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Digital In Arbeit

Schüler dialogisieren mittels Computer

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Von Österreich aus wird ein internationales Netz gewoben: Konfliktbewältigung via Computer gestützter Kommunikation.

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Von Österreich aus wird ein internationales Netz gewoben: Konfliktbewältigung via Computer gestützter Kommunikation.

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Hurra, wir haben einen Konflikt! Das ist nicht unbedingt jenes Ergebnis, das sich Rüdiger Teutsch vom Interkulturellen Zentrum Wien vorstellt. Teutsch ist mit der Koordination des soeben gestarteten und bis August 1996 anberaumten Projektes „Peace Education and Conflict Resolution” betraut, an dem sich 13 höhere Schulen aus zehn Ländern beteiligen. Osterreich ist mit vier Gymnasien (Wien XVIII, Schopenhauerstraße; Graz, Sacre Coeur; RG/BRG Tams-weg und BG/BRG für Slowenen in Klagenfurt) stark vertreten. Kein Wunder, die Initiative, Schulen thematisch zu vernetzen, in knapp zwei lahren über Internet einen computergestützten Dialog über Erfahrungen mit Konflikten aufzubauen, stammt von Josef Neumüller von der Auslandsabteilung des Unterrichtsministeriums, und von Sektionschef Anton Dobart.

Im Friedensforschungszentrum Schlaining im südlichen Burgenland wurde vergangene Woche das Startsignal mit einem Treffen der Projektlehrer aus Osterreich, Argentinien, Indien, Mazedonien, Nigeria, Schweden, Slowakei, Spanien, Ungarn und den USA gegeben. Konkret sollen Schüler zwischen 15 und 17 Jahren gemeinsam mit den Lehrern und Lehrerinnen Problembereiche im schulischen Umfeld untersuchen, Analysemodelle entwickeln und versuchen, Lösungsansätze in die Praxis umzusetzen. Dabei soll die internationale Zusammenarbeit erprobt werden. Globale Denk- und Handlungsweisen müssen entwickelt werden.

Aber nicht jede teilnehmende Schule verfügt über Internet. So muß sich beispielsweise das nigerianische „Queen's College” in Lagos des Internet-Anschlusses der

Universität Lagos bedienen. Die indische St. John's School in Bombay kann ein Fax benutzen, das in jener Bank steht, in der die Tochter der Projektlehrerin Molly Fer-nandez arbeitet.

In der ersten Phase sollen Schüler lernen, mit Konflikten umzugehen. Ein „Herumstochern” in Konflikten soll aber vemieden werden. „Tabus haben durchaus eine wichtige Funktion”, so Teutsch. Sensibilisierung der Schüler und ein Kommunikationstraining stehen an erster Stelle: Zuhören können, ver-sten, was „den anderen” bewegt, ist Erfahrungsziel

Uli Teutsch, Gattin des Projektkoordinators und Philosophin/Psychologin an der AHS Schopenhauerstraße in Wien, hat das in Schlaining Erfahrene gemeinsam mit dem Englisch-Profesor Kurt Herlt schon umzusetzen begonnen. Konflikte an der Oberfläche sind, so Uli Teutsch, eine Stufe tiefer Wertkonflikte, und noch weiter darunter handelt es sich um Identitätsprobleme. In Gesprächen mit Klassenkameraden, mit denen man sonst kaum Kontakt hat, sollte klarer werden: Wer bin ich? Wer ist der andere? »

Das Interkulturelle Zentrum (1050 Wien, Kettenbrückengasse 23, Tel. 0222/586-75-44) führt Schüleraustauschprogramme durch. Besonderes Anliegen: Kontakte zu Osteuropa. Österreicher bevorzugen allerdings England und Frankreich. Da will das Zentrum gegensteuern. „Bratislava ist heute viel spannender als Paris”, so Rüdiger Teutsch zur furche.

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