Pisa liegt in Finnland

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Am 7. Dezember wird die nächste PISA-Studie, ein europaweiter Vergleich der Bildungsstandards, vorliegen, und alles deutet darauf hin, dass Österreich nicht im Spitzenfeld landet. Die zuständige Ministerin sieht schon jetzt keinen Grund zur "nationalen Depression", die Opposition fordert ihren Rücktritt. Dieses traditionelle Polit-Hick-Hack erstickt jede ernsthafte Debatte im Keim.

Schon bei der Gründung der Republik war die Schule ein so heiß umkämpftes Terrain, dass Christlich-Soziale und Sozialdemokraten für Schulgesetze eine Zweidrittelmehrheit vorsahen und damit jede grundlegende Reform blockierten. Die Reformschranke blieb von 1920 bis heute aufrecht - ein radikaler Schritt des Österreich-Konvents ist hier nicht zu erwarten.

Dass Bildung mehr ist als ein Spielplatz für Ideologen, hat sich in anderen Ländern schon herumgesprochen. Dass die quantitativen und qualitativen Standards des Schulsystems sich direkt auf Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze auswirken, zeigt nicht nur das Beispiel des immer wieder zitierten Finnland, sondern ist schon zur Binsenweisheit geworden.

Elisabeth Gehrer setzte unter dem Druck der internationalen Bildungsdiskussion eine Zukunftskommission ein, die ihre Arbeit mit Reformvorschlägen abschloss. In etlichen Punkten (Verlegung der weichenstellenden Schulentscheidung von 10 auf 14 Jahre, individuelle Schülerförderung durch Speziallehrpläne, verbesserte Integration von Migrantenkindern, Ausbau der Erwachsenenbildung) trafen sich die Experten-Vorschläge mit traditionell "linken" Ideen, was den Unmut der Ministerin und die "Schubladisierung" der Vorschläge bewirkte. Ein solcher "Reformgeist" führt im größeren Europa direkt in die Provinzialität.

Die Autorin war ORF-Redakteurin und Dokumentarfilmerin.

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