"Vom Glück mit Kindern"

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Zu Beginn steht bei Bergmann eine Abrechnung mit Winterhoffs Thesen und jenen von Bernhard Bueb in dessen Buch "Lob der Disziplin". Leicht polemisch liest sich auch der Rest des Buches, manchmal ist es zu pathetisch, doch handelt es sich hierbei schon um die entschärfte Version: Anwälte von Winterhoffs Verlag witterten laut Süddeutsche Zeitung schon vor dem Andruck des Buches Geschäftsschädigung und so entfiel Bergmanns Antwort etwas nüchterner und der Titel des Buches lautet nicht wie ursprünglich geplant "Warum unsere Kinder keine Tyrannen werden". Seine Thesen sind überzeugend, nicht immer die Beispiele; ob sie den Praxistest bestehen, muss sich erst zeigen.

Dennoch hebt sich sein Appell zu mehr Lebensfreude und Kreativität im Umgang mit Kindern angenehm von Winterhoffs allzu technisch klingenden Regelwerk ab; ebenso seine Sprache, die eine grundsätzliche Kinderfreundlichkeit ausdrückt. Am überzeugendsten ist sein Ansatz mit der Vorbildwirkung, die sich auf einen Satz zusammenfassen lässt: Weniger ist manchmal mehr. Bergmann zeigt mit einem Beispiel - das Kind im Fokus beider überbesorgter Eltern -, wie wichtig die Entwicklung der Erwachsenen selbst und deren Kommunikation untereinander sind: Ein Paar sitzt im Restaurant, das Kind im Hochstuhl. Beide reagieren unentwegt auf jede Regung des Kindes, anstatt sich auch als Paar, als sich liebendes Paar neu zu entdecken.

Kreativität ist laut Bergmann bei so manchem Nein gefragt, zum Beispiel, wenn es um das eine Kuchenstück zu viel geht. Sein Ansatz, das Kind seinen Wunsch genau erklären zu lassen, wodurch es viel lernen könne, benötigt eben genau das, was viele Eltern nicht haben: viel Zeit und von Grund auf unstrapazierte Nerven. Nicht alle Beispiele lösen einen "Aha"-Effekt aus, umso überzeugender ist aber die Grundthese: "Gehorsamsgläubige mit ihrem hektischen Nein, mit ihrem, das wollen wir doch mal sehen, wer hier das Sagen hat, es gibt keinen Kuchen und Schluss damit', (…) mit ihrem, da muss man aber mal Grenzen setzen' stolpern von einer verkrampften, verspannten und höchst unangenehmen Situation in die andere. Natürlich haben sie keine Freunde, zuletzt nicht einmal am ihren Kind."

Warum unsere Kinder ein Glück sind

So gelingt Erziehung heute, Beltz Verlag 2009, 175 Seiten, brosch., e 14,95

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