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Professionell für die Bevölkerung arbeiten

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Von Offenheit, Furchtlosigkeit, Geradlinigkeit, aber auch vom Leistungsund Erfolgsgedanken sieht sich Innenminister Caspar Einem geprägt.

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Von Offenheit, Furchtlosigkeit, Geradlinigkeit, aber auch vom Leistungsund Erfolgsgedanken sieht sich Innenminister Caspar Einem geprägt.

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Evangelische Werte” bestimmen das Leben des wegen seines finanziellen Engagements für das linksextreme TATblatt unter Beschuß stehenden Innenministers Caspar Einem. Er sei auch bezüglich der Wertefrage ein „Minderheitenprogramm ”. Einem zur FURCHE: „Geprägt bin ich einerseits von einer relativ großen Offenheit für Menschen, für Neues, auch für soziale Phänomene und andererseits von dem bei Protestanten nicht seltenen, gelegentlich auch unsympathisch starken Leistungsgedanken.” Die Evangelischen zeichneten sich in der Geschichte „gelegentlich durch Furchtlosigkeit” aus, so Einem, „und manche, die als Protestanten die Gegenreformation in Osterreich überlebt haben, wie etwa die Ramsauer - dort habe ich ein Haus - , sind auch heute noch von dieser Furchtlosigkeit und Offenheit zugleich gekennzeichnet. Das kennzeichnet mich auch bis zu einem gewissen Grad.” Er glaube, daß das keine schlechte Voraussetzung sei, das Amt des Innenministers zu bekleiden: „nämlich eine gewisse Geradlinigkeit und Furchtlosigkeit in einer Zeit, die durch relativ starke Gefühlsbewegungen - sowohl Angst als auch Emotionalisierungen gegen einzelne Gruppen oder Personen oder Institutionen gekennzeichnet ist”.

Einem gibt in seiner Grundhaltung einen gewissen gesellschaftskritischen Ansatz zu, der notwendig sei, wenn man sich für Politik interessiere und „insbesondere, wenn man in der Politik steht”, weil man das, was ist, auch kritisch hinterfragen müsse, „weil wir uns sonst letztlich vom Bürger wegentwickeln”.

Allerdings sei er - er war zur Zeit der 68er Bewegung Student - immer auf Seiten der Institutionen und dieses Staates gestanden. „Wenn ich staatsnah tätig war, oder auch in Zeiten, als ich in der Industrie arbeitete, ist es mir nicht darum gegangen, das zu verhindern, sondern es erfolgreich zu tun.”

Wie steht's um Einems Verhältnis zur Exekutive, die doch eher - als typisch beharrende Institution - rechts steht? „Ich würde nicht sagen, daß sie rechts stehen muß, aber es ist grundsätzlich so, daß die Beamtenschaft tendenziell auch für Tradition steht.” Das heiße aber nicht, daß nicht auch „ein großes Bedürfnis nach Fortentwicklung, nach Modernisierung, nach adäquaterer Ausstattung sowohl des einzelnen durch Ausbildung, durch Fortbildung, als auch der Institutionen durch entsprechend moderne Gerätschaften und Hilfsmittel und moderne gesetzliche Grundlagen für das eigene Arbeiten besteht”. Der Innenminister glaubt, daß diesbezüglich aus Kreisen der Mitarbeiter des Ministeriums „einige Hoffnungen an mich gehegt werden, die zu erfüllen ich die Absicht habe”.

Zur Gewinnung des Vertrauens bei der Exekutive, um politisch auch von der ÖVP unterstützt zu werden (siehe dazu das Interview mit dem Wiener ÖAAB-Chef Walter Schwimmer, Seite 9), betont Einem: „Es peht in erster Linie darum, daß die Bevölkerung Vertrauen zu uns hat, zur Exekutive und zu mir. Und der Best ist eine Frage des Sich-Verständi-gen-Lernens innerhalb des Systems. Da werden beide Seiten zu lernen haben. Ich glaube, daß wir gut beraten sind, das gilt für die ÖVP so sehr wie für die SPÖ, daß wir klarmachen, daß wir hier eine professionelle Arbeit im Interesse und im Dienst der Bevölkerung leisten und leisten wollen.” Kritik an der Exekutive, daß sie auf einem Auge blind sei, habe es immer gegeben. Sie sei insofern nicht von der Hand zu weisen, „als wir natürlich daran gemessen werden, ob wir Erfolg haben”. Und es gäbe nicht genug Erfolg. „Der Punkt ist, daß wir gegen jede Form von Gewalt Maßnahmen setzen und daß wir nicht zwischen rechts und links unterscheiden.” Nie habe es eine Blindheit nach rechts oder nach links gegeben, aber man habe es im Falle Ebergassing mit einem Außenseitermilieu zu tun; „im Falle Ober wart müssen wir fürchten, es mit einem sehr angepaßten, durchaus bürgerlichen Milieu zu tun zu haben, was die Aufklärung deutlich erschwert”.

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