinwand von 120 Meter Länge und 15 Meter Höhe stellt den entscheidenden Moment der Schlacht von Borodino dar. Nach der Restauration wird das Panorama in Moskau gezeigt werden. Es soll dafür im Gorkij-Zentral-Kultur-und-Er-holungspark ein besonderes Gebäude errichtet werden. — Der Fall ist neuerlich charakteristisch für die Wiedererweckung nationaler Tradition und russischen Nationalstolzes.

Die neue Regierung der Türkei hat noch die aus den religionspolitischen Reformen Atatürks stammende Verfügung, daß die öffentlichen islamitischen Gebete in neutürkischer Sprache zu verrichten sind, aufgehoben und die alten arabischen Texte wiedereingeführt.

In einer kürzlich in Hongkong gehaltenen Ansprache wies der Sekretär der päpstlichen Internuntiatur für China, Msgr. Gilligan, auf die bemerkenswerte Tatsache hin, daß nahezu das gesamte Personal der katholischen Missionen Jn China, welches sich aus Angehörigen aller Nationen der Erde zusammensetzt und einschließlich der Laienbrüder und Schwestern rund 14.000 Köpfe zählt, ungeachtet aller Schwierigkeiten und Gefahren auf dem Posten verblieben ist. Diese beispielhafte Haltung, so erklärte er, sei nicht nur auf das hohe Pflichtgefühl der Missionäre, sondern auch auf ihre enge Verbundenheit mit ihren einheimischen Mitbrüdern und dem chinesischen Volke als ganzem zurückzuführen, über die heutige Lage der katholischen Missionen im Raum von der Mandschurei bis Hainan läßt sich ein einheitliches Bild kaum geben. Sicher ist es, daß die kommunistische Herrschaft manche Missionsstationen in schwerste Not und Bedrängnis gebracht hat; andererseits liegen aber auch viele Berichte vor, denen zufolge die von den Anhängern Mao-Tse-Tungs anfänglich ausgeübte Gewalt da und dort einer den Missionen freundlicheren Haltung Platz gemacht hat. Der Grund hiefür dürfte nicht allein in der kulturellen und wirtschaftlichen Bedeutung liegen, welche die Missionsstationen in einem so völlig desorganisierten Land wie dem heutigen China besitzen; es scheint, daß auch der unerschütterliche Mut und die stete Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, mit denen die katholischen Missionäre und deren Helfer auch unter den widrigsten Umständen ihre Pflichten erfüllen, einen tiefen Eindruck auf die rotchinesischen Soldaten und vernünftig denkenden Kommissare gemacht haben.

Der kanadische Episkopat befürwortet in einem gemeinsamen Hirtenbrief eine schrittweise Reform der industriellen Organisation des Landes, das Mitbestimmungsrecht der Arbeiterschaft bei der

Leitung der Betriebe sowie eine Gewinnbeteiligung des Arbeiters. Die Geistlichkeit wird aufgerufen, tatkräftig an der Verwirklichung des Sozialprogramms der Kirche mitzuwirken. Von den Gläubigen verlangen die Bischöfe, daß sie die Neuorganisation der Wirtschaft nach christlichen Prinzipien durchführen, i

In den beiden letzen Jahrzehnten ist Prof. Dr. Martin G u s i n d e vorwiegend damit beschäftigt gewesen, die biologischen Ursachen der normalen menschlichen Zwergformen zu ergründen. Die somatologischen Ergebnisse seiner letzten Forschungsreise durch das tropische Afrika hat er in den beiden 1948 und 1949 in Wien veröffentlichten Monographien über die Pygmäen im Osten des belgischen Kongo und über die Twa-Pygmäen in Ruanda der Fachwissenschaft zugänglich gemacht; beide Werke sind in der .Furche“ gewürdigt worden. In Weiterführung seiner bedeutsamen Aufgabe wird er sich Mitte Juli per Flugzeug von Wien über Rom nach Johannesburg begeben; sein Ziel ist es, im Westen der Südafrikanischen Union, in der Kalahariwüste, und im südlichen Angola die zwerghaften Buschmänner und Hottentotten mit der gleichen, früher im tropischen Afrika angewandten Ausführlichkeit und eingehenden Gründlichkeit zu untersuchen. Der Viking Fund in New York hat dem Forscher ausreichende Geldmittel und zweckdienliche Ausrüstungsgegenstände zur Verfügung gestellt. Auf fünfzehn Monate will Prof. Gusinde seine schwierigen Forschungsarbeiten ausdehnen und im Oktober 1951 sein Amt als ordentlicher Professor für Anthropologie an der Catholic University of America in Washington, D. C, wieder weiterführen.

In Belgisch-Kongo wurde mit Wirkung vom 1. Jänner 1951 die Vielehe verboten. Bisher bestehende Vielehen werden jedoch von dem Verbot nicht betroffen. In letzter Zeit hatten sich besonders unter den eingeborenen „Neureichen' der Kolonie Vielehen eingebürgert.

Aus kulturellen Vereinigungen

Kulturell-sozialer Arbeitskreis. 6. VII., 19 Uhr. Diskussion mit dem .Offenen Wort“. Tl. (Anwesend die Redakteure und Mitarbeiter) — 13. VII., 19 Uhr. Katholische Aktion und Politik. Ort: Saal der Katholischen Aktion, I., Operngasse 4/1.

Neue Ausstellungen

Ab 1. Juli 1950 ist das Kunstgewerbemuseum, T.. Slu-benring 5 (Sammlungen, Lesesaal und die Sonderausstellung Hans Thomas) auch nachmittags geöffnet. (Di bis Sa 9—16, So 9—13, Mo geschl.)

Akademie der bildenden Künste: .Schülerarbeiten“ (wochentags 9—16, sonntags 10—13).

Albertina: .Die großen Primitiven“ (Mo, Di, Do 10—13, Mi, Fr, Sa 10—18, So 10—12).

Historisches Museum der Madt Wien: .Berta von Sutt-ner und die Anfänge der österreichischen Friedensbewegung. Karl Schütz — Gedächtnisausstellung. Grill-parzer-Zimmer — Neuerwerbungen. Geschichte Wiens in Dokumenten des Stadtarchivs“ (Mo geschl., Di Do, Sa 9-18, Mi, Fr 9—16. So 9—13, ab 5. Juli).

Historisches Museum der Stadt Wien, 1., Hoher Maikt 3: .Römische Ruinonstätte“ (Mo, Mi, Fr 15—19, Di, Do, Sa, So 9—13).

Globus-Museum. IV., GuffiausströBe 20: .Sonderaus-tellung: P. Vincenzo Coronelli (1650—1718) zum Gedächtnis' (bis 16. Juli).

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