Tyrannen im Berufsleben

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Immer mehr Betriebe klagen, dass Lehrlinge nicht mehr die Grundvoraussetzungen für eine Ausbildung erfüllen. Vor allem fehle es an sozialer Kompetenz. Diese Diagnose liegt dem neuen Buch von Michael Winterhoff zugrunde, das er diesmal zusammen mit Isabel Thielen geschrieben hat. Thielen ist Personalleiterin eines Medienunternehmens sowie Business-Coach. Das dritte Buch des deutschen Kinder- und Jugendpsychiaters bezieht sich also auf die Arbeitswelt und die Berufseinsteiger. Auch dieses Buch durchzieht Winterhoffs „Hypothesen“, wie er selbst sagt; nämlich jene, dass eine psychische Unreife zu dieser Misere im Ausbildungsbereich führe. Die Ursachen sind, wie bereits im Interview (oben) erläutert, in Beziehungsstörungen zu finden, die seiner Meinung nach noch zu wenig erkannt, aber den Kern der Problemlage bilden.

„Erhebliche Sprengkraft“

Dabei, so das Autorenduo, ist die Situation gravierend: „Wenn in diese sicher auf Dauer noch anspruchsvoller werdende Arbeitswelt zunehmend Menschen eintreten, die den Anforderungen nicht gewachsen sind und im Arbeitsalltag nicht Fuß fassen können, entsteht gesellschaftlich eine erhebliche Sprengkraft.“

Der Ausweg wird in einem Angebot der Nachreifung für die betroffenen Jugendlichen gesehen. Dies bedeutet Beziehungsarbeit und intensive Betreuung dieser Jugendlichen. Doch Winterhoff appelliert freilich an Eltern und Pädagogen, ihre Erziehungskonzepte zu überdenken, um das Problem bei der Wurzel zu packen.

Das Anliegen des Buches ist gut dargestellt und nachvollziehbar. Doch wünscht man sich allmählich eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den entwicklungspsychologischen Thesen. (bog)

Persönlichkeiten statt Tyrannen

Von Michael Winterhoff, Isabel Thielen,

Gütersloher Verlagshaus 2010,

192 Seiten, geb., e 17,95.

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