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Digital In Arbeit

Versichert?

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Mit dem Höhepunkt der Wirtschaftskonjunktur haben wir auch den Höhepunkt jener Verhältnisse überschritten, die durch die Verachtung kleinerer Aufträge durch Handwerker gekennzeichnet waren. Die Zeiten, in denen der Installateur dem verzweifelten Rohrbruchgeschädigten nur mit einem Achselzucken unter Hinweis auf „Do it yourself!“ antwortete, sind vorbei. Sogar die Witzzeichner der Illustrierten, die .eine. Saison lang von solchen Pointen lebten, suchen schon nach anderen (008 mai ariebnuffni

Die Verhältnisse haben sich, wie gesagt, etwas gebessert. Heute fragt der Handwerker besorgt, wenn es gilt, eine Reparaturarbeit anzutreten: „Sind Sie versichert?“

Der Uneingeweihte hält diese Frage für menschliche Teilnahme. Es über dem Schuljahr 1966 67 um acht und beträgt nunmehr 272 Schulen. Die Klassenzahl ist von 3543 auf 3816 Klassen gestiegen. 7761 Lehrer, um 1,9 Prozent mehr als im Berichtszeitraum des Vorjahres, unterrichten an allgemeinbildenden höheren Schulen.

geht auch dem Glasermeister nahe, wenn sein Auftraggeber etwa die große Fensterscheibe aus eigener Tasche bezahlen muß.

Der Wissende indes hat leider erkannt, daß hinter der Frage „Sind Sie versichert?“ eine Falle steckt. Antwortet man nämlich mit „Nein!“, so kommt der Handwerker sogleich und führt die Arbeit aus. Antwortet man aber mit „Ja!“, so beginnt sich der Auftrag in die Länge zu ziehen und wird nur nach mehrmaliger Urgenz ausgeführt.

Was ist die Ursache dafür? Will der Handwerker etwa jenen armen Mann, der — weil unversichert — den Schaden selbst bezahlen muß, mit seiner Zuvorkommenheit entschädigen? Das wäre immerhin ein edler Zug. Die wahre Ursache ist: Von den Versicherungen bekommen die Handwerker ihre Rechnungen oft erst nach langen Wartezeiten und nach Korrektur auf bestimmte Tarife bezahlt. Der kluge Auftraggeber sagt daher lieber vorher von seiner Versicherung nichts.

• Mehr „Studierte“

Dem Drange vom Hilfs- zum Facharbeiter entspricht im höheren Studium die permanente Zunahme der Studenten an den österreichischen Mittel- und Hochschulen. Die Tendenz ist erfreulich, wenn wir auch noch prozentuell gegenüber anderen Staaten zurückliegen.

112.043 Schüler, um 8,7 Prozent mehr als im Vorjahr, besuchten im Schuljahr 1967 68 allgemeinbildende höhere Schulen (vormals Mittelschulen). Somit besucht jeder zehnte Schüler eine allgemeinbildende höhere Schule. Bezogen auf die gleichaltrige Bevölkerung stieg der Anteil der Schüler an allgemeinbildenden höheren Schulen von 11,3 Promille im Schuljahr 1966 67 auf 12,2 Promille im laufenden Schuljahr an.

Im Schuljahr 1967 68 wurden erstmals die im Schulorganisationsgesetz 1962 vorgesehenen Oberstufenformen geführt. 3430 Schüler (40,3 Prozent) entschieden sich für das Neusprachliche Gymnasium,1856 (21, Prozent für das Naturwissenschaftliche Realgymnasium, 1368 Šch'ūleri'fM bTOė“ zent) für das Realistische Gymna-

sium, 1206 Schüler (14,2 Prozent) für das Humanistische Gymnasium und 452 Schüler (5,3 Prozent) wählten das Mathematische Realgymnasium.

Die Zahl der allgemeinbildenden höheren Schulen erhöhte sich gegen

Diese Daten sind verbürgt, denn sie stammen von unserem Statistischen Zentralamt, das uns damit einen wertvollen Beitrag zur . Soziologie unserer Bildungsgeschichte geleistet hat.

• Abgelegte Herrenkleider

„Abgelegte Herrenkleider“, das ir Spottwort aus üppigen Zeiten, ist k längst wieder modern geworden in der Prosperity unserer Tage. Basars und Altwarengeschäfte wissen, wie wählerisch die Kunde bei gebrauchten Kleidern ist.

Nun war es ja beim Autokauf immer schon anders. Die Demokratisierung des Käufers, die Eigenheiten unserer Steuerabschreibung, die laufend gute, ein bis zwei Jahre alte Autos auf den Markt warf, die „Schreckverkäufe“ nach leichteren Unfällen unter anderem belebten den Handel mit „Gebrauchtwagen“. Trotzdem trat darin in der letzten Zeit eine gewisse Stagnation ein: die „Autofrtedhöfe“ wuchsen.

Das wird nun wieder anders werden, da seit einigen Tagen auf fabriksneue Wagen eine zehnprozentige Sondersteuer fällt. Gewiß hat der letzte Run auf neue Mittelklassewagen eine bestimmte Sättigung erzeugt; nicht jeder aber konnte noch fünf vor zwölf 40, 50 und 60 Tausender hinblättern und wird wieder, mindestens in der schöneren Jahreszeit, zu den „abgelegten Herrenkleidern“, zum Gebrauchtwagen finden.

Freilich: Wenn diese dann wieder begehrter werden, werden auch sie im Preise anziehen — und der Teufelskreis ist geschlossen.

• Zeitgenießer

ö Da wird geraunzt und ausstaffliert, das Fleisch ist zu fett, das Henderl zu wenig knusprig, die Sauce zu wenig pikant und der Grill zu wenig gemixt. Dazwischen wird gestaunt: Was, Sie haben nur einen Käse (Wein, Obst, Bier, Likör) aus Österreich?

In Abständen dringen dann einmal weltpolitische Alarmnachrichten sogar bis zu den Feinschmeckern, und plötzlich werden wahllos Reis, Erbsen, Bohnen, Öl, Zucker und Mehl gehamstert, bis man sich — nach einigen Opfern in weiter Feme — wieder beruhigt. Dann wird weiter ausstalliert.

Nun werden die Abstände zwischen den weltbewegenden Ereignissen immer kürzer. Wäre es da nicht fast an der Zeit, im Schwelgen, Sich- aus-leben und Geld-am-Schädel- hauen innezuhalten und die Zeichen an der Wand zu lesen?

Es sind Frage- und Ausrufungszeichen!

• Wer pflückt, erlebt Geschichte

Im Gebirgsdörfchen, in dem man seinen Urlaub verbringt, läßt die Kleinhäuslerin beim Greißler fleißig aufschreiben. Die Frau hat fünf Kinder, die emsig umherstreunen und Unfug treiben. Im Wald reifen die Hirn- und Heidelbeeren, im Ort selbst gibt es eine Eierschwammerlsammelstelle, doch weder die verschuldete Familie noch die übrigen Dorfbewohner kümmern sich um die Waldfrüchte.

Audi die Sommerfrischler brocken nicht. Um so ungestümer verlangen sie vom Dorfkaufmann ausländische Weintrauben. Dabei wäre es gut für die Linie und so nebenbei auch für die Seele, würden sie sich etwas bücken und zu den Schwammerln hinabsteigen. Beim Beerensammeln kann man die Geschichte der Menschheit erleben, wie unsere Vorfahren jahrtausendelang von der Hand in den Mund leben, und pflückt man Brombeeren, hat man die Gewißheit, daß es die prähistorischen Völker genauso handhabten. Der Griff nach der wilden, reifen

Frucht blieb durch Jahrtausende gleich, und die Technik machte einen großen Bogen um die Pilzlinge. Wer pflückt, weiß mehr vom Leben

O Brüder

In der Prager katholischen Wochenzeitung „Katholickė noviny“ befaßt sich „—ei—“ mit dem heute viel genannten Problem des „Dialogs“. „Ich bin der Meinung“, heißt es da unter anderem, „daß ein Dialog nicht nur zwischen uns (Katholiken) und der übrigen Weit notwendig ist: ich glaube, daß eine Diskussion innerhalb des Katholizismus ebenso wichtig ist. Wer von uns sich in der letzten Zeit an der innerkatholischen Diskussion beteiligt hat, der weiß, daß diese nahezu eine Katastrophe ist. Wir haben uns gedanklich vollkommen polarisiert; und die Integralisten und die Progressiven kommunizieren miteinander nur ungewöhnlich mühsam.

Ginge es nicht um eine so ernste Situation, wäre es komisch. Wir sind fähig, einen brillanten Dialog mit den Marxisten zu führen — jedoch wir können uns nicht mit dem Bruder unterhalten, der entweder weniger tolerant oder toleranter ist als wir. Beide Lager, die bei den verschiedensten Gelegenheiten gegeneinander losziehen, sprechen nicht allein eine verschiedene Sprache; das wäre nur eine kleine Komplikation. Eine grundsätzliche Sache ist es, daß wir auf verschiedene Art denken. Gegenseitiger Dialog ist jedoch für uns im Leben notwendig; seine Notwendigkeit ist damit gegeben, daß zur organischen Entwicklung welcher menschlichen Tätigkeit immer zwei Strömungen fast unumgänglich sind — die eine als Trägerin der Kontinuität und die zweite, die vorwärts schaut, neue Gedanken produziert oder akzeptiert und eine Transformation der bisherigen Ansichten adäquat zu den Veränderungen der menschlichen Kultur durchführt. Ich bin der Meinung, daß diese zwei Strömungen auch in der Kirche in der oder jener Form immer existiert haben.“

Wer Ohren hat.-.

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