Sprint zur PISA-Spitze?

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Hartes Training, Kampfgeist, Siegeswille - und ab ins Rennen: Was Österreichs Sportlerinnen und Sportler zuletzt in Turin versuchten, wird ab nächster Woche auch der Schülerschaft abverlangt. PISA ist wieder angesagt, jene OECD-Vergleichsstudie, in der die 15-/16-Jährigen nicht mit Schnelligkeit oder Ausdauer punkten, sondern mit Bildung und Cleverness.

Eine Disziplin, in der Österreich zuletzt nicht wirklich brillierte: Statt glänzender Medaillen erreichte man bei PISA 2003 (mit Fokus auf Mathematik) bestenfalls Mittelmaß. Um Ähnliches bei PISA 2006 (mit Schwerpunkt Naturwissenschaften) zu verhindern, haben Bildungsministerium und Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) nun den Wettkämpfern eine Intensiv-Trainingseinheit verordnet: Broschüren mit alten Frage-Beispielen sollen den über 90.000 Schülerinnen und Schülern des Geburtsjahrgangs 1990 - und ihren Eltern - zeigen, wie das Multiple-Choice-System der OECD funktioniert. Ein sinnvolles Briefing, könnte man meinen. Schließlich spielt das PISA-Ranking auch "eine Rolle bei künftigen Betriebsansiedlungen und Unternehmensgründungen in Österreich", wie Broschüren-Autor Jürgen Rainer weiß.

Zugleich konterkariert diese Hauruck-Aktion freilich jedes Plädoyer für nachhaltiges Lernen. Sie ändert auch nichts daran, dass in Österreich sechs Prozent des Jahrgangs 1990 zum Zeitpunkt des PISA-Tests gar nicht mehr in die Schule gehen; und sie ändert nichts daran, dass 14 Prozent nicht sinnerfassend lesen können und die sozioökonomische Herkunft eines Kindes seinen Bildungsweg bestimmt. Um das zu ändern, bedürfte es einer tatsächlichen Reform des Schulsystems - und eines langfristigen Umdenkens.

Eine kurze Testanleitung wird Österreichs Schülern wohl ein paar PISA-Punkte bringen: Gold im harten Bildungs-Wettkampf erreichen sie damit sicher nicht.

doris.helmberger@furche.at

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