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Österreichs Sägeindustrie

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Das Alpenland Oesterreich besitzt mancherlei Naturschätze, einer der wichtigsten davon ist das Holz. Nahezu 40 Prozent der Bodenfläche des Landes ist mit Wald bedeckt. Schon daraus wird die große volkswirtschaftliche Bedeutung des Holzes anschaulich.

Die Sägeindustrie, die holzverarbeitende Industrie, die Papierindustrie und die Plattenindustrie sowie eine beachtliche Anzahl von Gewerben, wie zum Beispiel Zimmerer, Tischler, Wagner, Faßbinder usw., sind auf das Holz als ihren Rohstoff angewiesen.

Die Ernte, die der Wald ermöglicht, ist aber größer als der Eigenbedarf des Landes, so daß das Holz und alles, was daraus hergestellt werden kann, auch auf Auslandsmärkten Absatz findet und damit beachtlichen wertmäßigen Anteil im Rahmen dar Gesamtexporte hat. Als Aktivposten in der österreichischen Handels- . bilanz dienen die eingegangenen Devisenerlöse wiederum für den Ankauf von wichtigen Importgütern.

Der Wald, dessen Gedeihen von verschiedenen natürlichen Gegebenheiten abhängt, kann hinsichtlich seiner Ergiebigkeit nur in beschränktem Maße beeinflußt werden. Um ihn aus volksgesundheitlichen und wirtschaftlichen Erwägungen zu erhalten, ist es daher unbedingtnotwendig, alle Möglichkeiten für . seinen dauernden Bestand auszuschöpfen und ihn nicht nur zu einer sich ständig selbst erneuernden Rohstoffbasis, sondern auch zu einer nicht zu unterschätzenden Quelle der Erholung zu machen.

Neben der natürlichen Erneuerung des BeStandes ist daher der Wiederaufforstung größte Beachtung zu schenken und besonderes Augenmerk auf die Vermeidung von Waldschäden durch Insektenbefall, Waldbrände usw. zu richten. Diese Maßnahmen beschränken sich auf den stehenden Wald und seine Erhaltung. Darüber hinaus ist es aber in der heutigen Zeit auch nicht mehr zu verantworten, daß ein so hochwertiger Rohstoff einem minderen Verwendungszweck zugeführt wird. Bestrebungen verantwortungsvoller Kreise zielen daher darauf ab, das Holz der bestmöglichsten und hochwertigsten Verwendung zuzuführen und vor allem eine unnütze Vergeudung desselben (zum Beispiel zu Heizzwecken, Errichtung von Weidezäunen u. dgl.) zu verhindern. Da der größte Teil der Holzernte in die österreichischen Sägen gelangt, von denen über 7000 in verschiedenster Größenordnung in Betrieb stehen, fällt dem Sägewerker in diesem Zusammenhang die große Verantwortung-.zu, im Rahmen seiner Tätigkeit bestrebt zu sein, eine höchstmögliche Ausbeute zu erzielen und hierbei die unvermeidlichen Verluste bei der Schnittholzerzeugung auf ein Mindestmaß herabzusetzen. Hierzu geeignete Maßnahmen können nur von der technischen Seite her erfolgen und durch den Einsatz moderner Maschinen und Werkzeuge erreicht werden. Nur auf diese Weise kann es gelingen, aus dem gegebenen Holzvorrat das Bestmöglichste herauszuholen.

Beim Besuch eines zeitgemäßen Sägewerkes läßt die Vielzahl der modernen Maschinen, Geräte und Werkzeuge erkennen, daß der Zeitforderung, zu rationalisieren und zu modernisieren Rechnung getragen .wurde. Aus der oft primitiv betriebenen Sägerei von Anno dazumal ist im Zuge der technischen Entwicklung und des Fortschritts ein technisch hochentwickelter Berufsstand geworden, dessen Gedeihen weitestgehend von der gründlichen praktischen und theoretischen Ausbildung des Nachwuchses abhängig ist.

Verantwortungsbewußte Kreise der Sägeindustrie haben sich daher schon vor längerer Zeit mit der Frage beschäftigt, wie man den Anforderungen, die an den Nach’wuöh’s eines modernen Sag’ewerksbetrieBes ‘ geslellF werden, gerecht werden kann.

Ihrer Initiative ist es zu danken, daß eine Schule ins Leben gerufen wurde, die den umfangreichen Aufgaben zu entsprechen vermag und die einem Vergleich mit gleichartigen Schulen des Auslandes absolut standhält.

Es sind dies die „Schulen und Anstalten des Schulvereines der Sägewerker Oesterreichs” in Kuehl bei Salzburg, in Fachkreisen kurz die „Sägerschule Kuehl” genannt.

Die Schule liegt zwischen Hailein und Golling im Lande Salzburg, sozusagen im Halbierungspunkte der Längsausdehnung Oesterreichs. Sie umfaßt eine Landesberufsschule für Sägewerker, welche von allen Lehrlingen — die Sägerei ist vor nicht allzulanger Zeit ein gebundenes Gewerbe geworden — in jedem der drei Lehrjahre durch acht Wochen besucht werden muß; eine Fachschule für Sägetechnik (mit Oeffentlichkeitsrecht), welche in einem dreijährigen Studiengang die theoretische und praktische Ausbildung im Sägergewerbe vermittelt und vor allem der Heranbildung der mittleren Führungskräfte in den Betrieben dienen soll; Fachkurse für Berufstätige (wie zum Beispiel Betriebsführerkurse, Holzhandelskurse, Kurse für Gatterführer und Sägenschärfer usw.), welche zumeist in der Dauer einer Woche veranstaltet werden und der Vermittlung besonderer Kenntnisse dienen; eine Versuchsanstalt für Sägetechnik, welche die Erprobung von Maschinen, Werkzeugen, Verfahren usw. für den weiten Kreis der Sägeindustriellen durchführt, und schließlich ein S c h ü 1 e r h e i m, in dem alle, die aus Gründen ihrer beruflichen Ausbildung nach Kuehl kommen, ein behagliches Heim und gute Verpflegung finden.

Die Besucherzahlen der Schulen und Anstalten in Kuehl sind in dauerndem Steigen begriffen. Um einen anschaulichen Eindruck zu vermitteln, werden nachstehend die Teilnehmerzahlen des vergangenen Jahres angeführt:

Fachschule 79 Schüler

Berufsschule 474 Schüler

Fachkurse 350 Teilnehmer

In vorbildlicher Zusammenarbeit von Sägeindustrie und Holzhandel, dessen schulische Belange ebenfalls im Schulwerk Kuehl betreut werden, ist es dem Schulverein der Sägewerker Oesterreichs gelungen, im vergangenen Jahre den Aufbau der Anstalt planmäßig zu vollenden.

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