"Quereinsteiger werden wegen Lehrermangels notwendig"

Werbung
Werbung
Werbung

Der Startschuss für eine neue Ausbildung aller Pädagogen und Pädagoginnen wird von einigen Fachleuten und Gewerkschaftern durchaus positiv aufgenommen. Dass der Teufel im Detail stecken wird, ist anzunehmen; diese Details sollen erst Ende des Jahres bekannt werden.

Eine neue Lehrerausbildung würden sie schon seit Jahren fordern, sagt Walter Riegler, Vorsitzender der Lehrergewerkschaft für Pflichtschullehrer. "Lehrer in Österreich sollen von der Ausbildung her gleichwertig sein." Auch Pflichtschullehrer und Kindergartenpädagogen sollen eine "vollwertige universitäre Ausbildung" bekommen. "Gleichwertig" würde sich auf den Abschluss beziehen, die Ausbildung müsse freilich unterschiedlich sein. Die Pädagogischen Hochschulen sollten laut Riegler zu dem werden, was sie sein sollen: echte Hochschulen, die auch Master und Doktorats-Abschlüsse ermöglichen.

Riegler ist aber skeptisch, was die Umsetzung betrifft, wenn diese dann erfolgen wird. Er befürchtet, dass nur "Bruchteile" von den jetzigen Plänen auch tatsächlich Realität würden; ebenso nimmt er an, dass "im Hintergrund ein Kostenminimierungsprogramm" laufe. Das große Thema für ihn: der drohende Lehrermangel. Riegler befürchtet, dass letztendlich aufgrund des Mangels Bewerber zum Lehrerberuf aufgenommen werden müssten, die man sonst nicht aufnehmen würde. Hier müsse mehr getan werden, etwa beim Gehalt, um den Beruf wieder attraktiver zu machen. Eignungsverfahren werden aber grundsätzlich begrüßt: Es würde die ganze Berufsgruppe stärken, so Riegler.

Seine Kollegin Eva Scholik, Vorsitzende der AHS-Gewerkschaft, sieht für die nächsten Jahre aufgrund des drohenden Lehrermangels die "Notwendigkeit" für Quereinsteiger. Das will die Regierung auch fördern. Daher sei etwa eine modulartige Ausbildung vorstellbar: etwa, dass jemand, der schon eine Fachausbildung an der Universität gemacht hat, sich mit einem anschließenden Master-Studium für den Schuldienst qualifiziert. "Es muss sichergestellt sein, dass die Qualität der Ausbildung für AHS-Lehrer angehoben wird oder zumindest gleichbleibt", betont Scholik und weist darauf hin, dass bisher bekannte Pläne noch zu vage seien, um sie wirklich zu kommentieren. Scholik wünscht sich, vom Ministerium in die Planungsphasen mehr einbezogen zu werden, immerhin reiche die Stimmung unter der AHS-Lehrerschaft aufgrund der vielen Reformen und Vorhaben (Neue Mittelschule, Zentralmatura, Lehrerausbildung) von Verunsicherung über Verärgerung bis hin zu Resignation.

"Sinnvolle Schritte in eine richtige Richtung" sieht Dagmar Hackl, Rektorin der Pädagogischen Hochschule Wien. Wichtig sei jetzt, genau herauszuarbeiten, welche Stärken die Universitäten und welche die Pädagogischen Hochschulen hätten. Für Hackl ist "die gleiche Höhe eines Studienabschlusses" für alle Lehrer wichtig, besonders für Kindergartenpädagogen und Volksschullehrer.

Der Zulauf auf die Pädagogische Hochschule ist laut Hackl gut, müsste aber aufgrund eines befürchteten Lehrermangels durch entsprechende Werbemaßnahmen noch gesteigert werden. (bog)

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung