Vermessene Schüler, allmächtiges BIFIE

Werbung
Werbung
Werbung

Es war ein medialer Scoop, den Die Presse am 25. Februar landete: Zehn Wochen lang sollen die Mail-Adressen von 37.000 Lehrerinnen und Lehrern sowie die (anonymisierten) Ergebnisse von 400.000 "Informellen Kompetenz-Messungen" (IKM) auf einem rumänischen Server gelegen sein - allgemein zugänglich und unverschlüsselt. Bereits am 18. Dezember hatte das zuständige BIFIE (Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des österreichischen Schulwesens) Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) über das Datenleck informiert. Die Ministerin ging davon aus, dass es geschlossen würde, doch nichts geschah. Ob Schlamperei zur Panne führte oder gar ein "gezielter Angriff" dahintersteckte, wie man beim Betreuer der Applikation, Kapsch BusinessCom, vermutete, wird noch geprüft.

Der Datenleck-Skandal ist jedenfalls Wasser auf die Mühlen all jener, die der wachsenden Machtfülle des BIFIE kritisch gegenüber stehen. Schließlich ist das Institut nicht nur für die Durchführung der internationalen Schülertests PIRLS, TIMSS und PISA sowie für IKMs und Bildungsstandard-Erhebungen zuständig - sondern auch für die Abwicklung der Zentralmatura. Bis die Leck-Ursache geklärt ist, sind laut Heinisch-Hosek alle Schultests ausgesetzt. Auch die für Mai geplante Überprüfung der Bildungsstandards im Fach Deutsch ist fraglich. Der Wiener Stadtschulrat geht noch weiter und beendet die Zusammenarbeit mit dem BIFIE beim Wiener Lesetest.

Zentralmatura und Literatur: Wie geht das?

Und was ist mit der Zentralmatura? Zwar ist sie nach verschobenem Start erst 2015 (an den AHS) bzw. 2016 (an den BHS) verpflichtend, doch an mehr als 90 Prozent der Gymnasien finden bereits jetzt Schulversuche statt, bei denen die schriftlichen Aufgaben zumindest in einem Fach -meist Englisch -Anfang Mai zentral vom BIFIE vorgegeben werden. Ob sie dort sicher sind, oder ob die Lehrer die Aufgaben doch selbst ausarbeiten müssen, soll eine unabhängige Stelle bis 4. April prüfen. Für AHS-Lehrergewerkschafter Eckehard Quin kommt das viel zu spät, schließlich müssten die Aufgaben nach dem alten Schema bis spätestens vier Wochen nach Beginn des zweiten Semesters -also demnächst -eingereicht werden. Die Zentralmatura scheint also zu wackeln.

Sehr zur Freude der IG-Autoren, die darüber klagt, dass ein Jahr vor dem Start "immer noch keine wirklich brauchbaren Deutsch-Matura-Aufgaben vorliegen" würden. Die Gruppe lehnt die vollzentrale Matura im Fach Deutsch prinzipiell ab, da Literatur durch idente Fragen für alle Schultypen zum "Impulsmäntelchen für das Abprüfen von Textsortenkompetenz" verkommen würde, so die Warnung.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung