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Digital In Arbeit

„Sie müssen verbale Ellbogen einsetzen”

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Das Kommunikationsverhalten hat sich geändert. Wer heute eine Botschaft erfolgreich an Medien verkaufen will, muß gewisse Spielregeln beherrschen.

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Das Kommunikationsverhalten hat sich geändert. Wer heute eine Botschaft erfolgreich an Medien verkaufen will, muß gewisse Spielregeln beherrschen.

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Glauben Sie, ich sollte mit Dich-and Mittagessen gehen?” Eine häufig gestellte Frage frisch ge-backener Begierungsmitglieder an die beiden Kommunikations- und Medientrainer Gerhard Friedrich und Katharina Ditz. Politiker und Führungskräfte sind oft unsicher im Umgang mit Medien, denn: in der heutigen Informationsgesellschaft will der Kontakt zu Journalisten besonders gepflegt sein. Nach dem Motto, was sie schon immer über Medien und Journalisten wissen wollten, haben die beiden Kommunikationstrainer ein Buch mit dem Titel „Wer nicht auffällt fällt durch” herausgegeben. Wenn Sie wissen wollen, warum Ihr Gesprächspartner nur gelangweilt gähnt oder warum die Konkurrenz mit ihrem viel schlechteren Produkt in Medien vorkommt und Sie nicht, dann wird dieses Buch für Sie ein wertvoller Ratgeber sein.

Ob US-Präsident Bill Clinton, Jörg Haider oder Bundeskanzler Viktor Klima. Sie haben eines gemein: Sie beherrschen perfekt den Umgang mit den Medien - und haben damit den entscheidenden Erfolg. „Wer medial nicht offensiv agiert, geht unter”, beschreiben die Autoren ihr Erfahrung.

Untertitel des Buches: „Die neuen Spielregeln für die Piktogramm-Gesellschaft.” Piktogramme sind auf die bildliche Vereinfachung zurückgeführte Information, die einprägsam, klar und unverwechselbar sein soll. Nur wer Informationen piktogrammhaft vermitteln, Inhalt und Wirkung zu einem einheitlichen Ganzen verbinden kann, wird erfolgreich kommunizieren können. „Die Piktogramm-Sprache erscheint zunehmend bestimmend auch dafür, ob jemand mit seiner Information bei uns überhaupt ,landen' kann”, beschreiben Friedrich und Ditz die Bedeutung dieser neuen Bildsprache.

Da die Informationsflut immer größer wird, wird die Fähigkeit des schnellen und richtigen Selektierens von Information zur Schlüsselqualität, argumentieren die Autoren. In weniger Zeit muß heute mehr gesagt werden. Also muß das Gesagte prägnant und auf den Punkt gebracht formuliert werden. „1995 wurden in den USA erstmals mehr Computer verkauft als Autos”, so Friedrich und Ditz. Seit der Einführung des World Wide Web verzeichnete der Datenverkehr bereits in der ersten Hälfte der neunziger Jahre eine Steigerung des Dateijverkehrs um 300 Prozent pro Jahr. Niemand kann dabei mehr den Überblick bewahren. Daher muß Information, um von uns wahrgenommen zu werden, spannend, attraktiv und unterhaltend aufbereitet sein „Die Piktogramm-Gesellschaft erzeugt Konsumenten, die auf einfache Reize reagieren,” so die Autoren. Wer als Politiker diese Spielregeln nicht beherrscht und sich nicht immer und überall gleich in den Vordergrund drängt, fällt eben durch und wird von den Wählern nicht wahrgenommen.

Gekonnter Umgang mit Journalisten und sicheres Auftreten im Fernsehen ist aber nicht nur eine Sache der Begabung, sondern in den meisten Fällen hartes Training. Das Buch ist allerdings weniger ein Ratgeber für richtiges Kommunikationsverhalten. Friedrich und Ditz haben sich mehr auf Beispiele und die Analyse des Ist-Zustandes unserer Informationsge-

Seilschaft beschränkt. Erst am Ende des Buches findet sich eine kurze Zusammenstellung über die wichtigsten Spielregeln für erfolgreiches Kommunizieren. Dargestellt in einem von den Autoren entwickelten Infogramm, was nichts anderes ist, als sieben Eckpfeiler, die den gewünschten Verlauf eines Gespräches garantieren soll.

Das Buch ist flüssig geschrieben und sicherlich für jeden empfehlenswert, der sich mit der Informationsgesellschaft auseinandersetzten will und muß. Das durchaus spannende Thema wurde durch zahlreiche Fakten und gründli- . che Recherche leserfreundlich aufbereitet. Leider finden sich einige Allgemeinplätze: „Ein klares Ziel und gute Vorbereitung stellen sicher, daß die für die Kommunikation zur Verfügung stehende Zeit effizient genützt wird.”

Oft fehlt auch der Zusammenhang zwischen Gedanken. So wird in dem Kapitel „Die Ellbogen-Mentalität formt unsere Kommunikation” innerhalb weniger Seiten eine ganze Reihe unterschiedlicher Themen behandelt. Die Autoren springen von dem Gesellschaftsphänomen der neuen Ich-Mentalität, über Mobbing zum Generationenkonflikt und landen schließlich bei der Analyse über Gewalt im Fernsehen. Das Kapitel schließt mit der Kampfansage: „Konflikt ist angesagt. Konflikte sind Unterhaltung für die Zuseher, Konflikte bringen Einschaltquoten... Durchsetzen ist gefragt. ,Sie müssen verbale Ellbogen einsetzen' raten wir Politikern und Managern, bevor sie in eine Diskussionsveranstaltung gehen. Das gehört mittlerweile zum notwendigen Rüstzeug, um die eigene Position in der medialen Kommunikationslandschaft zu erkämpfen und zu verteidigen - gerade auch in Podiumsund Fernsehdiskussionen. Denn auch hier ist die Gangart rauher geworden.” Daß dieser militärische Ton im Umgang mit anderen Menschen nicht die Wirkung verfehlt, kann man täglich im Fernsehen mitverfolgen.

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