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Optimist für Europas Kulturpolitik

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Aus Anlaß des 75-Jahr-Jubiläums der Salzburger Festspiele einerseits und durch die heue Zugehörigkeit zur Europäischen Union andererseits hat sich das Land Salzburg zur Aufgabe gemacht, Ideen für eine künftige Kulturpolitik der europäischen Staaten zu entwickeln. Unter der Schirmherrschaft von Landeshauptmann Hans Katschthaler und unter starkem persönlichen Engagement von Festspielintendant Gerard Mortier entstand das „European Art Forum”, das zu Pfingsten 1996 seine erste Tagung in Salzburg abhalten wird.

Im Gespräch erläutert der zuständige Salzburger Kulturlandesrat Oth-mar Raus den Zweck dieser Initiative: „Salzburg ist von seiner Lage, seiner Geschichte her der ideale Treffpunkt, um über Kulturvermittlung, die Aufgabe der Kultur innerhalb der EU, und die Facetten des Kulturbegriffes zu diskutieren. Am Beginn standen Diskussionen im kleinen Kreis: Wie kann eine solche Auseinandersetzung geführt werden? Welche Themen haben weltweit Bedeutung? Dann wurde die Thematik konkretisiert.” Nun steht das Programm der ersten Veranstaltung vom 23. bis 25. Mai 1996 fest. Zu den Schwerpunkten „Die europäische Identität aus kultureller Sicht (mit politischen und wirtschaftlichen Bezügen)”, „Neue Wege der Kulturvermittlung (Informationsgesellschaft, Internet)”, „Bedeutung der Kultur für die EU nach Art. 128 des Maastricht-Vertrages” und „Festivals - Traditionshüter oder Trendsetter?” sollen Referate und Arbeitskreise Ergebnisse erbringen, deren Umsetzung sich in der Kulturpolitik der einzelnen Mitgliedsländer konkret auswirken wird.

Die Inititative zu diesem Forum sei vom Land Salzburg ausgegangen, ein engagierter Kreis von zwölf, fünfzehn Personen habe Überlegungen angestellt, das Land habe die Organisation übernommen und erste Finanzierungsschritte gesetzt. Aus der konkreten Situation Salzburgs heraus habe die Stadt in diesem Bereich etwas anzubieten. Ein fachlicher Beirat, ein Sekretariat seien installiert worden.

„Schon der Name„European Art Forum” signalisiert die europäische Dimension, wir hatten als Vorbild die „Wirtschaftsgespräche” in Davos, wo im Rahmen der EU auf oberster Wirtschaftsebene vier, fünf Tage lang die anstehenden wirtschaftlichen Probleme diskutiert und analysiert werden. Der Blick über den Tellerrand, aber auch über Europa hinaus soll hier Platz haben”.

In der vorjährigen Diskussion des österreichischen EU-Beitrittes sei immer wieder dem Gedanken breiter Raum gewidmet worden, daß die Zukunft des Vereinten Europa nicht bloß von ökonomischen, sondern wesentlich auch von kulturellen Faktoren bestimmt werde. Kulturelle Vielfalt und Einheit innerhalb Europas sichere einerseits die kulturelle Eigenständigkeit der einzelnen Staaten, sei gleichzeitig aber auch die Basis für eine Art gesamteuropäischer Kultur, die auf gemeinsamen Werten wie Freiheit, Demokratie, Toleranz basiere.

Das „European Art Forum” ist ins Kulturressort der Salzburger Landesregierung integriert, der Bund wurde aber bereits zur Mitwirkung - auch finanziell - eingeladen. Auch Kulturförderungsmittel der EU will man beanspruchen. „Ich bin Optimist, der Start war schwierig, jetzt sind wir voller Erwartung, wie diese erste Runde aufgenommen wird”, sagt Landesrat Baus. Von Bundespräsident Thomas Klestil bis zu Kommissionspräsident Jacques Santer, einem Salzburg-Urlauber der ersten Stunde, seien Ermunterung und positive Signale gekommen.„Wir haben uns mit dem „Forum” im Mai in Luxemburg, also im EU-Raum, präsentiert und haben offene Türen vorgefunden. Wir hoffen, daß nach der ersten Runde im nächsten Jahr diese jährlichen Gespräche über das kulturelle Erbe und dessen Zukunft in Europa sich etablieren können.”

Jedes Jahr soll das „European Art Forum” also in Salzburg - zu Pfingsten ,mit kulturellem Rahmenprogramm - tagen, die thematischen Schwerpunkte werden sich jeweils ergeben. Teilnehmer werden gezielt eingeladen, Kulturminister, Kulturattaches europäischer Länder, Intendanten Manager von Festivals, man erwartet einige hundert Teilnehmer. Auch Fachleute aus der Wirtschaft sollen dabei sein, man wird dabei auf die Erfahrungen der Festspiele zurückgreifen. Selbstverständlich sind auch die Kulturabteilungen großer Konzerne Ansprech-partner: Siemens, VW, BMW, Mercedes.

„Gerard Mortier war ein Mann der ersten Stunde bei diesem Projekt, auf seine Erfahrungen, seine Kontakte konnten wir aufbauen. Er setzte auch die inhaltlichen Schwerpunkte. Er ist Vorsitzender des Programmausschusses und ist mit großer Energie dabei, das ist ihm ein wirkliches Anliegen” betont Raus.

Mit Mortiers Mitarbeit werde auch weiterhin gerechnet. Weitere Mitglieder des Programmausschusses sind ORF-Landesintendant Fritz Urban, Sektionschef Hans Temnitschka vom BM für Unterricht und kulturelle Angelegenheitn, der Salzburger Rechtsphilosoph Michael Fischer, die Leiterin der Landeskulturabteilung Monika Kalista und ein Vertreter der Präsidialabteilung des Landes. Fehlten da nicht die Kreativen, die Kulturschaffenden selbst? Durch Gerard Mortiers Kontakte gäbe es ein weit gespanntes Netz auch in diesem Bereich.

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