Streber, Störer, Sitzenbleiber

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Die Leistungsunterschiede in Schulklassen sind oft beträchtlich. Vor allem in Städten werden Gymnasien mehr und mehr zu Gesamtschulen. Eine wegweisende Entwicklung - oder ein fataler Trend? Die Meinungen der Experten sind geteilt.

Kaum eine Debatte ist in Österreich so ideologisch belastet wie jene über den Sinn von Gesamtschulen. Die gemeinsame Schule für alle 10- bis 14-Jährigen gilt seit jeher als Eckpfeiler der SP-Bildungspolitik - und rotes Tuch für VP-Bildungsexperten. Eine sachliche Diskussion wäre aber wünschenswert - zumal PISA-Testsieger Finnland ein binnendifferenziertes Gesamtschulwesen aufzuweisen hat.

Gesamtschulähnliche Systeme haben freilich auch hierzulande Fuß gefasst - vor allem in Wien, wo die Hauptschulen an massivem Schülerschwund leiden. So werden im Schulversuch "Mittelschule" Gymnasiasten und Hauptschüler im Sinn einer "horizontalen Kooperation" gemeinsam von Lehrerteams unterrichtet. Demgegenüber will man im Schulversuch "Differenzierte Kooperationsschule" durch eine "vertikale Kooperation" mit weiterführenden Schulen punkten.

"Unser gesamtschulartiges System führt zu höherer Motivation und weniger Nachhilfe", meint Herbert Schmidt, Direktor des Gymnasiums Anton-Krieger-Gasse, das im Rahmen des "Schulverbundes Süd" mit mehreren Hauptschulen zusammenarbeitet. "Je später die Segregation der Schüler stattfindet, desto besser." Anders die Sicht von Franz Demel, Direktor der Albertus Magnus Schule, einer Differenzierten Kooperationsschule: "Viele Beispiele zeigen, dass in einer Eintopfschule' nicht viel weitergeht. Was die Eltern wirklich interessiert, ist, ob ihr Kind nach der Hauptschule alle Chancen hat."

Ab Herbst 2003 müssen freilich beide Varianten einer dritten weichen - der "Kooperativen Mittelschule" (KMS), auf die sich der Wiener Stadtschulrat einstimmig einigen konnte. Mit ihrem Schwerpunkt auf Differenzierung, Individualisierung und Berufsorientierung gilt sie als politischer Kompromiss. DH

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