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Papstbesuch 1996 und Katholikentag

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Einen gesamt-österreichischen Katholikentag fordert der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände

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Einen gesamt-österreichischen Katholikentag fordert der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände

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DIEFURCHE: fVas verbirgt sich hinter der Abkürzung „AKF"? JOHANNES M. MARTINEK: Die Arbeitsgemeinschaft Kathoh-scher Verbände (AKV) ist die Plattform für die gemeinsame Arbeit in Kirche und Gesellschaft der traditionsreichen katholischen Verbände Österreichs mit insgesamt rund 750.000 Mitgliedern. Die relativ junge Organisation der AKV, sie feiert am 27. April 1994 ihr 40jähriges Bestehen, zählt achtzehn Mitgliedsorganisationen, darunter so traditionsreiche wie den CV, den MKV, die Kolping-Bewegung oder den Reichsbund. Zur AKV gehören aber auch so unterschiedliche Vereinigungen wie die Osterreichische Turn- und Sportunion (UNION), die Katholische Lehrerschaft Österreichs und die Katholische Medien Akademie.

DIEFURCHE: Ein verklärter Blick auf 40 Jahre ... MARTINEK: Die 40-Jahr-Feier der AKV ist kein nostalgischer Blick zurück, sondern vielmehr eine Herausforderung an die Zukunft. Wichtig ist, daß die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände einen Großteil der Bereiche, die in der Gesellschaft und in der Kirche existieren, vertritt. Alle Ausbildungsgänge, vom Lehrberuf bis zu den akademischen Berufen, auch die Lehrer-Verbände. In einer Zeit, wo Drogen, Sekten und Werte-Nihilismus unsere Jugend bedrohen, erreichen wir junge Leute in der Kolping-Bewegung, in den Studenten-Verbindungen und im reinen Freizeit-Bereich, etwa in der Tum- und Sportunion.

DIEFURCHE: Welchen Stellenwert.hat das Laienapostolat? MARTINEK: Wenn wir auf die Aufgabenstellung, in der Gesellschaft laienapostolisch zu wirken, hinschauen, so sehe ich drei große Bereiche, wie sie das Zweite Vatikanische Konzil skizziert: die Herausforderungen in der Familie, in der Gesellschaft und in der Kirche. Letztlich geht es um eine mündige Kirche, um mündige Laien. Wir verstehen uns als Actio Catholi-conun, das heißt der einzelne Katholik wird aktiv, handelt in der Gesellschaft. Hier stehen nicht so sehr die einzelnen Institutionen im Vordergrund, sondern der einzelne Christ als Handelnder. Das ist sicherlich ein ganz wesentlicher Punkt der AKV. Anläßlich der 40-Jahr-Feier wird die AKV den heiligen Petrus Canisius zu ihrem Schutzpatron erheben, jener Heilige, der in einer schwierigen Zeit laienapostolisches Wirken gefördert hat, damals die Marianischen Kongregationen.

DIEFURCHE: Herausforderungen und Gefahren ... MARTINEK: Wir Katholiken sollten uns den aktuellen Themen stellen: Ich möchte auf die im Februar gegründete Päpstliche Sozialakademie hinweisen, auf die Päpstliche Akademie des Lebens, auf die Sorge des Heihgen Vaters um Europa. In der heutigen Zeit ist der Schutz des Lebens vordringlich. Nicht nur allein in seinen Anfängen, immer mehr wird das Leben an sich mit seinem Wert in Frage gestellt, etwa auch die Frage des alten Menschen. Offene Debatten darüber, wie man das Leben begrenzen, beenden kann, oft verkleidet als Euthanasie und sogenannte Sterbehilfe, gefährden die Würde des Lebens im Alter.

DIEFURCHI:: Ist der einzelne Mensch nicht überforden? MARTINEK: Wie werden wir in einer mehr und mehr säkularisierten Welt christliche Werte, den Geist des Christentums, leben können? Wahrscheinlich nur dann, wenn jeder einzelne aus der Motivation des Glaubens heraus, wo immer er hingestellt ist, egal in welcher Position, auf welcher Ebene, in welchem Bereich, aus dem Be-vmßtsein seines Glaubens heraus handelt. Nur das ist letztlich gefragt. Auf Dauer werden irgendwelche nebulo-sen Werte allein keine Gesellschaft zusammenhalten können, aufbauend auf einer vagen gesellschaftlichen Konvention. Die Überzeugung des richtigen Handelns muß aus dem Inneren kommen und wird zur Nagelprobe für das Christentum, für den einzelnen werden. Auch die AKV ist keine Insel der Seligen, sie ist konfrontiert mit den Entwicklungen, die das Handeln beeinflussen, angefangen bei den Kindern und Jugendlichen. Hier geht entweder das Terrain verloren oder hier wird die Zukunft gewonnen. Ich verweise auf die Überlegungen des Papstes, der davon überzeugt ist, daß in vielen Teilen Europas das Christentum wahrscheinlich neu einzupflanzen ist. Wir sind bereits an dem Punkt angelangt, daß manche Begriffe jiicht mehr interpretierbar sind. Und sind Begriffe nicht mehr interpretierbar, kann eigentlich auch das, was hinter den Begriffen steht, nicht mehr bekannt sein. Dieses Phänomen durchzieht auch unsere Bereiche. Wir erkennen diese Entwicklung und wollen bewußt entgegensteuern. Unsere Mitgliedsorganisationen bieten dem einzelnen eine Heimat, Geborgenheit, eine Basis, wohin man zurückkehren kann, etwa die Familie, in anderen Bereichen eine Verbindung.

DIEFURCHE: Stichwort Papstbesuch 1996...

MARTINEK: Ich habe die Nachricht vom möglichen Papstbesuch 1996 sehr positiv aufgenommen, da ich mir Impulse ähnlich dem Papstbesuch und Katholikentag 1983 erwarte. Zudem erfahren wir Katholiken in diesem Land eine Stärkung. Jeder braucht Feedback, Rückendeckung, Gemeinschaft. Und ich denke dabei besonders an den Katholikentag. Eine Aufbruchsstimmung, die diesem faszinierenden Erlebnis vorangegangen ist, wo Menschen aufgeblüht sind, offen und dialogbereit reagiert haben, die begeistert waren. Impulse, die weitergegangen sind, überdauert haben.

DIEFURCHE: Also einen Katholikentag 1996?

MARTINEK: In Österreich haben wir zur Zeit in der Kirche eine Situation, wo man sich sehr gerne und stark in die Regionen zurückzieht, wo man beginnt, sich auf Diöze-sanebene zu regionalisieren. Dies scheint mir ein gefährlicher Trend zu werden, nur die eigene Diözese, behagliche Nischen und Kuschelecken zu sehen. Ein Österreichischer Katholikentag, etwa 1996, wäre eine Chance, diese Diözesangrenzen zu überschreiten, hin zu einer größeren Kirche, zu einer größeren Gemeinschaft.

Mit Johannes M. Martinek sprach Stefan Kronthaler.

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