Nun hat sich auch Richard David Precht in die Schul-Debatte geworfen: In seinem neuen Bestseller "Anna, die Schule und der liebe Gott“ plädiert der deutsche Pop-Philosoph für eine "Bildungsrevolution“ samt Kindergartenpflicht vom dritten Lebensjahr an, einer Gesamtschule bis zur zehnten Klasse - und Ganztagsschulen "mit vielen Projekten und Notenverzicht“. Abgesehen von ganz Letzterem: So wirklich neu sind Prechts Ideen nicht. Seit Jahren fordern Elternvertreter mehr Schulen mit ganztägiger Betreuung für ihre Kinder - und Lernforscher eine bessere Verschränkung von Freizeit und Unterricht. Während sich Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) dieses Modell verpflichtend wünscht, um auch Kinder aus sozial benachteiligten Familien besser integrieren und fördern zu können, plädiert die ÖVP für elterliche Wahlfreiheit. Unbestritten ist, dass es in Zukunft mehr Ganztagsplätze braucht. Laut Regierungsbeschluss sollen bis 2014/15 insgesamt 26.000 neue Plätze österreichweit geschaffen werden. 80 Millionen Euro pro Jahr stehen dafür zur Verfügung. Anschließend sollen diese Mittel bis 2018 verdoppelt werden, um 2019/20 auf rund 200.000 Ganztagsplätze zu kommen.
Davon ist man heute weit entfernt: 119.000 Schüler unter 14 Jahren - das entspricht 17,5 Prozent - werden derzeit ganztags betreut. Bei den Pflichtschulen beträgt der Deckungsgrad 14,5 Prozent, in der AHS-Unterstufe 33,1 Prozent. Die regionalen Unterschiede sind indes groß: Während in Wien ein Drittel der Pflichtschüler ganztags in der Schule sitzt, sind es in Tirol nur sechs Prozent. In der AHS-Unterstufe liegt Vorarlberg mit 86 Prozent an der Spitze, Schlusslicht ist das Burgenland mit zehn Prozent. (dh/APA)
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