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Religionsunterricht heute
In der „Furche“ Nr. 30/1967 brachte Herr Hans Rosnak zum „Jahr des Glaubens“ einen Beitrag unter der Überschrift „Bankrott des Glaubens?“. Darin stellfo ein Laie auf dem Gebiet der Pädagogik und der Didaktik die Behauptung auf: „In der Art und Weise, wie der Religionsunterricht jetzt betrieben wird, kann er wenig zur Uberwindung der Lauheit im Glauben beitragen. Eher besteht die Gefahr, daß er die Lauheit sanktioniert.“ Der Verfasser des Artikels legt ein Rezept gegen den „Bankrott“ des Religionsunterrichtes vor, das im wesentlichen keine neuen Einsichten bringt und den vielschichtigen Fragenkomplex in seinen weitreichenden Problemen simplifiziert. So entsteht ein irreführendes Bild von der tatsächlichen Situation.
Die Notwendigkeit neuer Wege im Religionsunterricht
Wie in allen anderen Sparten kann es gerade auf dem Gebiete der Religionspädagogiik auch Versager geben. Priester aber, die sich ihres Dienstes am Volke Gottes bewußt sind, werden, von der Notwendigkeit eines neuen Zuganges zum Glauiben und eines zeitnahen Religionsunterrichts überzeugt sein. Daß jedoch diese neuen Wege nicht von heute auf morgen gebaut werden können, beweisen die vielen Publikationen in der gesamten europäischen Fachliteratur. Der versierte Leser weiß um die schon Jahre dauernden Kontroversen im Ringen um die Neugestaltung des Unterrichtes und der Lehrpläne auch in , den profanen Fächern. Beim Religionsunterricht aber kommen noch andere Aspekte dazu. Doch gerade hier darf auf die intensiven Bemühungen um eine Neugestaltung der Lehrpläne und
der Lehrbücher zu einer zeitgemäßen Art der Gflaubensverkündigiung hingewiesen werden. Wer persönlichen Einblick hat, wer selber unterrichtet, wer durch den Dialog die Anliegen und die Mentalität der studierenden Jugend immer neu kennenlernt, weiß um die Schwierigkeiten und die vielschichtigen Probleme und wird deren Lösung nicht nur als eine Frage des guten Willens der Priester und der Religionslehrer hinstellen! Nicht umsonst werden ja die Fragen einer zeit- und lebensnahen Gestaltung der Glaubensverkündigung im Unterricht vorerst jeweils im kleinen Kreis besprochen, dann auf diözesaner und schließlich auf interdiözesaner Ebene unter Vorsitz des Schulreferenten der Österreichischen Bischofskonferenz durchberaten. Schade, daß dem Verfasser des Artikels in der „Furche“ Nr. 30/1967 die neuen, zur Erprobung bereits bewilligten Lehrpläne für die 5. bis 7. Klasse der allgemeinbildenden höheren Schulen noch nicht bekannt sind, sonst hätte er sein vorschnelles Pauschalurteil über den Religionsunterricht unterlassen.
Glaube und Glaubenswissen
Gewiß kommt es im existentiellen Christsein nicht auf das Wissen an, sondern auf jenen Glauben, der sich Gott ganz in Gesinnung und Tat anvertraut. Man kann die Glaubenswahrheiten annehmen und trotzdem von einem Leben im Glauben weit entfernt sein, so lange die persönliche und lebendige Beziehung zu Gott fehlt. Alles aber, was die Kirche lehrt, soll die Voraussetzungen für diese Beziehung schaffen, Die Lehre der Kirche soll das Ja des Willens zu Gott erleichtem, denn die Tatsache einer „fldes quaerens
intellectum“ bleibt auch in der nach-konziliaren Zeit bestehen. Wenn der Verfasser des genannten Angriffes auf den Religionsunterrichti Katechismusantworten abschaffen und zugleich einen besseren Ersatz für den derzeitigen Katechismus vorlegen kann, dann kann er des Dankes gewiß sein, denn mit Kritik allein ist nicht geholfen; wenn er jedoch dem Unterricht an den höheren Schulen die Aneignung von metaphysischen und dogmatischen Wahrheiten vorwirft, dann ist dies ein Rückfall in den Agnostizismus oder in die selbstherrliche Aufklärung!
Allerdings war der Religionsunterricht zu sehr verstandesmäßig orientiert und Ist es teilweise bei einigen SchuMüchsen und „Dozenten“ auch heute leider noch. Die Behauptung aber, ^imara, konzentriert sich fast ausschließlich auf die wissenschaftlichen Grundlagen des Glaubens und vernachlässigt die Vertiefung und die Verlebendigung des Glaubens“, ist ein liebloses und ungerechtes Pauschalurteil eines Außenstehenden über “ alle die Religionslehrer, die sich immer wieder ehrlich um das Hauptziel des Religionsunterrichtes mühen^ um den Vollzug des Glaubens, umi die Bewährung, um den Sitz des Glaubens im Leben, Es ist auch nicht richtig, daß die Gottesbeweise „einen zentralen Platz“ im Religionsunterricht einnahmen und einnehmen. So weit hier bekannt ist, wurde übrigens auf eine ausführliche Behandlung der Gottesbeweise an den meisten Schulen schon seit Jahren verzichtet.
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