Sprechen -Denken -Sehen

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Wie ist das denn nun mit den Wörtern? Mit dieser stets mitschwingenden Frage spüren Wolfgang Hermann und Katharina Sieg in "Die Tiere und die Wörter" grundlegenden Fragen der Sprachphilosophie auf eine auch für ein junges Lesepublikum zugängliche Weise nach. In ihrem metasprachlichen Bilderbuch bereiten sie komplexe linguistische Denkübungen schmackhaft auf und vollziehen dabei sprachliche Metamorphosen der besonderen Art. Eingangs scheint das mit den Wörtern noch ganz einfach -so der Frosch: "Man verschluckt am besten so wenige wie möglich, dann hat man keinen Ärger." Denn in "Die Tiere und die Wörter" gehen letztere durchwegs durch den Magen. Sie werden von den tierischen Protagonisten angeknabbert, geschluckt und verdaut, lösen (Magen-und) Gemütsverstimmungen aus und können bei nicht sorgfältigem Umgang zu sprachlicher Hungersnot führen.

Mit Lust am heiterem Sprachspiel und immer neuen Fragen erkundet der österreichische Schriftsteller in seinem ersten Kinderbuch die Mechanismen von Sprache. Wörter werden auseinandergenommen, auf den Kopf gestellt und in fiktionalen Kunstsprachen neu zusammengesetzt. Warum heißt das Zebra "Zebra"? Warum an anderen Orten "Arbez"? Gibt es das Ding auch ohne das Wort? Kann ich das Zebra ohne seine Bezeichnung überhaupt denken? Und wer von den beiden war zuerst da?

Bild und Text übertragen dabei die in der Linguistik betonte Symbiose von Sprechen und Denken auf das eigene formale Zusammenwirken. Sprache wird in ihre kleinsten gemeinsamen Nenner zerlegt und das Alphabet schreibt sich auf visueller Ebene ganz physisch in die außersprachliche Wirklichkeit ein. Katharina Siegs phantastisch-surreale Bildwelten sind geprägt von der Materialität der Buchstaben, die als grundlegendes Gestaltungsprinzip Landschaften wie deren Bewohner formen und Sprache greifbar werden lassen. Dabei werden die Grenzen zwischen Sprache und Wirklichkeit, die sich in untrennbarer Wechselwirkung gegenseitig bedingen, zunehmend durchlässig. Denn Sprache konstituiert Wirklichkeit genauso, wie sie sich erst aus dieser Wirklichkeit ergibt. Dass dabei so mancher Kno-

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