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Schüler über Jerusalem

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Zum Schulschluß präsentieren Kinder ihre Arbeiten, die sich mit der religiösen Bedeutung von Jerusalem beschäftigen.

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Zum Schulschluß präsentieren Kinder ihre Arbeiten, die sich mit der religiösen Bedeutung von Jerusalem beschäftigen.

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Seit König David vor 3000 Jahren Jerusalem eroberte, ist die Stadt Symbol der Begegnung mit Gott. Am Ende der Tage werden alle Völker nach Jerusalem ziehen. Das Wesen dieser Stadt, die für Juden, Christen und Muslime heilig ist, hat in ihrer Geschichte unzählige Menschen fasziniert. In diesem Schuljahr lud das Religionspädagogische Institut (RPI) in Wien die Lehrer ein, sich im Unterricht mit der religiösen Bedeutung von Jerusalem auseinanderzusetzen. Als Ergebnis sollte ein Projekt erstellt werden. „Wir waren vom großen Interesse und Engagement überwältigt”, freut sich Karl Essmann vom RPI. Über 1700 Schüler reichten insgesamt 380 Arbeiten ein. Auch Schulen aus Slowenien, der Slowakei und Tschechien nahmen daran teil. Eine Fachjury prämierte die besten Werke, die zum Schulschluß in einigen Wiener Innenstadt-Buchhandlungen ausgestellt werden. Überraschend vielfältig waren die Methoden. Von gebastelten Thorarollen über Video-und Tonkassetten bis hin zu Collagen aller Art waren der Phantasie keine Grenzen gesetzt.

Wie sehr die Verbindung zwischen dem Thema Jerusalem und den Interessen der Schüler geglückt ist, zeigt die Arbeit einer dritten Volksschul-klasse in Wien. „Wir haben uns im Religionsunterricht ein ganzes Jahr damit beschäftigt”, erzählt die Lehrerin Gabriela Zimba. Um die vielen Anregungen und Ideen unter einen Hut zu bekommen, gestalteten die Kinder in Gruppen Tafeln mit verschiedenen Motiven zu Jerusalem. Eine Zeichnung behandelt zum Beispiel den Gegensatz zwischen Krieg und Frieden in der Geschichte der Stadt, eine andere das Leben Jesu. Aus den einzelnen Teilen bildeten sie ein Belief mit einem Kreuz in der Mitte. „So haben wir auch die religiöse Dimension miteinbezogen. Anhand dieses Lernprozesses sollte den Kinder vermittelt werden, daß es neben der wahrnehmbaren Wirklichkeit auch noch die Dimension des Glaubens gibt”, erklärt Zimba.

Die Schüler der zweiten Klasse der Hautpschule 2 im niederösterreichischen Wolkersdorf gingen vom historischen Ansatz aus und überlegten sich, wie Jerusalem vor 3000 Jahren ausgesehen hat. Das Ergebnis ist in einem siebenminütigen Spielfilm festgehalten.

In der Handlung begeben sich fünf Jugendliche auf eine Zeitreise und landen im Schloß des Königs David. Während eines Spaziergangs durch Jerusalem lernen sie die damalige Stadt und die Lebensweise der jüdischen Menschen kennen. „Dazu mußten wir uns zunächst intensiv mit der Geschichte und dem Judentum befassen”, betont Lehrerin Veronika Opitz. „Dann haben wir die Gewänder genäht, Requisiten gebastelt und das Drehbuch geschrieben. Jeder Schüler brachte seine Fähigkeiten ein. Sogar die Eltern konnten wir dafür begeistern.” So habe beispielsweise ein Vater seine Kamera zur Verfügung gestellt, ein anderer erklärte sich bereit, den Schnitt des Videos zu machen. „Auf diese Weise lernten die Schüler mehr als von einem Vortrag”, ist die Lehrerin überzeugt.

Daß der pädagogische Wert nicht nur in den herzeigbaren Ergebnissen, sondern auch in der gemeinsamen Erarbeitung im Unterrichtsgeschehen liegt, wird am Projekt der Integrationsklasse des Bundesrealgymnasiums Klagenfurt-Viktring deutlich. Um ihren blinden Mitschüler miteinzube-ziehen, stellten die Schüler den Schriftzug des Wortes „Frieden” in mehreren Sprachen mit ihren Körpern dar. Auf der Fotocollage, die den Vorgang dokumentiert, heißt es in Deutsch und in der Blindenschrift: „Friede ist nicht nur ein Wort, Friede betrifft den ganzen Menschen - Geist, Seele und Körper.”

Die Sehnsucht nach Frieden, vor allem unter den Religionsgemeinschaften, durchzieht wie ein roter Faden alle Arbeiten. Die Jugendlichen der Hauptschule Altenmarkt drückten ihren Wunsch für die nächsten 3000 Jahre Jerusalems in einem für nur drei Spieler (einen Christen, einen Juden und einen Muslim) geeigneten Brettspiel aus, wo es keinen Sieger und Verlierer gibt. „Gewinnen kann man erst, wenn auch die beiden anderen zum Ziel gekommen sind”, lautet die Spielregel.

Von der FURCHE nach seinem Eindruck befragt, kam Yoel Sher, der Botschafter des Staates Israel in Österreich, beim Betrachten all dieser Werke nachdenklich zum Schluß: „Manchmal sollten die Erwachsenen mehr von den Kindern lernen”.

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